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Höllenjagd

Höllenjagd

Titel: Höllenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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aus goldenem Onyx gemeißelt worden waren, reflektierten das sanfte Licht, das durch die riesige Bleiglasdecke fiel. Über siebenhundert schmiedeeiserne Geländer schmückten die Balkone, die in den oberen Stockwerken um die Lobby herumführten.
    Nicht allgemein bekannt war, dass der Besitzer des Navarre Hotels auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein unterirdisches Transportsystem vom Brown Palace zu seinem eigenen Etablissement eingerichtet hatte, um die Herren zu empfangen, die die Damen in einem Bordell im oberen Stock besuchen wollten, ohne beim Betreten oder Verlassen gesehen zu werden.
    Bell erhielt seinen Zimmerschlüssel, bestieg den Lift und teilte dem Aufzugführer das Stockwerk mit, in dem sich seine Suite befand. Eine Frau folgte ihm in die Aufzugskabine. Sie blieb vor der Spiegelwand stehen und drehte sich um. Sie trug ein langes blaues Seidenkleid mit einer großen Schleife auf dem Rücken. Ihr feuerrotes Haar war seidig und zu einem Knoten hochgesteckt, aus dem zahlreiche Locken quollen. Zwei lange Federn standen aus ihrem Haar hervor, und sie versprühte einen betörenden Charme. Sie war außerdem groß und hielt sich sehr aufrecht. Bell schätzte sie auf fünfundzwanzig bis siebenundzwanzig, vielleicht sogar jünger, nach ihrem Schwanenhals und ihrer Alabasterhaut zu urteilen. Ihre Augen waren goldbraun. Nach Bells Urteil war sie ungewöhnlich attraktiv - vielleicht nicht wirklich schön, aber in jeder Hinsicht ausgesprochen hübsch. Er bemerkte außerdem, dass sie keinen Ehering trug.
    Die Frau war gekleidet, als wollte sie an einem Fest in einem der Ballsäle des Hotels teilnehmen, dachte Bell. Er hatte wie immer recht. Der Aufzug hielt im zweiten Stock, auf dem sich die Veranstaltungsräume befanden. Mit dem Hut in der Hand trat er beiseite und deutete eine Verbeugung an, als sie an ihm vorbeiging.
    Sie warf ihm ein überraschend warmes Lächeln zu, nickte und sagte mit sanfter, heiserer Stimme: »Danke, Mr. Bell.«
    Zuerst war es Bell entgangen, doch dann traf es ihn wie ein Keulenschlag. Er war überrascht, dass sie ihn kannte, weil er sie ganz bestimmt noch nie gesehen hatte. Bell packte den Arm des Aufzugführers. »Lassen Sie die Tür einen Moment offen.«
    Mittlerweile hatte sie sich unter die Menge gemischt, die durch die bogenförmige Eingangstür in den großen Ballsaal strömte. Die Damen trugen hinreißende Kleider in extravaganten Farben - purpurrot, pfauenblau, smaragdgrün - und Bänder, Spangen und Federn in den Haaren. Die Männer waren in feine Abendgarderobe gekleidet. Auf einem Banner über dem Eingang stand  W OHLTÄTIGKEITSVERANSTALTUNG FÜR DIE W AISEN VON S T . J OHN ' S .
    Bell trat zurück in den Lift und nickte dem Aufzugführer zu. »Danke. Bitte bringen Sie mich hinauf.«
    Bell schloss die Tür zu seiner Suite auf und fand ein Arbeitszimmer, ein Wohnzimmer, ein verschnörkeltes Bad und ein Schlafzimmer mit einem Himmelbett vor. Sämtliche Räume waren im eleganten viktorianischen Stil eingerichtet. Seine Koffer waren geöffnet und seine Sachen von einem Zimmermädchen in der Kommode und im Schrank verstaut worden, ein Service, der jenen vorbehalten war, die Suiten buchten. Die Koffer waren nicht zu sehen. Sie waren aus dem Zimmer gebracht und im Kellerlager verstaut worden. Bell verlor keine Zeit und nahm sogleich ein Bad und rasierte sich.
    Er klappte seine Taschenuhr auf, um zu sehen, wie spät es war. Vor dreißig Minuten hatte er den Aufzug verlassen. Weitere fünfzehn Minuten vergingen, um die schwarze Krawatte zu binden und die Kragen- und Manschettenknöpfe zu schließen - etwas, wozu man normalerweise vier Hände brauchte. Es war eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen er sich wünschte, eine Frau zu haben, die ihm half. Als Nächstes waren schwarze Socken und Schuhe dran. Statt eines Kummerbunds trug er eine schwarze Weste mit einer goldenen Kette, die von der linken Tasche durch ein Knopfloch zu der großen goldenen Uhr in der rechten Tasche führte. Zuletzt schlüpfte er in ein einreihiges schwarzes Jackett mit Satinaufschlägen.
    Ein abschließender Blick in einen zwei Meter hohen Spiegel, und er war bereit für den Abend, was auch immer er bringen mochte.
    Der Wohltätigkeitsball war bereits in vollem Gange, als er den großen Saal betrat und sich unauffällig hinter einem hohen Palmentopf postierte. Der Saal war weitläufig und majestätisch. Das Tanzparkett war in einem komplizierten Muster verlegt, und farbenfrohe Malereien schmückten die

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