Höllenjagd
bisher kein Suchtrupp seine Spur aufnehmen konnte.«
Irvine nickte. »Es ist, als würde er wieder in der Hölle verschwinden, aus der er hervorgekommen ist.«
»Keine Spuren, die in die Umgebung geführt hätten?«, fragte Bell.
Curtis schüttelte den Kopf. »Die besten Spurensucher in diesem Geschäft sind unverrichteter Dinge wieder zurückgekommen. «
»Irgendein Hinweis darauf, dass er sich in der Stadt versteckt gehalten hat, bis die Aufregung vorbei war?«
»Keiner«, erwiderte Curtis. »Nach den Überfällen hat ihn niemand mehr gesehen.«
»Ein Geist«, murmelte Irvine. »Wir haben es mit einem Geist zu tun.«
Bell lächelte. »Nein, ein Mensch, aber ein verdammt gerissener.« Er hielt inne und breitete die Akten auf dem Konferenztisch aus. Dann zog er eine heraus und öffnete sie. Es war der Bericht über den Bankraub in Rhyolite, Nevada. »Unser Mann hat eine strikte Vorgehensweise für jeden Überfall. Wir glauben, dass er sich mehrere Tage dort aufhält und die Stadt und ihre Bewohner beobachtet, bevor er die Bank überfällt.«
»Entweder ist er ein Spieler oder ausgesprochen risikofreudig«, meinte Curtis.
»Beide Male falsch getippt«, korrigierte Bell. »Unser Mann ist dreist und gewitzt. Wir können davon ausgehen, dass er für seine schmutzige Arbeit eine Verkleidung benutzt, da die Leute in allen Städten, in denen er war, keinen verdächtig aussehenden Fremden gesehen haben.«
Irvine ging im Konferenzraum auf und ab, wobei er hin und wieder ein Fähnchen auf der Landkarte studierte. »Die Bewohner erinnerten sich an einen betrunkenen Rumtreiber, einen Soldaten in Uniform, einen erfolgreichen Geschäftsmann und einen Fuhrmann. Aber niemand konnte sie mit dem Mörder in Verbindung bringen.«
Curtis blickte zu Boden und zuckte mit den Schultern. »Seltsam, dass es keine Zeugen gibt, die uns eine glaubwürdige Beschreibung liefern können.«
»Daran ist nichts seltsam«, sagte Irvine. »Er bringt sie alle um. Tote können nicht reden.«
Bell war so in Gedanken versunken, dass er die Unterhaltung nicht mitzubekommen schien. Auf einmal richtete er den Blick auf die Landkarte und sagte langsam: »Meine große Frage ist, warum er bei seinen Überfällen jeden in der Bank tötet. Sogar Frauen und Kinder. Was hat er von dieser Metzelei? Es kann nicht nur daran liegen, dass er keine Zeugen zurücklassen will, nicht, wenn er bereits verkleidet in der Stadt gesehen wurde... außer...« Er hielt kurz inne. »Es gibt eine neue Definition von Psychologen für Mörder, die mit derselben Leichtigkeit töten, mit der sie sich die Zähne putzen. Man bezeichnet sie als Soziopathen. Unser Mann tötet ohne Gewissensbisse. Er hat keine Gefühle, kann weder lachen noch lieben und hat ein Herz aus Stein. Ein Kind zu erschießen ist für ihn dasselbe wie eine Taube abzuknallen.«
»Kaum zu glauben, dass es Menschen gibt, die so grausam und mitleidlos sind«, murmelte Irvine angewidert.
»Viele Banditen und Revolverhelden waren Soziopathen«, sagte Bell. »Sie schießen jemanden über den Haufen, als würden sie niesen. John Wesley Hardin, der berühmte Finsterling aus Texas, hat einen Mann erschossen, weil er schnarchte.«
Curtis ließ Bell nicht aus den Augen. »Glauben Sie wirklich, dass er jeden in der Bank tötet, weil es ihm Spaß macht?«
»Und ob«, sagte Bell ruhig. »Der Gangster zieht eine seltsame Befriedigung aus seinen Bluttaten. Und noch eine Besonderheit: Er flieht, bevor die Leute in der Stadt - der Sheriff eingeschlossen - bemerken, was passiert ist.«
»Was bedeutet das also für uns?«, fragte Irvine. »In welche Richtung sollen wir ermitteln?«
Bell sah ihn an. »Eine weitere Angewohnheit von ihm ist es, nur Bargeld zu nehmen und das Gold liegen zu lassen. Glenn, Ihre Aufgabe ist es, die Banken zu überprüfen, die ausgeraubt wurden, und die Bücher mit Seriennummern der gestohlenen Geldscheine durchzusehen. Fangen Sie in Bozeman, Montana, an.«
»Die Banken in den Bergbaustädten haben nicht die Angewohnheit, die Seriennummern sämtlicher Geldscheine, die durch ihre Hände gehen, zu dokumentieren.«
»Vielleicht haben Sie aber Glück und eine der Banken hat die Nummern des Bargelds vermerkt, das von den Banken der größeren Städte geliefert wurde, um damit die Löhne der Arbeiter auszuzahlen. In dem Fall können wir die Nummern weiterverfolgen. Der Bankräuber muss das Geld entweder ausgeben oder durch Einrichtung von Bankguthaben und Abhebungen waschen. Eine Spur, die er nicht
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