Höllenjob für einen Dämon (German Edition)
gesehen, als du schwach warst, und mochte dich ebenso wie jetzt. Denk mal drüber nach.‟ Eingeschnappt drehte sich Lina so, dass sie ihm den Rücken zuwandte.
Sie hörte Shatan neben sich seufzen, spürte seine Bewegungen durch die Vibrationen des Polsters. Lina war klar, dass er Schmerzen hatte und sie Mitleid mit ihm haben sollte, doch angesichts seiner Verbohrtheit konnte sie nicht so leicht nachgeben. Zähneknirschend fragte sie sich, welche Überraschungen wohl noch auf sie warteten.
Shatan war früher sehr selbstverliebt. Ich glaube kaum, dass sich das geändert hat, seit er in der Unterwelt lebt.
Ich sagte, du sollst still sein!
Nein, der Wortlaut war ein anderer. Aber wer bin ich, mit Luzifers Tochter zu streiten? Ich sage nur, dass er es nicht gewohnt ist, dass andere genauso stark sind wie er.
Weil er ein Dämon ist?
Ein unbesiegbarer Krieger trifft es wohl eher. Du hast seine Muskeln gesehen. Jedem normalen Mann könnte er selbst in diesem Zustand schwerste Wunden zufügen, aber durch den Verlust des Hornes fühlt er sich verletzlich. Verstehst du das?
Lina entspannte ihren Kiefer. Metatrons Argumente hatten - wie fast immer - etwas für sich. Die Stimme Gottes kannte den Mann neben ihr weit länger und besser als sie. Vielleicht führte Shatan sich wie ein Macho auf, andererseits war er das letzte Mal in ihrer Welt gewesen, als Frauen noch von Männern beschützt werden wollten. Lina seufzte.
Na schön. Was mache ich jetzt? Mich entschuldigen?
Wäre ein Anfang.
Aber …
Hör auf damit, Kleine, du magst ihn. Sogar sehr, wenn ich mir deine körperlichen Reaktionen so ansehe. Dein Herz rast. Aber er ist und bleibt ein Dämon.
Tja, laut euch beiden bin ich auch kein Mensch, oder?
Das behaupte ich ja gar nicht. Es ist dennoch eine dumme Idee, sich auf ihn einzulassen. Luzifer wird das verhindern.
Warum?
Metatron zögerte. Lina spürte es wie eine Woge aus Leere, die über sie hinwegschwappte. Er verschwieg etwas. Schließlich vernahm Lina einen mentalen Seufzer.
Sie will ihn für sich.
Ich … Du meinst …?
Luzifer wollte Shatan schon immer für sich. Ich sage es nicht gerne, aber deine Mutter ist durchtrieben. Sie denkt nur an Sex. Dein Vater war nicht im Stande, ihre unermessliche Lust zu stillen, daher hat sie sich andere Liebhaber genommen.
Lina erschauerte. Sie erinnerte sich daran, weswegen Shatan und Luzifer vertrieben worden waren. Also hatte Luzifer tatsächlich versucht, Shatan zu verführen, und der Dämon hatte sich ihr verweigert. Kein Wunder, dass er und Luzifer nicht miteinander auskamen.
Endlich begreifst du.
Du hättest es auch etwas deutlicher sagen können!
Nein. Du musstest seinen Charakter selbst erkennen. Trotz der Tatsache, dass er ein Dämon ist, bleibt er ein Ehrenmann. Und um ehrlich zu sein, er würde Luzifer nicht mal mit einem Schürhaken berühren, wenn es sich verhindern ließe.
Er mag sie wohl nicht besonders?
Würdest du jemanden mögen, durch den dein ganzes Leben eine Hölle ist?
Gegen ihren Willen musste Lina lächeln. Sie holte tief Luft und drehte sich um. Ihre Augen wanderten über Shatans ebenmäßige Züge. Seine Lider waren geschlossen, es sah aus, als ob er schliefe. Selbst in diesem Zustand zeugte der energische Schwung seiner Kinnlinie von seiner Stärke. Shatans Atem ging gleichmäßig. Dunkle Augenringe wurden durch den dichten Fächer aus Wimpern hervorhoben und ließen den Dämon seltsam verletzlich wirken.
Vorsichtig streckte Lina die Hand aus und strich mit den Fingerspitzen über Shatans Wange. Sie war stoppelig und warm. Lina erschauerte. Shatan roch nach Schweiß und Zimt. Sie biss sich auf die Unterlippe. Sein Duft schoss Lina direkt in den Unterleib und rief Gefühle hervor, die in dieser Situation mehr als absurd waren.
Verdammt, Lina. Lass das!
Metatrons Schrei verhallte unbeachtet. Es war ohnehin zu spät. Jetzt, da sie wusste, dass er niemals mit ihrer Mutter geschlafen hatte, akzeptierte Lina, dass das Unmögliche geschehen war: Sie hatte sich in den einhörnigen Dämon verliebt.
***
Shatan träumte. Er wusste es, trotzdem konnte er nicht erwachen. Hilflos sah er mit an, was um ihn herum geschah.
Luzifer stand Seite an Seite mit ihrem Gatten. Beide trugen brennende Schwerter. Hinter ihnen erstreckte sich eine Armee aus Seraphim. Gewappnet zum Kampf.
Die Helligkeit, die von dieser Kriegsmacht ausging, vermochte Shatan jedoch nicht zu blenden. Sein inneres Feuer drängte ihn dazu, seine eigene Waffe fester zu
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