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Höllenhund

Höllenhund

Titel: Höllenhund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Geräusche, aber unsere Worte sind mehr Gedanken als jene Laute. Kannst du das nicht erkennen?«
    Er zuckte wieder die Achseln, und ich merkte, dass ihm das Thema unangenehm war. »Was macht das schon für einen Unterschied? Ich verstehe dich, du verstehst mich.«
    »Denk doch nach, Rumbo! Gebrauche deinen Verstand! Versuche dich daran zu erinnern, wie es früher war.«
    »Was soll das?«
    Das stoppte mich einen Augenblick lang. Dann sagte ich: »Willst du nicht wissen, warum? Wie?«
    »Nein«, antwortete er.
    »Aber Rumbo, es muss doch einen Grund geben. Das Ganze muss einen Zweck haben.«
    »Warum?«
    »Ich weiß nicht, warum.« Jetzt klang meine Stimme enttäuscht. »Aber ich will es herausfinden!«
    »Hör zu, Scheißer, wir sind Hunde. Wir leben wie Hunde, und man behandelt uns wie Hunde. Wir denken wie Hunde...« Dabei schüttelte ich den Kopf, aber er fuhr fort: »... und wir essen wie Hunde. Wir sind etwas intelligenter als andere, aber das haben wir für uns behalten...«
    »Warum zeigen wir denen denn nicht, dass wir nicht so wie die anderen sind?« platzte es aus mir heraus.
    »Wir sind so wie die anderen, Scheißer. Wir unterscheiden uns nur in Kleinigkeiten.«
    »Das stimmt nicht!«
    »Doch, es stimmt; du wirst schon sehen. Wir könnten den Menschen zeigen, wie schlau wir sind — das tun eine Menge Tiere. Gewöhnlich enden sie dann im Zirkus.«
    »Das ist nicht dasselbe! Das sind nur Tiere, die Kunststückchen lernen.«
    »Wusstest du, dass die einem Schimpansen das Reden beibringen? Ist das ein Trick?«
    »Woher weißt du das denn?«
    Jetzt wirkte Rumbo etwas verlegen.
    »Das war etwas, das du in der Vergangenheit gewusst hast, nicht wahr, Rumbo? Nicht als Hund, sondern als Mensch. Du hast davon gelesen.«
    »Gelesen? Was ist gelesen?«
    »Worte. Worte auf Papier.«
    »Das ist doch lächerlich. Papier kann doch nicht reden!«
    »Das können Hunde auch nicht.«
    »Wir reden doch.«
    »Nicht genauso wie Menschen.«
    »Natürlich nicht. Wir sind keine Menschen.«
    »Was sind wir dann?«
    »Hunde.«
    »Monstrositäten, Missgeburten.«
    »Missgeburten?«
    »Ja, ich denke, wir waren Menschen, und dann ist etwas passiert, und wir wurden Hunde.«
    In Rumbos Augen war jetzt ein seltsamer Blick. »Ich glaube, der Regen letzte Nacht ist dir ins Hirn getropft«, sagte er langsam. Dann schüttelte er sich am ganzen Körper, wie um das Gespräch abzuschütteln. »Ich geh jetzt in den Park.
    Wenn du mitkommen willst, kannst du ja die Schnur zerkauen.«
    Ich ließ mich auf den Boden sacken; soweit es Rumbo betraf, war das Gespräch jetzt vorbei, das war offenkundig. »Nein«, sagte ich resigniert. »Ich werde hierbleiben, bis der Boss mich loslässt. Wir wollen ihn nicht noch zorniger machen.«
    »Liegt ganz bei dir«, sagte Rumbo und trottete davon. »Ich will sehen, ob ich dir etwas mitbringen kann!« rief er zurück, während er sich durch das Loch im Zaun zwängte.
    »Danke«, sagte ich zu mir selbst.
    Als der Boss etwas später am Tag erschien, kam er zu mir herüber. Er schüttelte ein paarmal den Kopf und bedachte mich mit einigen wenig schmeichelhaften Ausdrücken. Ich versuchte jämmerlich zu blicken, und das muss wohl einige Wirkung gehabt haben, denn bald darauf löste er die Schnur von meinem Halsband. Er spürte, dass ich am Rücken feucht war, und riet mir, ein wenig herumzulaufen, um zu trocknen. Ich nahm seinen Rat an, schoss aus dem Hof und strebte auf den Park zu, wo ich wusste, dass ich meinen Gefährten finden würde. Seine Spur war leicht zu verfolgen, aber mein Vorrücken von Laternenpfahl zu Laternenpfahl machte viel mehr Spaß, als einfach nur Kurs auf den Park zu nehmen.
    Ich fand Rumbo, wie er gerade eine kleine Hündin beschnüffelte, einen nervösen Yorkshire Terrier, dessen Besitzerin ängstlich bemüht war, meinen etwas struppigen Freund zu verjagen. Die komplexen Gedanken waren jetzt verflogen: Begreifen konnte ich Rumbos Interesse an diesen blöden Hundeweibern nicht, aber ein nettes Spiel machte Spaß. Und das sah so aus, als würde es sich zu einem netten Spiel entwickeln.
    Die Wochen jagten dahin — vielleicht waren es auch Monate, und ich verlor mich wieder ganz in meiner hündischen Welt; nur gelegentlich plagten mich quälende Erinnerungen. Der Schnee stellte sich ein, schmolz, war dann verschwunden; Winde fegten eisig heran, verbrauchten ihren Ärger und zogen jämmerlich wieder ab. Der Regen regnete. Das Wetter konnte mich nicht deprimieren, denn ich fand seine verschiedenen

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