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Höllenjagd

Höllenjagd

Titel: Höllenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Decke. Er beobachtete die geheimnisvolle Frau, die ihm den Rücken zuwandte und mit drei Paaren an Tisch sechs saß. Sie schien ohne Begleitung zu sein. Er schlich sich an den Saalchef heran, der für die Abendveranstaltung verantwortlich war.
    »Verzeihen Sie«, sagte Bell mit einem freundlichen Lächeln, »aber könnten Sie mir den Namen der Dame in dem blauen Kleid an Tisch sechs verraten?«
    Der Saalchef reckte sich mit hochmütigem Blick. »Tut mir leid, Sir, aber wir pflegen keine Informationen über unsere Gäste herauszugeben. Außerdem kann ich nicht jeden kennen, der zum Ball kommt.«
    Bell reichte ihm ein Goldzertifikat im Wert von zehn Dollar. »Würde das Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen?«
    Wortlos hob der Saalchef einen dünnen Lederband und ließ den Blick über die Anwesenheitsliste gleiten. »Die einzelne Dame am Tisch ist Miss Rose Manteca, eine sehr wohlhabende Dame aus Los Angeles, deren Familie eine große Ranch besitzt. Das ist alles, was ich Ihnen sagen kann.«
    Bell klopfte dem Mann auf die Schulter. »Ich bin Ihnen sehr dankbar.«
    Der Saalchef grinste. »Viel Glück.«
    Ein Orchester spielte ein Potpourri aus Ragtime und Modern Dance. Paare tanzten zu einem Lied mit dem Titel »Won't You Come Over to My House«.
    Bell trat hinter Rose Mantecas Stuhl und flüsterte ihr ins Ohr: »Würden Sie freundlicherweise mit mir tanzen, Miss Manteca?«
    Sie wandte sich um und schaute zu ihm auf. Goldbraune Augen blickten in zwei fesselnde blaue Augen. Sie war nicht leicht aus der Fassung zu bringen, doch sein plötzliches Erscheinen in Abendgarderobe überraschte sie völlig. Sie senkte den Blick, fing sich schnell wieder, jedoch nicht, ohne zuvor zu erröten.
    »Verzeihen Sie, Mr. Bell. Aber ich habe Sie nicht so früh erwartet.«
    »So früh?«, fragte er. Was für eine seltsame Bemerkung, dachte er.
    Sie entschuldigte sich bei den anderen Gästen am Tisch und erhob sich. Höflich fasste er sie am Arm und führte sie auf die Tanzfläche. Er legte seinen Arm um ihre schmale Taille, nahm ihre Hand und führte sie mit Geschick im Takt der Musik.
    »Sie sind ein guter Tänzer«, sagte sie, nachdem er sie über die Tanzfläche gewirbelt hatte.
    »Das kommt von all den Jahren, die mich meine Mutter gezwungen hat, Stunden zu nehmen, damit ich die Debütantinnen in unserer Stadt beeindrucken konnte.«
    »Sie kleiden sich sehr gut für einen Detektiv.«
    »Ich bin in einer Stadt groß geworden, in der die wohlhabenden Männer im Smoking leben.«
    »Das muss Boston gewesen sein.«
    Zum ersten Mal in seinen Jahren als Ermittler war Bell sprachlos, doch er erholte sich bald wieder. »Und Sie sind aus Los Angeles.«
    Sie war gut, dachte er. Sie zuckte nicht einmal mit der Wimper.
    »Sie sind bestens unterrichtet«, sagte sie, unfähig, seinen Blick zu lesen.
    »Nicht halb so gut wie Sie. Was ist der Grund für Ihr Interesse? Woher wissen Sie so viel über mich? Oder sollte ich besser fragen, warum?«
    »Ich hatte den Eindruck, dass Sie gern Rätsel lösen.« Sie wollte über seine hohe Schulter blicken, doch sie konnte sich nicht von diesen unglaublichen Augen losreißen. Das war ein schwindelerregendes Gefühl, mit dem sie nicht gerechnet hatte.
    Die Fotos, die man ihr gezeigt hatte, wurden ihm nicht gerecht, wenn man ihm gegenüberstand. Er war viel attraktiver, als sie sich vorgestellt hatte. Zudem wirkte er ausgesprochen intelligent. Obwohl sie das erwartet hatte, begriff sie, warum er für seine Auffassungsgabe so gerühmt wurde. Es war, als würden sie sich gegenseitig belauern.
    Die Musik war zu Ende, und sie standen nebeneinander auf der Tanzfläche und warteten darauf, dass das Orchester das nächste Arrangement begann. Er trat einen Schritt zurück und ließ seine Augen von ihren Schuhen bis zu ihrem wunderbar frisierten Haar hinaufgleiten. »Sie sind eine hübsche Lady. Was hat Ihr Interesse an mir geweckt?«
    »Sie sind ein attraktiver Mann. Ich wollte Sie näher kennenlernen.«
    »Sie kannten meinen Namen und die Stadt, aus der ich komme, bevor Sie mich im Aufzug getroffen haben. Unsere Begegnung war offensichtlich kein Zufall.«
    Bevor sie antworten konnte, stimmte das Orchester »In the Shade of the Old Apple Tree« an, und Bell führte sie im Foxtrottschritt über die Tanzfläche. Er hatte sie an sich gezogen und hielt ihre Hand fest in seiner. Ihre ohnehin schmale Taille wurde noch durch ein Korsett betont. Ihr Kopf reichte ihm gerade bis zum Kinn. Er war versucht, seine Lippen auf ihre

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