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Höllenhund

Höllenhund

Titel: Höllenhund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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auf eine kleine vertraute Gestalt, die neben der viel größeren Gestalt einer Frau einher hüpfte. Beide verschwanden um eine Ecke, und ich wusste sofort, wer sie waren. Mein Herz versuchte durch meine Kehle zu entweichen, und die Knie wurden mir plötzlich weich.
    »Carol!« gurgelte es aus mir heraus. »Carol! Polly! Wartet auf mich! Bleibt stehen!«
    Die Passanten mussten gedacht haben, sie hätten einen tollwütigen Hund in ihrer Mitte, denn bei meinem Bellen zuckten sie zusammen und starrten mich verblüfft an, als ich in die schmale Seitenstraße taumelte. Es war wie ein schlimmer Traum, denn der Schock hatte meine Beine weichgemacht, und sie wollten nicht richtig funktionieren. Ich riss mich zusammen, erkannte, dass dies eine Chance war, die ich mir einfach nicht entgehen lassen durfte, und zwang mit schierer Willenskraft meine zittrigen Beine zum Laufen. Das wirkte, aber ich hatte wertvolle Sekunden verloren. Ich machte mich daran, die zwei Gestalten — Mutter und Tochter, meine Frau und mein Kind — zu verfolgen, und kam gerade noch rechtzeitig, um sie in einen grünen Renault steigen zu sehen.
    »Carol! Halt! Ich bin's!«
    Sie drehten sich um und blickten in meine Richtung. Zuerst stand Überraschung, dann Furcht in ihren Gesichtern.
    »Schnell, Gillian!« hörte ich meine Frau sagen. »Steig ein und mach die Tür zu!«
    »Nein, Carol! Ich bin's! Kennst du mich denn nicht?«
    Im nächsten Augenblick hatte ich den Parkplatz überquert und kläffte vor dem Renault, mühte mich verzweifelt ab, von meiner Frau erkannt zu werden.
    Sie starrten beide zu mir herunter, und ihre Angst war offensichtlich. Ich war nicht vernünftig genug, mich zu beruhigen, meine Gefühle waren zu aufgewühlt. Carol kurbelte das Fenster auf ihrer Seite herunter und versuchte mich mit Handbewegungen wegzuscheuchen. »Hau ab, verschwinde! Böser Hund!«
    »Carol, um Himmels willen, ich bin's — Nigel!« (Nigel? Ich erinnerte mich, dass das mein früherer Name war. Ich glaube, da zog ich Horace vor.)
    »Mami, das ist das arme Hündchen, von dem ich dir erzählt habe, der, den sie fast überfahren hätten«, hörte ich meine Tochter sagen.
    Und dann erschrak ich plötzlich. War das meine Tochter? Sie schien viel älter, als ich sie in Erinnerung hatte; wenigstens zwei oder drei Jahre älter. Aber die Frau war Carol, und sie hatte das Mädchen Gillian gerufen. Natürlich war es meine Tochter!
    Ich sprang an der Wagentür hoch und presste die Nase gegen die halbgeöffnete Scheibe.
    »Polly, ich bin's, dein Daddy! Erinnerst du dich nicht an mich, Polly?« bettelte ich.
    Carol verpasste mir einen Klaps auf den Kopf, nicht böse, aber abwehrend. Dann heulte der Motor des Wagens auf, die Gänge knirschten, und der Wagen begann sich langsam in Bewegung zu setzen.
    »Nein!« schrie ich. »Verlass mich nicht, Carol! Bitte, verlass mich nicht!«
    Ich rannte neben dem Wagen her, gefährlich nahe, aber er wurde immer schneller und ließ mich bald hinter sich zurück. Ich schluchzte jetzt, sah, wie sie einfach meinen Pfoten entglitten, wusste, dass ich sie nie würde einholen können, begriff, dass sie erneut aus meinem Leben fuhren. Mir war danach, mich unter die Räder zu werfen, um sie zum Anhalten zu bringen, aber der gesunde Menschen(?)verstand und mein alter Kumpel, die Feigheit, hielten mich davon ab.
    »Kommt zurück, kommt zurück, kommt zurück!«
    Aber das taten sie nicht.
    Ich sah Pollys Gesicht und ihre großen Augen, als der Wagen die gewundene Straße hinunterrollte, die vom Parkplatz zum Rand der Ortschaft führte, und setzte meine ganze Willenskraft ein, dass sie ihre Mutter dazu bringen sollte, den Wagen anzuhalten; aber es hatte keinen Sinn. Sie brausten davon.
    Viele Zuschauer betrachteten mich jetzt einigermaßen nervös, und ich war wenigstens schlau genug, mich aus dem Staub zu machen, ehe jemand mich der Polizei meldete. Ich rannte hinter dem Renault her, und während des Laufens begannen die Erinnerungen zurückzuströmen.
    Bald erinnerte ich mich daran, wo ich gelebt hatte.
17
    Marsh Green ist ein winziges, nur aus einer Straße bestehendes Dorf außerhalb von Edenbridge. Es hat eine Kirche am einen und eine Kneipe am anderen Ende, in der Mitte einen Gemischtwarenladen und ein paar Häuser zu beiden Seiten. Dahinter versteckt gibt es andere Häuser, und vor einem davon stand ich jetzt und starrte es an.
    Ich weiß, dies war das Haus, in dem meine Frau und meine Tochter lebten — wo ich einmal gelebt hatte. Mein Name war

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