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Höllenjagd

Höllenjagd

Titel: Höllenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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linken kleinen Finger richten.
    Anstatt nach Denver zurückzukehren, beschloss er, einer Eingebung zu folgend und nach Bisbee zu fahren. Vielleicht - nur vielleicht - hätte er noch einmal Glück und würde einen weiteren Hinweis auf die Identität des Mörders finden. Die sengende Hitze aus der Wüste, die das Innere des Pullmanwagens aufheizte, bemerkte Bell kaum.
    Der erste brauchbare Hinweis, der von einem abgemagerten kleinen Jungen gekommen war, war nicht gerade ein Durchbruch, aber es war ein Anfang. Bell war zufrieden mit seiner Erkenntnis und malte sich den Tag aus, an dem er dem Verbrecher gegenüberstehen und ihn anhand seines fehlenden kleinen Fingers identifizieren würde.

DIE JAGD
    WIRD SCHNELLER

11
    4. März 1906
    San Francisco, Kalifornien
    Der Mann, dessen letzter falscher Name Ruskin gewesen war, stand vor einem verschnörkelten Messingwaschbecken und blickte in einen großen ovalen Spiegel, während er sich mit einem Rasiermesser rasierte. Als er fertig war, wusch er sich das Gesicht ab und trug ein teures französisches Eau de Cologne auf. Dann musste er sich am Waschbecken festhalten, weil sein Güterwaggon abrupt bremste.
    Er stieg hinauf zu einem eingelassenen Fenster, das von außen verkleidet war, als wäre es ein Teil der hölzernen Waggonwand, klappte es vorsichtig auf und spähte hinaus. Eine Rangierlok hatte zehn Güterwaggons, die einschließlich desjenigen von O'Brian Furniture vom Zug abgekoppelt worden waren, durch das riesige Abfertigungsgebäude der Southern Pacific Railroad, die sogenannte Oakland Mole, geschoben. Es war ein riesiger Pier, der auf Pfählen, Mauerwerk und Felsen in die Bucht von San Francisco ragte, im Westteil der Stadt Oakland. Der Slip, wo die Fährschiffe hineinfuhren und festmachten, lag auf der westlichen Seite am Ende des Hauptgebäudes zwischen zwei Türmen, von denen aus das Be- und Entladen der enormen Flut von Fährschiffen, die San Francisco ansteuerten, koordiniert wurde.
    Weil die Oakland Mole am Ende der Transkontinentalen Eisenbahn lag, war dort vierundzwanzig Stunden am Tag eine bunte Mischung von Menschen zu sehen, die von Osten kamen oder den Kontinent in entgegengesetzter Richtung durchquerten. Personenzüge wechselten sich mit Güterzügen ab, die Waren brachten. 1906 herrschte dort ein reges Treiben, und auch die Geschäfte in den anderen Städten der Bucht florierten: San Francisco war ein blühendes Handelszentrum, während viele der Gebrauchsgüter in Oakland hergestellt wurden.
    Ruskin überprüfte den Fahrplan und sah, dass seine klug ausgedachte, unbemerkte Fahrt an Bord der San Gabriel, einer Fähre sowohl für Personen- als auch Güterwagen, weitergehen würde. Die San Gabriel war eine klassische Doppelendfähre mit je einem Steuerhaus an Bug und Heck. Sie wurde von seitlichen Schaufelrädern bewegt, die mit Hubbalken-Dampfmaschinen betrieben wurden, von denen jede ihren eigenen Schornstein hatte. Fähren, die Züge transportierten, hatten auf dem Hauptdeck nebeneinanderliegende Schienen für die Güterwaggons, während das Kabinendeck die Passagiere beherbergte. Die San Gabriel war neunzig Meter lang, knapp vierundzwanzig Meter breit und konnte vierhundert Passagiere und zwanzig Waggons transportieren.
    Die Fähre würde an der Endstation der Southern Pacific bei Townsend und Third Street anlegen, wo die Passagiere von Bord gehen würden. Dann fuhr sie weiter zum Pier 32 bei Townsend und King Street, von wo aus die Güterwaggons zum städtischen Bahnhof zwischen Third und Seventh Street gebracht wurden. Dort würde man den Güterwaggon der O'Brian Furniture Company auf das Nebengleis eines Lagerhauses rangieren, das der Bankräuber im Industriegebiet der Stadt besaß.
    Ruskin war bei seinen Reisen schon häufig mit der San Gabriel durch die Bucht gefahren und freute sich darauf, nach seinem Coup in Salt Lake City nach Hause zu kommen. Ein heftiger Lärm schallte über die Mole, als die Schiffssirene die Abfahrt ankündigte. Das Boot begann zu zittern, als die großen Hubbalken-Dampfmaschinen das Achtmeter-Schaufelrad in Bewegung setzten und das Wasser aufgewühlt wurde. Schnell durchpflügte es die spiegelglatte Bucht in Richtung San Francisco, das nur zwanzig Minuten entfernt lag.
    Ruskin hatte sich schnell umgezogen und trug nun einen makellos geschneiderten, dezenten schwarzen Geschäftsanzug. Eine kleine gelbe Rose wanderte in ein Knopfloch, und er nahm seinen Gehstock. Er setzte eine Melone in verwegenem schiefem Winkel auf und

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