Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höllenjagd

Höllenjagd

Titel: Höllenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
vorfinden würde. Seine wachsende Furcht wich Freude, als das Gebäude in Sicht kam.
    Die Cromwell National Bank hatte das Erdbeben nahezu unbeschadet überstanden. Der massive Granitbau war Cromwells Prahlerei gerecht geworden, dass er tausend Jahre halten würde. Keine der Wände oder wunderbar gerillten Säulen war eingestürzt. Der einzige sichtbare Schaden war das zerborstene Buntglas, dessen Scherben den Gehsteig um die Bank herum in ein farbiges Kaleidoskop verwandelten.
    Abner hielt den Rolls an und öffnete die hintere Tür. Mehrere Bankangestellte standen vor dem Haupteingang herum, weil sie wie gewohnt zur Arbeit gekommen waren, ohne zu wissen, wie sie sonst auf den tragischen Einschnitt in ihrem Leben hätten reagieren sollen. Cromwell stieg aus und hatte die Treppe erst halb genommen, als sie ihn umringten und mit Fragen bestürmten. Er hob die Hände, um sie zum Schweigen zu bringen, und versicherte ihnen: »Bitte, bitte gehen Sie nach Hause zu Ihren Familien. Sie können hier nichts tun. Ich verspreche Ihnen, dass Ihre Löhne weiterbezahlt werden, bis dieses schreckliche Unglück vorbei ist und wir die Geschäfte wieder aufnehmen können.«
    Es war ein leeres Versprechen. Nicht nur hatte Cromwell keineswegs vor, die Löhne weiterzuzahlen, solange die Bank geschlossen war, er konnte auch sehen, dass die Flammen, die im Geschäftsviertel wüteten, bereits in wenigen Stunden das Bankgebäude vernichten würden. Selbst wenn die Wände aus solidem Stein hielten, würden die hölzernen Deckenbalken bald dem Feuer zum Opfer fallen, und nur noch eine leere Hülle würde vom Gebäude übrig bleiben.
    Sobald seine Mitarbeiter fort waren, nahm Cromwell einen Satz langer Messingschlüssel aus der Manteltasche und öffnete die riesige Eingangstür aus Bronze. Er machte sich nicht die Mühe, hinter sich abzuschließen, da er wusste, dass das Feuer bald sämtliche Unterlagen im Innern vernichten würde. Er ging direkt zum Tresor. Die Zeituhr war so eingestellt, dass die Schlösser um acht Uhr entriegelt wurden. Es war 7 Uhr 45. Cromwell schlenderte zum Lederstuhl am Schreibtisch eines Kreditsachbearbeiters, wischte den Staub ab, setzte sich und nahm eine Zigarre aus einer Schachtel in seiner Brusttasche.
    Im Gefühl, die Lage vollkommen unter Kontrolle zu haben, lehnte er sich zurück, zündete die Zigarre an und blies eine Wolke aus blauem Rauch zur verzierten Decke der Halle hinauf. Das Erdbeben hätte zu keinem günstigeren Zeitpunkt kommen können, dachte er. Er würde vielleicht ein paar Millionen verlieren, doch die Versicherung würde den Schaden am Bankgebäude decken. Seine Konkurrenten legten ihr Vermögen in Aktien an, doch Cromwell hatte stets ein großes Barvermögen behalten oder in Wertpapiere investiert. Sobald bekannt würde, dass er aus der Stadt geflohen war, würden die Revisoren wie Geier über die Bank herfallen. Mit ein bisschen Glück würden seine Kontoinhaber zehn Cent von jedem eingezahlten Dollar zurückbekommen.
    Um Punkt acht gab der Tresormechanismus ein klickendes Geräusch von sich, als die Schlösser nacheinander aufsprangen. Cromwell ging zum Tresor und drehte am großen Rad, das Speichen wie ein Schiffsruder hatte, drehte es und löste die Sperren aus den Halterungen. Dann öffnete er die riesige Tür in den gut geölten Angeln mit einer Leichtigkeit, als wäre es die Klappe eines Küchenschranks, und ging hinein.
    Er brauchte zwei Stunden, um die vier Millionen Dollar in Goldzertifikatnoten von hohem Nennwert in fünf große Lederkoffer zu packen. Abner kam, nachdem er die Leiche des Polizisten unter der eingestürzten Decke einer Eisenwarenhandlung versteckt hatte, und trug die Koffer zum Rolls. Cromwell war schon immer von der rohen Kraft des Iren beeindruckt gewesen. Er selbst konnte kaum einen der vollen Koffer heben, doch Abner lud sie sich so leicht auf die Schulter, als wären Gänsefederkissen darin.
    Der Rolls stand vor dem Liefereingang des Untergeschosses, den die Panzerwagen benutzten, die das Bargeld oder die Münzen aus dem nahegelegenen Münzamt von San Francisco brachten. Cromwell half Abner dabei, die Koffer im geräumigen hinteren Wagenbereich zu verstauen, bevor er sie unter Decken versteckte, die er aus der Villa mitgebracht hatte. Unter die Decken drapierte er Kissen von den Stühlen aus der Bankhalle, damit es aussah, als wären es Leichen.
    Cromwell ging noch einmal hinein und ließ die Tresortür offen, damit alles darin vernichtet würde. Dann kehrte er

Weitere Kostenlose Bücher