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Höllenhund

Höllenhund

Titel: Höllenhund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Stimmungen interessant: Ich erlebte die Dinge jetzt aus einer neuen Perspektive; alles, was geschah, war eine Neuentdeckung. Es war wie das Gefühl, wenn man sich von einer langen Krankheit erholt hat. Alles ist frisch und häufig verblüffend; man nimmt es mit sehr viel mehr Wertschätzung auf. Man hat es alles schon vorher gekannt, aber die Vertrautheit hat die Dinge für einen abgestumpft. Das ist die einzige Art und Weise, wie ich es beschreiben kann.
    Rumbo und ich überlebten das Schlimmste, was der Winter uns antun konnte, einigermaßen behaglich. Wir mussten Weiterreisen, um uns Essen zu beschaffen; unsere unmittelbare Umgebung war ein wenig zu >heiß< geworden. Aber ich hatte Spaß an diesen Ausflügen. Wir wurden engere Freunde, in dem Maße, wie ich meine überdrehte welpenhafte Launenhaftigkeit verlor und selbst begann, einige unserer Eskapaden vorzuschlagen, statt mich dazu überreden zu lassen. Rumbo nannte mich jetzt sogar öfter Dusel und nicht nur Scheißer, denn ich war jetzt fast so groß wie er. Wenn wir nicht nach Nahrung jagten oder in irgendwelche Schwierigkeiten gerieten, war Rumbo häufig damit beschäftigt, Hündinnen zu jagen. Er konnte meinen totalen Mangel an Interesse am anderen Geschlecht nicht verstehen und sagte mir wiederholt, ich sei jetzt alt genug, um irgendwelche Regungen in meinen Lenden zu verspüren, wenn ein weiblicher Körper zu riechen war. Ich war selbst verblüfft, konnte aber wirklich keinerlei Neigungen in Richtung auf meine weiblichen Artgenossinnen entwickeln; vermutlich waren meine Instinkte doch nicht hündisch genug. Abgesehen von dieser kleinen Sorge und gelegentlichen Blitzen, die mir Bruchstücke meines früheren Lebens zeigten, waren es gute Zeiten, aber wie alle guten Zeiten mussten sie auch einmal ein Ende haben.
    Dieses Ende stellte sich eines verregneten langweiligen Tages auch ein.
    Rumbo und ich waren gerade vom Obstmarkt zurückgekehrt und beschnüffelten ein neues Fahrzeug, das vor ein paar Tagen in den Hof gebracht worden war. Es war ein großer dunkelblauer Transit Lieferwagen, und aus irgendeinem Grund hatte man ihn im hinteren Teil des Hofes abgestellt. Die Buchstaben seitlich waren übersprüht worden, und ich hatte am vergangenen Tag zugesehen, wie einer der Arbeiter seine Nummernschilder austauschte. Die vordere Stoßstange war entfernt worden, und man hatte an ihrer Stelle eine wesentlich massivere angebracht. Daneben parkte ein anderer Wagen — ein Triumph 2000, und auch an diesem hatte man die Nummernschilder ausgetauscht. Beide Fahrzeuge waren vom Rest des Hofes durch Wracktürme abgeschirmt. Der Geruch aus dem Lieferwagen war es, der uns anzog — er musste eine Weile für den Transport von Lebensmitteln eingesetzt gewesen sein —, aber meine menschlichen Fähigkeiten hätten mich vor dem warnen sollen, was hier vor sich ging. Die dauernden Zusammenkünfte in der Hütte zwischen dem Boss und seinen auffällig gekleideten Spießgesellen — Zusammenkünfte, die in letzter Zeit noch häufiger geworden waren; der seltsame Wohlstand vom Boss, sein Zorn darüber, dass vor einer Weile ein Polizist hier >herumgeschnüffelt< hatte; es gehörte nicht viel Verstand dazu, um sich das alles zusammenzureimen. Unglücklicherweise war mein Verstand nicht sehr ausgeprägt.
    Wir hörten, wie die Tore aufgesperrt wurden, und dann fuhr ein Wagen herein. Rumbo rannte durch das Labyrinth aus Schrott, um herauszufinden, wer gekommen war: Zu unserer Überraschung war es der Boss selbst. Eine Überraschung war es für uns deshalb, weil er nicht zum frühen Aufstehen neigte und gewöhnlich erst am späten Vormittag erschien. Im allgemeinen überließ er es seinen Angestellten, den Schrottplatz aufzusperren und sich selbst eine Arbeit zu suchen.
    Der große Mann ignorierte uns, als wir um seine Beine hüpften und kläfften, während er die Hüttentür aufsperrte. Ich stellte fest, dass er seine Schaffelljacke gegen eine alte Lederjacke vertauscht hatte; darunter trug er einen dunkelroten Pullover mit Rollkragen. Handschuhe trug er nicht, und das war für ihn ungewöhnlich. Er warf seinen Zigarrenstummel in den Dreck und betrat die Hütte. Für uns gab es also heute nichts zu essen.
    Rumbo und ich zuckten im Geist die Achseln und schlenderten davon, aber es dauerte nicht lange, bis die Geräusche weiterer Ankömmlinge uns zur Hütte zurücklockten. Zuerst rollte ein einzelner Wagen in den Hof; Lenny und ein weiterer Mann stiegen aus, gingen geradewegs auf die Hütte

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