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Höllenhund

Höllenhund

Titel: Höllenhund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Tatsächlich weinte ich nicht nur, ich schluchzte sogar.
    »Lass ihn reinkommen, bitte, Mami. Ich bin sicher, er wird uns nichts Böses tun«, bettelte Polly.
    Carol schien immer noch zu zweifeln. »Ich weiß nicht. Sehr gefährlich sieht er ja nicht aus, aber man weiß das bei Hunden nie. Die sind unberechenbar.«
    Ich blickte so jämmerlich ich konnte, so dass das härteste Herz dabei geschmolzen wäre, und wusste, dass meine Frau keineswegs ein hartes Herz hatte.
    »Also schön, dann lass ihn rein«, sagte sie und seufzte.
    Die Tür flog auf, und ich flog hinein, weinte und lachte gleichzeitig, küsste ihnen Hände und Beine und leckte sie ab. Zuerst waren sie verblüfft und fuhren erschreckt zurück, aber bald merkten sie, dass ich nur freundlich sein wollte. »Ist er nicht lieb, Mami?« schrie Polly und kniete nieder, um sich an mich zu kuscheln. In Carols Gesicht war einen Augenblick lang Furcht zu sehen, aber als ich dann Pollys Gesicht mit feuchten Küssen deckte, entspannte sie sich. Ich kann dir unmöglich sagen, wie wunderbar dieser Augenblick war — selbst jetzt habe ich noch das Gefühl, ich müsste ersticken —, aber wenn einzelne Lebensabschnitte so enden können wie Episoden in einem Buch, dann wäre das das Ende eines Kapitels gewesen. Vielleicht sogar das Ende des Buches.
    Meine Frau schloss sich jetzt meiner Tochter auf dem Boden an, zerzauste mir das Haar, und ich machte den Fehler, dass ich versuchte, sie in die Arme zu nehmen und auf die Lippen zu küssen. Sie schrie erschreckt und irgendwie entzückt auf, und wir wurden ein ineinander verschlungener Haufen kichernder, um sich schlagender Körper auf dem Teppich. Polly versuchte mich wegzuziehen, und ihre Finger gruben sich in meine Rippen und ließen mich vor Lachen laut quietschen. Das Kitzeln hörte nicht auf, als sie feststellte, dass sie meine empfindlichste Stelle gefunden hatte. Erst als der erste Wasserstrahl aus mir herausschoss, hörte der Spaß auf. (Ich gab mir große Mühe, stand aber mit meiner Blase nie auf besonders gutem Fuß.) Carol sprang auf, packte mich am Halsband und zerrte mich zur Tür.
    Jetzt fand ich mich wieder draußen auf dem Weg, und um meine Frau zu überzeugen, dass ich wirklich ganz sauber war, vollführte ich eine übertriebene Pantomime, indem ich das Bein hob (was an sich eine Kunst ist) und ihr Blumenbeet goss. Sie war davon nicht besonders entzückt, begriff aber, dass ich etwas beweisen wollte. Ich wartete geduldig, strahlte sie an, wedelte so schnell, dass mein Schwanz kaum mehr zu sehen war, und sehnte mich verzweifelt danach, sie an mich zu drücken und ihr zu sagen, dass ich sie immer noch liebte, bis sie mich schließlich wieder ins Haus einlud.
    »Danke!« bellte ich und schoss an ihren Beinen vorbei den Korridor hinunter.
    Polly rannte hinter mir her, und ihr Lachen klang wunderschön in meinen Ohren. Als ich die Küche erreichte, bremste ich, dass mir fast die Beine wegrutschten; meine Augen tranken den Raum in sich hinein, und die Erinnerungen kehrten zurück wie alte Freunde von einem Ausflug. Der riesige alte offene Kamin mit dem eisernen Herd, ein Relikt aus der Vergangenheit, das wir beschlossen hatten, aufzubewahren; der runde Tisch aus Fichtenholz, bewusst mit Initialen, Nullen, Kreuzen, Ich-liebe-Dich's, Herzen und allen möglichen anderen Mitteilungen verziert, von denen wir glaubten, sie sollten der Nachwelt aufbewahrt werden; die antike Uhr, die uns immer verriet, dass es dreiviertel vier wäre, es aber auf so elegante Art tat; die blau und gelb gemusterte Vase auf dem Fenstersims, die so aussah, als hätte man sie aus einem Puzzlespiel zusammengefügt, weil ich sie nämlich geduldig wieder zusammengeklebt hatte, nachdem Polly sie bei ihren ersten Gehversuchen auf den Boden geworfen hatte. Es gab natürlich auch neue Gegenstände in der Küche, aber die schienen mir fremd, Eindringlinge in meine Erinnerung. Ich seufzte und hätte gleich wieder in Tränen ausbrechen können, aber eine Hand packte mich am Halsband und riss mich aus meinen nostalgischen Empfindungen.
    »Wollen doch mal sehen, wem du gehörst«, sagte Carol und zog das Namensschild nach vom, um es lesen zu können. »Dusel? Ist das dein Name?«
    Polly hielt sich die Hand über den Mund und kicherte.
    »Keine Adresse? Dich will wohl keiner, oder?« sagte Carol und schüttelte den Kopf.
    Ich schüttelte den Kopf, um ihr beizupflichten.
    »Können wir ihn behalten?« fragte Polly aufgeregt.
    »Nein«, kam Carols entschiedene

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