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Höllenjagd

Höllenjagd

Titel: Höllenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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zu drücken, doch er hielt sich zurück. Dies war weder die Zeit noch der Ort dafür. Er hatte es auch gar nicht auf eine Romanze abgesehen. Sie spionierte ihn aus. Das war eine Tatsache. Er versuchte ein Motiv dafür zu finden. Welches Interesse konnte eine völlig Fremde an ihm haben? Die einzige Möglichkeit, die ihm einfiel, war, dass sie wegen eines der vielen Kriminellen, die er hinter Gitter oder an den Galgen gebracht hatte, angeheuert worden war. Ein Verwandter oder Freund, der auf Rache sann? Ihre Erscheinung passte nicht zu dem Abschaum, den er in den letzten zehn Jahren dingfest gemacht hatte.
    Als die Musik endete, ließ sie seine Hand los und trat einen Schritt zurück. »Sie müssen mich entschuldigen, Mr. Bell, doch ich muss zu meinen Freunden zurück.«
    »Werden wir uns wiedersehen?«, fragte er mit einem strahlenden Lächeln.
    Sie schüttelte leicht den Kopf. »Ich glaube nicht.«
    Er ignorierte ihre ablehnende Antwort. »Essen Sie morgen mit mir zu Abend.«
    »Tut mir leid, ich bin sehr beschäftigt«, antwortete sie hochmütig. »Und nicht einmal mit Ihrem schicken Smoking könnten Sie sich in den Ball der Western Bankers im Denver Country Club hineinmogeln, wie Sie es heute Abend hier bei der Wohltätigkeitsveranstaltung für die Waisen von St. John's getan haben.« Dann reckte sie das Kinn, raffte ihr langes Kleid und kehrte an ihren Tisch zurück.
    Sobald sie sich gesetzt hatte, warf sie einen verstohlenen Blick in Bells Richtung, doch er war nirgendwo zu sehen. Er war einfach verschwunden.

6
    Am nächsten Morgen war Bell als Erster im Büro, wozu er einen Dietrich benutzte, der bei neunzig von hundert Türen passte. Er saß am Ende des langen Tisches und las Berichte über die Banküberfälle, als Arthur Curtis und Glenn Irvine den Konferenzraum betraten. Bell stand auf, um sie zu begrüßen und ihnen die Hand zu schütteln. »Art, Glenn - schön, Sie wiederzusehen.«
    Curtis war klein und kompakt und hatte seinen Bauch unter einer Weste versteckt, deren Knöpfe bis zum Zerreißen gespannt waren. Er hatte lichter werdendes, sandfarbenes Haar, große Schalltrichterohren, blaue Augen und ein Lächeln, das zwei Zahnreihen zeigte, die den Raum erhellten. »Wir haben Sie nicht mehr gesehen, seit wir Big Foot Cussler zur Strecke gebracht haben, nachdem er diese Bank in Golden ausgeraubt hatte.«
    Irvine hängte seinen Hut, unter dem ein großer Kopf mit ungekämmtem braunem Haar zum Vorschein kam, an einen Garderobenständer. »Wenn ich mich recht entsinne«, sagte er, während er wie eine dürre Vogelscheuche dastand, »haben Sie uns direkt zu der Höhle geführt, wo er sich versteckt gehalten hat.«
    »Simple Deduktion«, sagte Bell mit einem schmalen Lächeln. »Ich habe zwei junge Burschen gefragt, ob sie einen Ort kennen, wo sie sich gerne ein paar Tage vor ihren Leuten verstecken würden. Die Höhle war die einzige Stelle im Umkreis von dreißig Kilometern, also nahe genug an der Stadt, damit Cussler sich zurückschleichen konnte, um sich mit Lebensmitteln zu versorgen.«
    Curtis stand vor der großen Landkarte der westlichen Vereinigten Staaten und betrachtete nachdenklich die kleinen Wimpel, die für die Stationen des Mörders standen. Es waren sechzehn. »Irgendeine Eingebung, was den Schlächter angeht?«
    Bell schaute ihn an. »Schlächter? So wird er genannt?«
    »Ein Reporter vom Bisbee Bugle hatte den Einfall. Andere Zeitungen haben den Namen übernommen und ihn überall verbreitet.«
    »Das ist nicht hilfreich für unseren Fall«, sagte Bell. »Mit diesem Namen in aller Munde werden die gesetzestreuen Bürger mit der Van Dorn Detective Agency hart ins Gericht gehen, wenn sie ihn nicht schnappt.«
    »Es geht schon los«, sagte Curtis und legte die Rocky Mountain News vor Bell auf den Tisch. »Der Leitartikel behandelt den Bankraub und die Morde in Rhyolite. Der halbe Text widmet sich der Frage: Warum machen die Strafverfolgungsbehörden keine Fortschritte in dem Fall und haben den Schlächter noch nicht erwischt?«
    »Es wird Druck gemacht«, sagte Bell.
    »Ja, und zwar auf uns«, ergänzte Irvine.
    Bell zeigte auf einen sechzig Zentimeter hohen Aktenstapel, der vor ihm auf dem Tisch lag. »Ich habe mir auf der Zugfahrt die Berichte angesehen. Wir wissen lediglich, dass wir es nicht mit dem typischen Cowboy zu tun haben, der zum Bankräuber geworden ist.«
    »Er arbeitet allein«, sagte Curtis, »und er ist verdammt gerissen und kaltblütig. Aber frustrierend ist wirklich, dass

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