Höllenjagd
herausfinden und feststellen, dass alles nur Show ist.«
Bell schüttelte den Kopf. »Nein, Sir, die Direktoren der Bank in Denver sind eingeweiht.«
»Darf ich fragen, warum Sie Telluride ausgewählt haben?«, erkundigte sich Pardee.
»Weil die Stadt in einem Canyon liegt, der nur über einen Weg aus dem Westen zugänglich ist. Die Lage ist ideal, um ihm den Fluchtweg abzuschneiden, wenn wir ihn nicht beim Überfall erwischen.«
»Das gefällt mir nicht«, sagte Oxnard. »Der Verbrecher ist dafür bekannt, dass er ohne mit der Wimper zu zucken tötet. Ich kann meine Angestellten weder diesem Risiko aussetzen, noch will ich ihr Blut an meinen Händen haben.«
»Es ist nicht geplant, dass Sie oder Ihre Angestellten in der Bank sind, wenn der Überfall stattfindet. Ich und ein zweiter Agent von Van Dorn werden da sein. Ein weiterer wird die ein- und ausfahrenden Züge beobachten, da der Verbrecher dafür bekannt ist, in einem Güterwaggon vom Tatort zu verschwinden.«
»Was ist mit meinen Kunden?«, wollte Oxnard wissen. »Wer wird sie bedienen?«
»Mein Kollege und ich sind bestens mit dem Tagesgeschäft einer Bank vertraut. Wenn der Verbrecher zum Kassenschalter geht, stehen wir bereit.«
»Wissen Sie, wie er aussieht?«, fragte Pardee.
»Bis auf die Tatsache, dass ihm der kleine Finger an der linken Hand fehlt und er rotes Haar hat, haben wir keine Beschreibung.«
»Das liegt daran, dass er jeden umbringt, der ihn identifizieren könnte. Sie haben nicht viel, worauf Sie sich berufen können.«
»Ich kann mich immer noch nicht mit der Sache anfreunden«, sagte Oxnard. »Einer meiner Kunden könnte zur falschen Zeit am falschen Ort sein und erschossen werden.«
»Wir werden Vorkehrungen treffen«, sagte Bell nüchtern. »Es mag ein gewisses Risiko bestehen, doch diesem Verbrecher muss das Handwerk gelegt werden. Er hat bereits mehr als dreißig Menschen getötet. Man kann nicht sagen, wie viele noch sterben müssen, bevor wir ihn verhaften und dem Morden ein Ende setzen können.«
»Wie kann ich Sie unterstützen?«, fragte Pardee und warf Oxnard einen kalten Blick zu.
»Sie und Ihre Hilfssheriffs sollten die Bank auf keinen Fall überwachen, damit Sie den Verbrecher nicht vertreiben«, antwortete Bell. »Seien Sie in der Nähe, aber nach Möglichkeit außer Sichtweite. Seien Sie trotzdem einsatzbereit für den Fall, dass er auftaucht. Wir werden ein Zeichen für den Moment vereinbaren, wenn er zuschlägt.«
Während Oxnard noch Bedenken gegenüber der Falle hatte, stellte sich Pardee bereits die Anerkennung vor, die er erhalten würde, falls der Verbrecher in seinem Zuständigkeitsbereich auf frischer Tat ertappt würde. Was ihn betraf, waren die wichtigsten Dinge geklärt. Er hatte nur noch eine Frage.
»Wann soll der angebliche Geldtransport stattfinden?«
»Morgen«, sagte Bell.
Oxnard blickte ihn fragend an. »Was ist mit den Lohnzahlungen, die bereits im Safe liegen?«
»Lassen Sie sie dort. Ich garantiere Ihnen, dass der Verbrecher sie nicht bekommen wird.«
Pardee zwirbelte die Enden seines Schnurrbarts. »Waren Sie schon einmal am Zahltag in einer Bergbaustadt, Mr. Bell?«
»Ich hatte das Vergnügen noch nicht, aber ich habe gehört, dass es ziemlich hoch hergehen soll.«
»Das ist wahr«, sagte Oxnard mit einem müden Grinsen. »Am Zahltag bricht in der ganzen Stadt die Hölle los.«
Pardee grinste ebenfalls. »Ja, die Spelunken sind voll, bis die Minenarbeiter ihr sauer verdientes Geld für Whiskey und Glücksspiel verpulvert haben.« Er hielt einen Moment inne und sah Bell an. »Wo wohnen Sie, falls ich mich mit Ihnen in Verbindung setzen muss?«
»In Mamie Tubbs' Pension.«
»Ein guter Ort, um nicht aufzufallen«, bemerkte Oxnard. »Mamie ist ein nettes altes Mädchen und eine gute Köchin.«
»Ich kann ihren Eintopf wärmstens empfehlen«, witzelte Bell.
Sie beendeten das Treffen, und Bell und Oxnard bedankten sich bei Mrs. Pardee für das köstliche Frühstück. Dann verließen die drei Männer das Haus und gingen in die Stadt, wo Pardee sich vor seinem Büro verabschiedete. Bell folgte Oxnard zum Bankgebäude, um sich die Räumlichkeiten anzuschauen.
Der Grundriss war der gleiche wie von tausend anderen Banken. Das Büro des Direktors lag hinter dem Kassenschalter, der verglast war, bis auf einen Bereich vor den Kassen, der nur durch ein Gitter geschützt wurde. Der Tresorraum glich eher einem großen Geldschrank und befand sich in einer Nische seitlich der Eingangshalle.
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