Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höllenhund

Höllenhund

Titel: Höllenhund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
Vom Netzwerk:
dich nie in einen schönen Prinzen verwandeln!« rief ich ihm über die Schulter zu.
    »Was ist ein Schöner?« rief er zurück.
    Das Gespräch ließ mich über die Weltsicht dieses Tieres nachdenken. Offenbar dachte er, dass die Welt nur das war, was er sehen konnte. Und ob es jenseits dieser Welt noch etwas gab — diese Frage hatte er sich nie gestellt. So stand es um alle Tiere (abgesehen von ein paar von uns): Die Welt bestand nur aus dem, was sie kannten — sonst gab es nichts.
    Ich verbrachte eine unruhige und etwas ängstliche Nacht unter einer Eiche, wobei mich die Geräusche einer Eule und ihres Gefährten den größten Teil der Nacht wach hielten. (Es überraschte mich zu entdecken, dass das >Hu-witt-huu-huu< eine Kombination beider Vögel war; der eine machte >huu<, der andere >witt<). Dabei störte mich nicht so sehr ihr Rufen, sondern, wenn sie plötzlich auf Wühlmäuse herunterstießen, die in der Dunkelheit herumhuschten, das plötzliche Kreischen, das in dem erschreckten Quieken des Opfers seinen Höhepunkt fand und mich immer wieder aufschreckte, mir angst machte. Ich hatte nicht den Mumm, die Eulen aufzuscheuchen, da sie mir als bösartige und ziemlich kräftige Lebewesen erschienen; noch hatte ich den Mut, in der Dunkelheit einen neuen Schlafplatz zu suchen. Schließlich sank ich in unruhigen Schlaf und ging am Morgen mit meinem neuen Freund (wie ich dachte) — einem Rotfuchs — auf Hühnerjagd.
    Ich erwachte, weil ich Kläffen hörte. Es war noch dunkel; ich nahm an, dass es noch ein paar Stunden bis zur Morgendämmerung waren, und das Bellen kam aus nicht zu weiter Ferne. Reglos daliegend, versuchte ich herauszufinden, aus welcher Richtung das Kläffen kam und von wem. Waren da
    Welpen im Wald? Da ich sicher war, dass die Eulen jetzt ruhten, schob ich mich vorsichtig unter den Bäumen heraus, alle Sinne geschärft, und war noch nicht weit gekommen, als ich unter einer vorstehenden Baumwurzel auf den Fuchsbau stieß. Ein kräftiger Geruch nach Exkrementen und Nahrungsüberresten stieg mir in die Nase, und dann sah ich vier Augenpaare, die mich aus der Dunkelheit anglühten.
    »Wer ist da?« sagte jemand, halb verängstigt, halb aggressiv.
    »Keine Angst«, beruhigte ich sie hastig, »das bin nur ich.«
    »Bist du ein Hund?« wurde ich gefragt, und ein Augenpaar löste sich von den anderen. Ein Fuchs kroch aus der Düsternis nach vorne, und ich fühlte eher, als dass ich es sah, dass es eine Sie war. Eine Füchsin.
    »Nun?« sagte sie.
    »Ah, ja. Ja, ich bin ein Hund«, erklärte ich ihr.
    »Was willst du hier?« Ihr Verhalten war jetzt drohend geworden.
    »Ich habe deine Welpen gehört. Ich war nur neugierig, sonst gar nichts.«
    Sie schien zu erkennen, dass ich keine Bedrohung darstellte, und ihr Verhalten entspannte sich etwas. »Was machst du in diesem Wald?« wollte sie wissen. »Hunde kommen nachts nur selten her.«
    »Ich bin unterwegs... irgendwohin.« Würde sie begreifen, was eine Ortschaft war?
    »Zu den Häusern, wo die großen Tiere leben?«
    »Ja, zu einer Ortschaft.
    »Gehörst du auf den Bauernhof?«
    »Den Bauernhof?«
    »Den Bauernhof auf der anderen Seite des Waldes. Hinter der Wiese.«
    Ihre Welt war größer als die des Frosches.
    »Nein, dort gehör ich nicht hin. Ich komme aus einer großen Ortschaft, einer Stadt.«
    »Oh.«
    Die Füchsin schien jetzt ihr Interesse an mir verloren zu haben und machte kehrt, als eine kleine Stimme aus der Dunkelheit rief.
    »Mama, ich hab Hunger!« beklagte sie sich.
    »Sei still! Ich komme gleich.«
    »Ich habe auch Hunger«, sagte ich, und das hatte ich wirklich.
    Der Kopf der Füchsin fuhr zu mir herum. »Dann geh und such dir was zu essen!«
    »Äh... ich weiß nicht, wie man das in einem Wald macht.«
    Sie sah mich ungläubig an. »Du kannst dich nicht selbst ernähren? Du bist nicht imstande, dir einen Hasen, eine Maus oder ein Eichhörnchen zu fangen?«
    »Das musste ich bis jetzt noch nie. Ich meine, ich habe Ratten und Mäuse umgebracht, aber noch nichts Größeres.«
    Sie schüttelte verblüfft den Kopf. »Wie hast du dann überlebt? Wahrscheinlich von den Großen verhätschelt — ich hab schon gesehen, wie ihr es mit ihnen treibt. Die benutzen euch ja sogar dazu, uns zu jagen!«
    »Mich nicht! Ich komme aus der Stadt. Ich habe nie Füchse gejagt.«
    »Warum sollte ich dir das glauben? Woher weiß ich, dass du mich nicht reinlegen willst?« Sie zeigte mir ihre spitzen Zähne mit einem Grinsen, das gar kein Grinsen, sondern eine

Weitere Kostenlose Bücher