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Höllenjagd

Höllenjagd

Titel: Höllenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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sie hierher.«
    »Bleiben Sie hier, Mr. Cromwell?«, fragte Abner.
    Cromwell nickte. »Ich habe im Büro des Zugabfertigers noch ein paar Sachen zu regeln.«
    Abner wusste, dass es eine schier unmögliche Aufgabe war, zur Villa auf dem Nob Hill durchzukommen und dann noch einmal zurückzukehren, doch er salutierte lässig und sagte: »Ich werde mein Bestes tun, um Ihre Schwester wohlbehalten hier abzuliefern.«
    »Wenn es jemand schafft, dann Sie, Abner«, sagte Cromwell. »Ich verlasse mich darauf.«
    Dann schloss Cromwell die Schiebetür des Güterwaggons und kletterte durch die Falltür wieder hinaus. Als Abner den Rolls die Rampe hinunterlenkte, sah er, wie Cromwell über die Gleise zur Baracke des Abfertigers ging.

39
    Bell wanderte den Nob Hill hinunter und blieb stehen, um einer Gruppe von Männern zu helfen, den Schutt von einem kleinen Hotel wegzuräumen, das fast nur noch aus einem Berg zersplitterter Holzbalken und zerbrochener Ziegelsteine bestand. Unter den Trümmern konnte man das Wimmern eines kleinen Jungen hören. Bell und die Männer arbeiteten fieberhaft und gruben ein Loch, wo die mitleiderregenden Rufe zu hören waren.
    Nach fast einer Stunde stießen sie endlich auf ein Luftloch, das den Jungen davor geschützt hatte, zerquetscht zu werden. Nach weiteren zwanzig Minuten hatten sie ihn befreit und trugen ihn zu einem Wagen, der ihn zu einer Erste-Hilfe-Station bringen würde. Bis auf seine Knöchel, die gebrochen zu sein schienen, und ein paar Prellungen hatte er keine Verletzungen erlitten.
    Der kleine Junge war nach Bells Einschätzung nicht älter als fünf. Als er nach seiner Mutter und seinem Vater rief, blickten sich die Männer betrübt an, denn sie wussten, dass seine Eltern und wahrscheinlich auch die Brüder und Schwestern zerschmettert unter dem eingestürzten Hotel lagen. Wortlos ging jeder seines Wegs, traurig und dennoch froh, dass sie zumindest ihn hatten retten können.
    Zwei Blocks weiter kam Bell an einem Soldaten vorbei, der eine Gruppe Männer beaufsichtigte, die dazu abkommandiert worden waren, Ziegelsteine von der Straße zu schleppen und auf den Bürgersteigen aufzuschichten. Einer der Männer mit einem interessanten Profil kam Bell bekannt vor. Aus Neugier blieb er stehen und fragte einen älteren Mann, der die Aktion beobachtete, ob er den Mann kannte, der freiwillig die Straße räumte.
    »Er ist mein Neffe«, sagte der ältere Mann lachend. »Sein Name ist John Barrymore. Er ist Schauspieler und tritt in einem Stück mit dem Titel Der Diktator auf.« Er hielt kurz inne. »Oder ich sollte wohl sagen, er trat darin auf. Das Theater ist völlig zerstört.«
    »Ich dachte mir, dass ich ihn kenne«, sagte Bell. »Ich habe ihn als Macbeth in Chicago gesehen.«
    Der Fremde schüttelte den Kopf und grinste. »Es waren göttliche Gewalt und die Armee der Vereinigten Staaten nötig, um Jack aus dem Bett und zum Arbeiten zu kriegen.«
    Der Soldat versuchte ebenfalls, Bell zum Aufsammeln von Ziegelsteinen aufzufordern, doch Bell zeigte erneut seinen Ausweis der Van Dorn Detective Agency und setzte seinen Weg fort.
    Mittlerweile hatten sich die Menschenmassen zerstreut, und die Straßen waren fast leer, bis auf ein paar Soldaten einer berittenen Einheit und Schaulustige, die herumstanden, um das Feuer zu beobachten.
    Nachdem Bell weitere acht Blocks bis zu Cromwells Bank zurückgelegt hatte, brannte das Zentrum der Stadt auf beiden Seiten der Market Street lichterloh. Die Feuerwand war nur ein halbes Dutzend Blocks von der Bank entfernt, als er die Stufen erreichte, die zu den riesigen Bronzetüren hinaufführten. Ein junger Soldat, der nicht älter als achtzehn sein konnte, hielt Bell an und richtete sein Gewehr mit Bajonett auf ihn.
    »Wenn Sie die Bank plündern wollen, sind Sie ein toter Mann«, sagte er diensteifrig.
    Bell wies sich als Van-Dorn-Agent aus und sagte: »Ich bin hier, um zu überprüfen, ob es irgendwelche Unterlagen oder Bareinlagen gibt, die gerettet werden können.«
    Der Soldat senkte sein Gewehr. »In Ordnung, Sir, gehen Sie hinein.«
    »Warum begleiten Sie mich nicht? Ich könnte vielleicht ein paar starke Arme gebrauchen.«
    »Tut mir leid, Sir«, sagte der Soldat, »mein Befehl lautet, die Straßen, die vor dem Feuer liegen, zu bewachen, um Plünderungen zu verhindern. Ich rate Ihnen, nicht allzu lange drinzubleiben. Es dauert vielleicht noch eine Stunde, bis das Feuer dieses Stadtviertel erreicht hat.«
    »Ich werde aufpassen«, versicherte ihm Bell.

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