Höllenhund
paar Sekunden lang inne, zupfte sich die Kleidung zurecht, arrangierte ihre Persönlichkeit neu und ging zur Tür.
Die Hand des Vikars hob sich gerade, um erneut zu klopfen, und er lächelte nachsichtheischend auf Miss Birdle herunter.
»Tut mir leid, wenn ich störe«, sagte er. »Es ist wegen der Blumenarrangements am Samstag. Wir dürfen doch wieder mit Ihrer Hilfe rechnen, nicht wahr, Miss Birdle?«
Die alte Dame lächelte ihn süßlich an. »Aber selbstverständlich, Mr. Shelton. Hab ich Sie je im Stich gelassen?«
Der Wandel, der sich an ihr vollzogen hatte, war verblüffend; aus dem Würgeengel der Rache war wieder ein alter Engel der Unschuld geworden. Sie scharwenzelte um den Vikar herum, und der scharwenzelte um sie herum, und die ganze Zeit röstete die Katze im Kamin.
»Und wie geht's Ihrem kleinen Strolch?« hörte ich den Vikar fragen.
»Oh, er genießt es bei mir«, erwiderte Miss Birdle und besaß die Unverschämtheit, sich zu mir umzudrehen und zu lächeln. »Komm her, Dusel, sag dem Vikar guten Tag.«
Wahrscheinlich hätte ich jetzt gerannt kommen, dem Priester die Hand lecken und dabei mit dem Schweif wedeln sollen, um zu zeigen, wie erfreut ich war, ihn zu sehen. Aber ich befand mich immer noch im Schockzustand und konnte mich nur hinter den Sessel ducken.
»Oh, er mag wohl Fremde nicht, wie?« lächelte der Vikar.
Ich weiß nicht, ob er zu mir oder zu Miss Birdle sprach, denn seine Stimme hatte jenen albernen Tonfall angenommen, den die Leute gewöhnlich für Tiere reserviert haben. Sie starrten mich beide liebevoll an.
»Nein, Dusel ist sehr menschenscheu«, sagte Miss Birdle mit einer Stimme wie schmelzende Butter.
»Hat die Polizei schon seinen Besitzer ausfindig gemacht?« wollte der Vikar wissen.
»Hollingbery hat mir erst gestern gesagt, dass ihn niemand als abgängig gemeldet hat, also nehme ich an, dass Dusels Besitzer nicht sehr interessiert an ihm war.«
Sie nickten beide in voller Harmonie und sahen mich mitfühlend an.
»Das macht nichts«, sagte der Vikar vergnügt. »Er hat ja jetzt ein hübsches Zuhause, und ich bin sicher, dass er sich hier wohlfühlt. Und er ist doch ein braves Hundchen, oder nicht?« Die Frage war unmittelbar an mich gerichtet.
O ja, dachte ich, und die Mieze ist eine brave Mieze, wenn auch eine gut gekochte.
»Ach du liebe Güte, Miss Birdle, der Raum ist ja ganz voll Rauch. Ist Ihr Kamin verstopft?«
Ohne mit der Wimper zu zucken, lachte die alte Dame ein wenig und meinte: »Nein, das ist immer so, wenn man ihn anzündet. Es dauert eine Weile, bis die Luft richtig fließt.«
»An Ihrer Stelle würde ich das einmal nachsehen lassen, schließlich darf man doch ein so hübsches Heim nicht mit Rauch verderben. Ich schicke morgen jemanden, der das für Sie in Ordnung bringt. Was nun die Versammlung der Frauengilde nächsten Mittwoch betrifft...« An dem Punkt fiel Victoria aus ihrem Versteck.
Der Vikar stand mit offenem Mund da, als die rußbedeckte rauchende Katze ins Feuer fiel und schreiend und vor Wut spuckend aus dem Kamin sprang und auf die Tür zu hetzte. Sie flog an ihm vorbei, und er konnte nur dem angesengten schwarzen Körper nachsehen, wie dieser mit einer Rauchfahne hinter sich den Weg hinunterraste. Mit immer noch offenstehendem Mund wandte der Vikar seine Aufmerksamkeit wieder Miss Birdle zu und hob die Brauen.
»Ich hab mich schon gewundert, wo Victoria sich versteckt hielt«, meinte die.
Die Katze kam nie wieder, wenigstens nicht, solange ich dort war, und ich bezweifle ernsthaft, dass sie das je tat. Das Leben in dem Haus ging auf seine verrückte normale Art weiter, und meine Wohltäterin schien den Vorfall vergessen zu haben, als hätte er sich nie zugetragen. In der folgenden Woche stand Miss Birdle einige Male an der Haustür und rief Victorias Namen. Ich nehme an, dass die Katze inzwischen bereits einige hundert Kilometer entfernt war. (Ich habe immer noch Alpträume von ihr, in denen sie mich in der Nacht anstarrt und in der Finsternis Funken sprüht.) Miss Birdle vergaß Victoria bald ganz und wandte ihre volle Aufmerksamkeit mir zu. Aber ich hatte, was wahrscheinlich nicht überrascht, das Gefühl, dass ich ihr nie würde ganz vertrauen können. Ich verbrachte meine Zeit damit, nervös auf ihren nächsten Ausbruch zu warten, bewegte mich sehr vorsichtig und lernte meine Undiszipliniertheit im Zaum zu halten. Es kam mir in den Sinn wegzugehen, aber ich muss gestehen, dass die Verlockung guten Essens und eines bequemen
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