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Höllenhund

Höllenhund

Titel: Höllenhund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Birdles Mittagessen war bald verdrückt, und ich schlenderte beiläufig zu Victoria hinüber, um zu sehen, wie sie vorankam, bereit, ihr beim Säubern ihres Tellers zu helfen, falls sich das als notwendig erweisen sollte. Ein bösartiges Zischen warnte mich, und ich beschloss, mich zu Miss Birdles Füßen niederzusetzen, das Gesicht nach oben gewandt und sorgfältig zu einer Komposition milden Betteins geformt. Ein paar wohlschmeckende Brocken flogen mir zu, also war mein Gehabe nicht vergebens. Das widerte die Katze natürlich noch mehr an, aber ihre bösen Blicke störten mich überhaupt nicht.
    Nachdem Miss Birdle den Tisch abgedeckt und abgespült hatte, machten wir es uns wieder vor dem Feuer bequem. Victoria blieb darauf bedacht, Abstand zu halten, und die alte Dame musste ihr eine Weile zureden, bis sie es sich schließlich auf ihrem Schoß bequem machte. Wir dösten alle, und ich hatte dabei den Kopf auf die mit Hausschuhen bekleideten Füße meiner Wohltäterin gelegt. Ich fühlte mich warm und zufrieden — und sicherer als je zuvor. Vielleicht sollte ich bei dieser freundlichen alten Dame bleiben und meine Suche vergessen, die mir möglicherweise nur weiteres Leid einbringen würde. Hier konnte ich glücklich sein; die Katze würde zwar ein leichtes Ärgernis bedeuten, aber nichts, worüber es sich lohnte, sich Sorgen zu machen. Ich brauchte menschliche Freundlichkeit, ich hatte es bitter nötig, irgendjemandem zu gehören. Ich hatte einen guten Freund verloren, und die Welt war ein großer einsamer Ort für einen kleinen Mischlingshund. Ich konnte ja immer noch irgendwann einmal in der Zukunft meine andere Vergangenheit besuchen, wenn ich einmal gelernt hatte, so zu leben, wie ich jetzt war. Ich konnte Miss Birdle meine Gesellschaft anbieten und ihr Haus für sie bewachen. Auf die Weise würde ich für immer mit Nahrung versorgt sein.
    Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, während ich döste, und ich traf die Entscheidung, dass ich so lange wie möglich dort bleiben würde - wobei ich keine Ahnung hatte, was mir bevorstand.
    Später regte sich Miss Birdle und begann Vorbereitungen zu treffen, um auszugehen. »Den Nachmittagsgottesdienst darf man nie verpassen, mein Lieber«, erklärte sie mir.
    Ich nickte zustimmend, regte mich aber nicht von meinem behaglichen Platz. Ich hörte die alte Dame eine Weile im Obergeschoß herumfuhrwerken und dann das Stampfen ihrer schweren Schritte, als sie die Treppe herunterkam. Sie er-schien unter der Tür, mit weißen Handschuhen und einem dunkelblauen Strohhut bekleidet. Ihr Kostüm war rosa, ihre Bluse strahlend smaragdgrün. Sie sah hinreißend aus.
    »Komm schon, Dusel, jetzt musst du gehen«, sagte sie.
    Mein Kopf schoss in die Höhe. Was? Gehen?
    »Was? Gehen?«
    »Ja, du musst jetzt gehen, Dusel. Ich kann dich nicht hierbehalten, du gehörst jemand anderem. Mag schon sein, dass sie sich nicht um dich gekümmert haben, aber du gehörst ihnen. Ich könnte Ärger bekommen, wenn ich dich hierbehalte, also wirst du leider weg müssen.« Sie schüttelte nachsichtheischend den Kopf, packte mich dann zu meinem großen Unbehagen am Halsband und zerrte mich trotz allen Widerstrebens zur Tür. Für eine alte Dame war sie recht kräftig, und meine Pfoten scharrten über den hölzernen Boden, als ich mich einzustemmen versuchte. Victoria genoss jeden Augenblick meiner Schmach, denn ich konnte sie vom Fenstersims aus kichern hören.
    »Bitte, lass mich bleiben«, bettelte ich. »Ich gehöre niemandem. Ich bin ganz allein.«
    Aber es hatte keinen Zweck: Ich fand mich draußen auf der Türschwelle. Miss Birdle schloss die Tür hinter uns und marschierte den Weg hinunter, rief mir zu, ich solle ihr folgen. Da ich keine andere Wahl hatte, folgte ich ihr.
    An der Tür tätschelte sie mir den Kopf und gab mir einen kleinen Schubs. »So, jetzt verschwinde«, drängte sie. »Nach Hause. So ist's brav, Dusel.«
    Ich rührte mich nicht von der Stelle. Nach einer Weile gab sie auf und marschierte den Hügel hinunter, entfernte sich von mir, sah sich zweimal um, um sich zu vergewissern, dass ich ihr nicht folgte. Ich wartete geduldig, bis sie außer Sichtweite war, schob dann das Gartentürchen wieder auf und trottete den schlammigen Weg zum Haus zurück. Victoria funkelte mich durch das Fenster an, als sie mich kommen sah, und schrie, ich solle abhauen.
    »Ganz gewiss nicht«, sagte ich ihr, machte es mir bequem und bereitete mich darauf vor, die Rückkehr der alten Dame abzuwarten,

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