Höllenjagd
konnte es mit jedem Polizeiermittler aufnehmen, ganz zu schweigen von den Agenten der Van Dorn Detective Agency, bis er an Altersschwäche starb. Von seinen Spionen wusste er, dass niemand auch nur den Ansatz einer Spur hatte, die zu ihm führte.
Cromwell stieg in einen Aufzug und fuhr in den dritten Stock hinauf. Er trat auf die mit italienischen Fliesen ausgelegte Galerie über der Eingangshalle der Bank. Dann ging er durch die erhabenen Bürofluchten, wo der dicke, ebenholzbraune Teppich seine Schritte verschluckte. Die Wände waren mit Teakholz vertäfelt und mit Wandteppichen behängt, die Szenen aus dem Westen des 19. Jahrhunderts zeigten, während die Säulen, die die Decke trugen, wie Totempfähle geformt waren. Die hohe Decke war mit Gemälden versehen, die die Gründungszeit von San Francisco darstellten.
Er beschäftigte drei Sekretärinnen, die sich sowohl um die meisten geschäftlichen als auch seine persönlichen Angelegenheiten kümmerten. Sie waren allesamt schöne Frauen, groß, anmutig und intelligent. Er zahlte ihnen mehr, als sie bei seinen Konkurrenten hätten verdienen können.
Die einzige Forderung bestand darin, dass sie alle Kleider in gleichem Stil und gleicher Farbe trugen, die von der Bank gestellt wurden. Jeden Tag war eine andere Farbe dran. An diesem Tag waren es braune Kleider, die zum Teppich passten.
Als sie ihn hereinkommen sahen, erhoben sie sich sofort und scharten sich um ihn. Sie plauderten unbefangen und fragten ihn nach seinen Ferien, die er, wie sie glaubten, mit Fischen in Oregon verbracht hatte. Auch wenn es ihm nicht immer leicht gefallen war, hatte Cromwell nie eine Affäre mit einer der drei Frauen gehabt. Er hatte strenge Prinzipien, was sein eigenes Territorium betraf.
Nachdem sie ein wenig geplaudert hatten und die Damen zu ihren Schreibtischen zurückgekehrt waren, bat Cromwell seine persönliche Assistentin, die bei ihm war, seit er die Bank vor zwölf Jahren eröffnet hatte, in sein Büro zu kommen.
Er setzte sich an seinen ausladenden Teakholzschreibtisch, stellte den Koffer darunter ab und sah Marion Morgan lächelnd an. »Wie geht es Ihnen, Miss Morgan? Ein neuer Verehrer in jüngster Zeit?«
Sie wurde rot. »Nein, Mr. Cromwell. Ich verbringe meine Abende zu Hause mit Lesen.«
Marion war einundzwanzig gewesen, als sie das College beendet und bei Cromwell als Kassiererin angefangen hatte, und danach war sie schnell in der Firmenhierarchie aufgestiegen. Sie war gerade zweiunddreißig geworden und hatte nie geheiratet, weshalb sie von vielen für eine alte Jungfer gehalten wurde. Doch in Wahrheit hätte sie jeden der gut betuchten Herren in der Stadt haben können. Sie war eine außergewöhnlich attraktive und heiratsfähige Dame, die sich ihre Verehrer aussuchen konnte, nun aber nach einem Ehemann Ausschau hielt. Sie war sehr wählerisch, und ihr Traumprinz war noch nicht aufgetaucht. Ihr strohblondes Haar hatte sie im Stil der aktuellen Mode um den Kopf drapiert, und ihre schönen Gesichtszüge betonten einen langen Schwanenhals. Ihre geschnürte Figur sah aus wie das klassische Stundenglas. Sie blickte aus korallengrünen Augen über den Schreibtisch zu Cromwell, und in den zarten Händen hielt sie Notizblock und Bleistift bereit.
»Ich erwarte jeden Moment die Ankunft von Vertretern der Bank von Salt Lake City.«
»Wollen sie unsere Bücher prüfen?«, fragte sie mit leichter Besorgnis.
Er schüttelte den Kopf. »Nichts dergleichen. Von Kollegen habe ich Gerüchte gehört, dass eine Bank in Salt Lake City ausgeraubt und das gestohlene Geld womöglich in einer anderen Bank deponiert wurde.«
»Möchten Sie, dass ich mich darum kümmere?«
»Nein. Unterhalten Sie sie einfach so lange, bis ich Gelegenheit finde, mich um die Sache zu kümmern.«
Falls Marion diese Bitte irgendwie ungewöhnlich vorkam, ließ sie es sich nicht anmerken. »Ja, selbstverständlich, ich sorge dafür, dass es ihnen an nichts fehlt.«
»Das wäre alles«, sagte Cromwell. »Danke.«
Sobald Marion das Büro verlassen und die Tür hinter sich geschlossen hatte, griff Cromwell in seine Brusttasche und zog den Wechsel der Salt Lake Bank & Trust hervor. Dann erhob er sich und ging zu einem großen Standsafe, der die Kontenblätter und Aufzeichnungen enthielt. Schnell und geübt fälschte er die Bücher so, als wäre der Beleg bereits eingelöst und die volle Summe an Eliah Ruskin ausgezahlt worden. Cromwell machte ebenfalls Eintragungen, die zeigten, dass der Betrag den
Weitere Kostenlose Bücher