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Höllenhund

Höllenhund

Titel: Höllenhund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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warf die liebe alte Dame einen Stuhl nach mir, und ich jaulte, als er an meinem Rücken abprallte. Mit wild fuchtelnden Armen schoss sie auf mich zu und erschreckte mich mit ihrer Kraft. Sie packte mich am Halsband, und ich spürte, wie ich in den überfüllten >Gästeraum< gezerrt wurde. Ich wurde hineingeworfen, und dann knallte die Tür hinter mir zu. Von der anderen Seite der schweren Tür hörte ich eine Sprache, wie ich sie vom Schrottplatz her gewohnt war, die ich aber ganz sicher nicht in einem malerischen alten Häuschen und von einer so reizenden alten Dame erwartet hätte. Ich lag zitternd da und gab mir die größte Mühe, meinen Darm und meine Blase unter Kontrolle zu halten. Ich war auch ohne das schon hinreichend in Ungnade gefallen.
    Wieder eine armselige Nacht für mich. Ein Hund wie ich weiß im wahrsten Sinne, was der Ausdruck >Hundeleben< bedeutet. Ich kenne kein anderes Tier, das so viele Hochs und Tiefs der Gefühle durchlebt wie der Hund. Vielleicht machen wir uns selbst Ärger; vielleicht sind wir überempfindlich; und vielleicht sind wir auch einfach nur dumm. Vielleicht sind wir zu menschlich.
    Ich schlief kaum. Ich rechnete die ganze Zeit damit, dass die Tür plötzlich aufflog und der alte Dämon erschien und das nächste Strafgericht über mich hereinbrach. Aber sie flog nicht auf; tatsächlich öffnete sie sich sogar die nächsten drei Tage nicht.
    Ich winselte, ich heulte, ich wurde zornig und bellte; aber nichts geschah. Ich verunreinigte den Boden und weinte, weil ich wusste, dass mir das Ärger eintragen würde. Ich hungerte und verfluchte die Maus, die mich in diese Lage gebracht hatte. Meine Kehle wurde wund, weil ich nichts zu trinken hatte, und ich verfluchte die bösartige Katze, die diese Situation hervorgerufen hatte, und ich verfluchte Miss Birdle ob ihrer Senilität. Wie konnte sie sich von einem Augenblick zum nächsten von einer bezaubernden zarten alten Dame in ein wütendes Monstrum verwandeln? Also schön, ich weiß, dass ich in gewissem Maße selbst schuld war — ihre Katze war mit dem Kopf voran durch das Fenster gesprungen —, aber reichte das als Anlass, um mich auszusperren und auszuhungern? Das Selbstmitleid ließ mich schmollen, ein Schmollen, das gelegentlich in Zorn umschlug und dann wieder zu Schmollen wurde.
    Am dritten Tag klapperte der Türgriff, und die Tür öffnete sich langsam.
    Ich kauerte unter dem Klavier und wagte kaum aufzublicken, bereit, mit so wenig Würde wie möglich Prügel zu beziehen.
    »Na, komm schon, Dusel, was gibt's denn?« Sie stand da und lächelte auf mich herab, jenes süße Omalächeln, jene sanfte Unschuld, die nur die sehr alten und die sehr jungen an sich hatten. Ich schnüffelte und weigerte mich, mich herauslocken zu lassen.
    »Komm schon, Dusel, alles ist verziehen.«
    O ja, dachte ich, bis zu meinem nächsten Anfall.
    »Komm und sieh, was ich für dich habe.« Sie verließ die Tür und verschwand in die Küche, rief lockend meinen Namen. Ein fleischiger Geruch schlug mir entgegen; ich zog den Schwanz ein und schlich vorsichtig hinter ihr her. Ich fand Miss Birdle in der Küche damit beschäftigt, wie sie eine ganze Dose Hundefutter in eine Schüssel auf den Boden leerte.
    Mag ja sein, dass ich nicht vergeben kann, aber mein Magen hat seinen eigenen Kopf, und der bestand darauf, dass ich aß. Was ich natürlich ohne zu viel inneren Konflikt tat, obwohl ich die ganze Zeit die alte Dame aufmerksam beobachtete. Das Essen war bald weggeputzt und dann auch das Wasser, das sie mir reichte. Aber bis meine Nervosität verflogen war, verging etwas mehr Zeit. Victoria beobachtete mich die ganze Zeit von ihrem Korb in der Ecke aus und peitschte ihren Schwanz in langsamen, regelmäßigen Bewegungen, die kalte Wut ausdrückten. Ich ignorierte sie, aber es freute mich tatsächlich, dass sie sich bei dem Sprung durch die Fensterscheibe keinen ernsthaften Schaden zugezogen hatte. (Und die haarlose Schwanzspitze freute mich auch.)
    Ich scheute zurück, als Miss Birdle sich zu mir herunterbeugte, um nach mir zu greifen, aber ihre mit ruhiger Stimme gesprochenen Worte besänftigten meine angespannten Nerven, und ich ließ mich von ihr streicheln. Bald waren wir wieder Freunde, und das blieben wir wenigstens die nächsten zwei Wochen.
    Victoria achtete darauf, mir aus dem Weg zu gehen, und ich gestehe, ich achtete meinerseits darauf, mich ihr gegenüber ebenso zu verhalten. Wenn Miss Birdle in die Stadt ging, um einzukaufen, ging ich mit und

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