Höllenjob für einen Dämon (German Edition)
Strahl löste sich und surrte mit einem hellen Ton auf den Polizisten zu.
Shatan rollte heran und trat Gavarel die Beine weg. Mit einem Schrei riss der Seraph beide Arme hoch, um das Gleichgewicht zu halten. Das gebündelte Licht wurde nach oben gelenkt und ging ins Leere. In diesem Augenblick dachte Shatan nicht an mögliche Konsequenzen. Einzig das Leben des Menschen war wichtig. Gavarel war imstande, ihn einfach auszulöschen, indem er ihn mit dem Feuerschwert in kleine Stücke schnitt. Das konnte Shatan nicht zulassen. Der Mann war unschuldig. Schlimm genug, dass schon ein Mensch tot am Boden lag.
Dann war Evangelina da. Sie hatte sich herangeschlichen und den Schlagstock des Toten geschnappt. Mit einem festen Hieb schlug sie Gavarel von unten zwischen die Beine.
Zu verwirrt, um ihre Attacke zu erahnen, konnte der Engel nicht ausweichen. Sie traf ihn exakt dort, wohin Shatan zuvor sein Knie hingerammt hatte.
Der Dämon grinste boshaft. Zum zweiten Mal stöhnte Gavarel auf. Die Flammen des Schwertes erloschen endgültig, während ihm die Klinge aus den Händen glitt und mit einem dumpfen Geräusch im Gras landete.
Shatan wartete nicht ab, bis der Engel sich wieder erholt hatte. Er sprang auf die Beine, packte mit einem Arm den Menschen an der Hüfte, der immer noch wie erstarrt dastand. Mit dem anderen griff er Evangelina und rannte zum Polizeiwagen. Er stieß sie auf die Rückbank und den Polizisten auf den Fahrersitz. Dann hüpfte er mit einem Satz über die Motorhaube und kletterte ebenfalls ins Auto.
„Fahren Sie, wenn Sie leben wollen!‟, herrschte er den Mann neben sich an, der sich diesen Rat nicht zweimal geben ließ.
10.Kapitel
Verängstigt beobachtete Evangelina durch das Heckfenster, wie Gavarel sich aufrichtete. Der Seraph spreizte seine dunklen Flügel, die im Sonnenlicht wie Obsidian glänzten. Er hätte wunderschön sein können, wäre da nicht der grimmige Gesichtsausdruck gewesen, mit dem er sein Schwert schnappte und einen Satz in die Luft machte.
„Schneller! Er ist direkt hinter uns!‟, rief Lina, ohne den Verfolger aus den Augen zu lassen.
Mit gleichmäßigen Schlägen seiner Flügel gewann Gavarel an Höhe und flog mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit hinter ihnen her.
Eine Hand packte Lina an der Schulter und drückte sie nach unten. Sie drehte den Kopf, um Shatan sehen zu können. Er wirkte erschöpft, aber gleichzeitig strahlte er eine Ruhe aus, die sie einhüllte wie ein Kokon.
In diesem Augenblick erkannte sie, dass er sie beschützen würde, komme, was da wolle. Eher gäbe er sein Leben, als zu versagen. Ihre Kehle wurde eng, und Lina musste schlucken. Wieso fühlte sie sich bei dem Gedanken an einen möglichen Tod des Dämons plötzlich ganz klein?
Weil du weißt, dass es für ihn kein Paradies geben wird.
Sie runzelte die Stirn.
Es stimmte. Shatan war ein Bewohner der Unterwelt. Wohin sollte er gehen, wenn er starb?
Tötet Gavarel dich mit seinem Flammenschwert, hörst du einfach auf zu existieren.
Shatans Worte kamen aus den Tiefen ihrer Erinnerung. So also sah das Ende eines Wesens aus, dessen Seele nicht existent war.
Moment, wer sagt, dass er keine Seele hat? Nur weil er in der Hölle lebt, heißt das nicht, dass dem so ist. Er war früher ein Engel.
Während der Polizist weiter vor sich hinfluchte, und Shatan ihm Anweisungen zurief, in welche Richtung er den Wagen zu lenken hatte, kreisten Evangelinas Gedanken um das Problem von dämonischer Opferbereitschaft. Sie wollte nicht, dass Shatan starb. Sie mochte ihn - obwohl er aus der Unterwelt kam.
Der Beamte fuhr eine scharfe Rechtskurve, und Lina wurde hart gegen die Tür gepresst. Sie keuchte erschrocken auf.
Plötzlich streckte Shatan einen Arm zwischen dem Sitz und der Karosserie hindurch und packte sie auf der Seite, die gegen das Fahrzeug stieß. Seine warme Hand umfasste ihren Oberarm. Heiße Blitze durchzuckten Linas Körper, die sogar sie angesichts der Gefahr, in der sie gerade schwebten, für unpassend hielt. Dennoch seufzte sie wohlig.
„Bist du verletzt?‟
Die Sorge in Shatans Stimme wärmte Linas Herz. Um sich aber keine Blöße zu geben, verzog Lina lediglich das Gesicht und murmelte: „Nein, ich werde morgen nur ein paar blaue Flecken haben.‟ Sie reckte den Hals, um aus dem Heckfenster zu sehen, doch der Dämon hinderte sie daran. „Ist er noch da?‟
„Ja. Und er hat uns fast erreicht.‟
„He, Sie! Wohin soll ich fahren? Der Typ ist … ein beschissener
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