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Höllenhund

Höllenhund

Titel: Höllenhund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Gesicht auf und schluckte laut.
    Es hatte einen tief purpurnen Farbton angenommen, und die winzigen aufgeplatzten Äderchen schienen wie ein Feuerwerk auf ihrer Haut zu explodieren; ihre früher einmal freundlichen Augen traten aus ihren Höhlen hervor, als wollten sie gleich herausplatzen und über ihre Wangen rollen. Ich bewegte mich den Bruchteil einer Sekunde vor ihr, und der Rechen krachte nur wenige Zentimeter hinter mir auf den Boden herunter. Wir umkreisten schnell den Raum, während die Katze von ihrem sicheren Platz auf dem Schrank zusah, ein breites Grinsen im Gesicht. Bei der dritten Runde entdeckte Miss Birdle sie und schlug mit dem Rechen nach ihr. (Vermutlich lag das an der Enttäuschung, die sie darüber empfand, dass sie mich nicht erwischen konnte.) Sie traf die Katze, die daraufhin wie eine Kanonenkugel vom Schrank schoss und sich mir in der Arena hinzugesellte. Unglücklicherweise (hauptsächlich für uns) hatte Miss Birdles weitausholender Schlag nach Victoria weitere Teller sowie ein paar Tassen und eine kleine antike Vase heruntergefegt. Sie folgten der Katze, schlossen sich aber natürlich unserer wilden Jagd nicht an; sie lagen zerbrochen und tot dort, wo sie hingefallen waren.
    Der erschreckte Schrei hinter uns verriet uns, dass die Lage sich keineswegs gebessert hatte: Miss Birdle war im Begriff, Amok zu laufen! Victoria wählte die enge Höhle, die es zwischen der Sofalehne und der Wand unter dem Vorderfenster gab, um sich dort zu verstecken. Ich zwängte mich hinter ihr hinein und wäre in meiner Hast fast auf ihren Rücken gestiegen. Es war recht eng dort, aber wir schafften es immerhin, halb in den dunklen Korridor einzudringen. Dort zitterten wir und hatten Angst, noch weiterzugehen, weil uns das wieder nach draußen führen würde.
    »Das ist deine Schuld!« beklagte sich die Katze.
    Ehe ich Gelegenheit zum Protest hatte, fand der lange Rechenstiel mein Hinterteil, und ich wurde plötzlich auf eine höchst schmerzhafte und würdelose Art nach vorne gestoßen. Wir wurden ein wirrer Knäuel haariger Körper, als wir uns jetzt abmühten, das andere Ende des engen Tunnels zu erreichen, wobei uns heftige Stöße von hinten dabei behilflich waren, unser Ziel zu erreichen. Wir kamen gemeinsam heraus, und die alte Dame rannte um das Sofa herum, um uns zu begrüßen.
    Da ich das größere Ziel war, traf der Rechen vor allem mich. Aber ich kann doch mit gewisser Befriedigung sagen, dass auch die Katze einen angemessenen Teil abbekam. Die Jagd dauerte noch weitere fünf Minuten an, bis Victoria schließlich beschloss, dass der beste Fluchtweg für sie durch den Kamin führte. So schoss sie in die Höhe, und dafür kam Ruß herunter — riesige schwarze Wolken. Das trug nicht gerade dazu bei, Miss Birdles Stimmung zu heben, denn der Ruß bildete eine schwarze Schicht rings um den Kaminsims. Nun war es die alte Dame gewöhnt, jeden Morgen das Feuer vorzubereiten und es dann anzuzünden, wenn sie sich am Nachmittag hinsetzte, obwohl die warme Jahreszeit bereits begonnen hatte. Aber diesmal beschloss sie, den Tagesplan etwas zu beschleunigen. Sie zündete also das Feuer an.
    Ich sah schreckerfüllt zu, wie das Papier aufflammte und dann die Holzspäne Feuer fingen. Miss Birdle vergaß mich für den Augenblick und machte es sich auf ihrem Lehnsessel bequem, den Rechen griffbereit auf dem Schoß. Wir starrten den Kamin an: Miss Birdle mit grimmiger Geduld, ich mit äußerstem Unbehagen. Der Raum um uns hatte jeglichen Anschein von Gemütlichkeit verloren.
    Die Flammen leckten höher, und der Rauch stieg auf. Ein halbersticktes Husten fiel mit weiterem Ruß herunter, und wir wussten, dass die Katze immer noch dort oben im Dunkeln kauerte und nicht weiterklettern konnte. Miss Birdles schmale Lippen verzogen sich an den Mundwinkeln zu einem starren Lächeln empor, während wir warteten und nur das Knistern des brennenden Holzes das Schweigen durchbrach.
    Ein Klopfen an der Tür ließ uns beide zusammenzucken.
    Miss Birdles Kopf fuhr herum, und ich konnte Panik in ihren Augen sehen. Es klopfte erneut, und dann rief eine halberstickte Stimme: »Miss Birdle? Sind Sie da?«
    Die alte Dame fuhr in die Höhe und reagierte. Der Rechen wurde hinter das Sofa geschoben, umgekippte Stühle aufgerichtet und zerbrochenes Porzellan unter den Lehnsessel gekehrt. Nur der rußgeschwärzte Teppich und eine gewisse Unordnung im Raum deuteten darauf hin, dass etwas Außergewöhnliches vorgefallen war. Miss Birdle hielt ein

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