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Höllenknecht

Höllenknecht

Titel: Höllenknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Magd kam herein, grüßte brav, stellte einen Eimer neben den Kamin und begann, die Asche zusammenzufegen.
    «Nach Basel», wiederholte der Richter gedankenverloren. «Nach Basel zu Paracelsus, da wollte er hin.»
    «Wieso Paracelsus? Der ist doch gar nicht mehr in Basel.Er ist vor seinen Schmähern geflohen, im Elsass sitzt er nun», meinte die Magd.
    Heinz Blettner starrte sie verständnislos an. Sie nickte eifrig. «Ihr könnt mir ruhig glauben, Herr. Das weiß ich, weil meinem Vater dort eine Schänke gehört. Ich komme aus Basel. Vor fünf Jahren schon ist der dort weg.»
    «Hmm», brummte der Richter. Er wusste nicht viel über Paracelsus, nur, dass der ein berühmter Arzt war, den Arvaelo unbedingt treffen wollte. Und zwar in Basel. Aber das war jetzt ganz gleich. Arvaelo war weg, obwohl er hier so dringend gebraucht wurde. Und weg blieb weg, egal ob in Basel oder im Elsass. Er nickte der jungen Frau zu und wollte gerade gehen, da fiel ihm noch etwas ein: «Wer war eigentlich das Weib, das nach ihm gefragt hat?»
    Die Frau hob die Schultern. «Nicht mehr jung, noch nicht alt. Nicht hübsch, unansehnlich aber auch nicht. Es gibt Dünnere, aber Dickere auch. Eine Frau eben. Eine Frau, wie man sie in Frankfurt alle Tage zu Dutzenden auf der Gasse trifft.»
    Heinz Blettner nickte. Die Beschreibung war so beliebig, dass er ganz genau wusste, um wen es sich handelte. Sie hat eine Begabung, sich unsichtbar zu machen, dachte er mit einem Anflug von Bewunderung.
    «Wusste sie von Arvaelos Abreise?»
    «Na ja, sie schien etwas anderes erhofft, aber nicht ernsthaft erwartet zu haben.»
    Richter Blettner hob die Hand zum Gruß und ging. Er wusste nicht, warum Arvaelo die Stadt verlassen hatte, aber er ahnte es. Doch die Familienangelegenheiten mussten warten. Jetzt stand der Knochenfund im Wald an erster Stelle.
     
    Gustelies walkte den Teig mit einer Inbrunst, die ihresgleichen suchte. Das Kleid klebte ihr auf der Haut, unter dem nachlässig geschnürten Mieder zwischen den Brüsten rannen Schweißtropfen hinab. Auch auf der Stirn hatte sich Feuchtigkeit gebildet, doch Gustelies hatte keine Zeit, sich zu trocknen. Sie walkte den Sauerteig, als wollte sie damit zugleich auch die Liebe aus ihrem Herzen walken. Oder nicht die Liebe, sondern eher das Gefühl ihres Verlustes. Ja, sie hatte Arvaelo verloren. Und sie hatte es nur sich selbst zuzuschreiben. Sie selbst hatte ihn ja abgewiesen. Und es gab kein Zurück, jetzt wo er die Stadt verlassen hatte. Nein. Sie bereute es nicht, wie sie sich entschieden hatte. Sicher nicht. Ein Leben an Arvaelos Seite wäre einfach nicht das Leben gewesen, welches Gott für sie bestimmt hatte. Das ahnte sie nicht nur, dessen war sie ganz sicher. Trotzdem schmerzte der Verlust. Arvaelo war wirklich der Mann gewesen, von dem sie immer geträumt hatte. War ich feige?, fragte sie sich. Vielleicht bin ich hier geblieben, weil ich nicht genügend Mut für die Liebe hatte. Vielleicht. Braucht Liebe Mut? Waren das nur Ausreden, das mit Gott und dem richtigen Platz und dem richtigen Leben?
    Gustelies schluckte.
    Sie richtete sich auf, drückte das Kreuz durch und wischte sich mit dem Handrücken über die feuchte Stirn. Sie fühlte Tränen in sich aufsteigen, spürte eine große Leere. Gestern noch hatte sie sich als Teil dieser Welt, dieses Reiches, dieser Stadt, dieses Hauses gefühlt. Jetzt glaubte sie sich allein und verlassen. Gehörte zu niemandem. War ausgeschlossen. Und sie selbst war schuld daran. Sie hatte Arvaelos Liebe von sich gewiesen. Ach was! Von sich gestoßen hatte sie sie. Sie war nun ausgestoßen ausdem Reich der Liebenden. Und nun? Nun war sie ärmer als der geringste Bettler. Dabei war sie gestern noch reich gewesen, reicher als alle Fürsten und Herren der Welt. Einen Abend lang. Einen wunderbaren Abend hatte sie gehabt. Und nun war all ihr Reichtum zerstoben, sie selbst in Einsamkeit gestürzt. Gustelies holte tief Luft und blinzelte, kämpfte mit den Tränen. Wer sollte sie auch trösten? Und war sie nicht vernünftig gewesen? War das nicht Trost genug? Ihre Hände krampften sich in den Teig, als wäre er das Einzige, das sie auf dieser Welt noch halten konnte. Dann verließ sie ihre Kraft. Gustelies schluchzte auf, ließ den Teig Teig sein und sank zu Boden. Mit ausgebreiteten Röcken hockte sie auf den Küchenfliesen, die teigigen Hände im Schoß, und heulte wie ein Tier.
     
    Der Henker stand an einen Baum gelehnt, die Arme verschränkt, und sah hinauf in die Wipfel der

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