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Höllenjob für einen Dämon (German Edition)

Höllenjob für einen Dämon (German Edition)

Titel: Höllenjob für einen Dämon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen B. Kraft
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greifen.
    Zu seinen Gefolgsleuten zählten keine Engel, sondern all jene Unterweltbewohner, die von Luzifer und ihren Machenschaften genug hatten. Bereit, den Himmel zu zerreißen und Gan Eden in Schutt und Asche zu legen. Sie scharrten in freudiger Erwartung mit den Hufen, brüllten, klapperten mit ihren Waffen. Sie spien Feuer, wetzten Messer und lachten. Jedes Geräusch eine eindeutige Kriegserklärung.
    „Lass es nicht so weit kommen, mein Sohn‟, dröhnte der Allmächtige und warf einen bekümmerten Blick auf die Horde.
    Ohne es zu wollen, zuckte Shatan mit den Schultern. Der Hass in ihm schwelte so stark, dass es nur einer leichten Brise genügte, das Feuer endgültig zu entfachen, das zur Vernichtung des Himmelsreiches geschürt wurde.
    „Dann nimm sie mit‟, er deutete mit der Schwertspitze auf Luzifer, „und sorg dafür, dass sie nie wieder mein Reich betritt.‟
    Die Höllenfürstin warf den Kopf in den Nacken. Ihr Lachen kroch wie scharfe Reißzähne über Shatans Haut. „Dein? Die Unterwelt gehört mir!‟
    „Nicht, wenn ich sie aus deinen toten Händen reiße! Ihr habt mir alles genommen. Nun bin ich an der Reihe. Lange genug habe ich erduldet, was du und dein Mann mir angetan habt. Dir allein gebührte die Strafe. Bloß, weil er nicht Manns genug ist, dir die Stirn zu bieten, hat er auch mich verstoßen.‟ Schwer atmend schlug sich Shatan mit der Hand gegen die Brust, die von einem bronzenen Harnisch bedeckt war. „Ich war sein General. Ich hielt mich an alle Gesetze. Dennoch wurde mir das Einzige versagt, das ich jemals für mich beansprucht habe! Dafür verdient ihr die Zerstörung!‟
    „Und all die Seelen? Wohin sollen sie gehen, wenn du Hel und Gan Eden dem Erdboden gleichmachst? Ist dir klar, was deine Zerstörungswut anrichten würde?‟ Traurige Augen aus einem Gesicht, das niemals alterte, betrachteten Shatan. Jener Blick, der ihn voller Hass getroffen hatte, während Jehova das schlimmstmögliche Urteil sprach.
    „Denkst du, mich kümmern die Menschen, alter Mann? Ich bin deine Strafe. Die Rache, die notwendig ist, um den Terror deiner Herrschaft zu beenden. Mir ist es gleich, ob ich dabei selbst untergehe!‟
    Gott und Luzifer wechselten besorgte Blicke. Shatan sah, dass ihnen die Argumente ausgingen. Vernunft bewirkte hier nichts mehr. Egal, welche Seite gewann. Die Verluste wären immens. Blut würde vom Himmel regnen, und die Menschen den Glauben an den Allmächtigen verlieren.
    „Sicherst du uns Frieden zu, wenn ich dir den Höllenthron überlasse?‟ Luzifers rauchige Stimme bebte vor unterdrücktem Zorn.
    Shatan sah sich selbst nicken. Er wollte toben, schreien. Er tat nichts davon. Stumm beobachtete er, wie der Gnom, den er aus seinem ersten Traum kannte, vortrat und seinen ehemaligen Herren eine Schriftrolle entgegenhielt.
     
    ***
     
    „Shatan? Wach auf.‟
    Evangelinas Stimme. Selten war Shatan dankbarer gewesen, kein Herz zu besitzen als in diesem Augenblick. Es würde ihm sonst bis zum Halse schlagen.
    Er verstand nicht, weshalb er davon träumte, die Hölle zu erobern. Derartiger Ehrgeiz war ihm völlig fremd. Sein Unterbewusstsein allerdings schien anderer Meinung zu sein.
    Müde rieb er sich über die Augen. Dabei bemerkte er, dass man ihm den Verband abgenommen hatte. Er richtete sich auf und sah, dass sie in einem Waldstück parkten. Evangelina war alleine mit ihm im Wagen. Verwirrt drehte er sich zu ihr.
    Sie sah Shatan aufmerksam, beinahe wachsam an. Hatte er ihr vielleicht wehgetan, als er träumte? Rasch suchte er nach einem Hinweis dafür, fand aber keine Verletzungen. Erleichtert atmete er auf.
    „Hast du Schmerzen?‟
    Weil er seiner Stimme nicht traute, schüttelte er den Kopf.
    Evangelinas Augen verengten sich, doch anstatt etwas zu erwidern, nickte sie bloß und hob ihren Arm. Sie hielt ein rotes Päckchen in Händen.
    „Ahay und Tanika machen einen kleinen Spaziergang. Ich habe sie weggeschickt, damit ich dir den Schlauch entfernen kann.‟
    Überrascht riss Shatan den Kopf hoch. „Ich dachte, du hättest das nur so gesagt.‟
    Schulterzuckend öffnete sie das Päckchen und studierte den Inhalt. „Tanika behauptet, sie hat zwei linke Hände und würde dir mehr Schaden als nützen. Ahay weigert sich, deine Verstümmelung zu beheben. Er sagte, die Schwarze Mutter nimmt dich mit Freuden auch so an.‟ Neugierig sah sie ihn an. „Weißt du, was er damit meint?‟
    „Kali akzeptiert Menschenopfer. Allerdings nur von Behinderten oder Gebrechlichen.‟

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