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Höllenknecht

Höllenknecht

Titel: Höllenknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Davon waren sie fest überzeugt.
    Jetzt drehte sich die Elfe halb herum, sodass Hella ihr Gesicht ganz sehen konnte. Nun fiel ihr auch wieder ein, wer sie war: Felicitas von Brasch, die jüngste Tochter des großen Weinhändlers, dessen Kontor am Schweizer Platz bis über die Stadtgrenzen hinaus bekannt war. Hella stockte der Atem. Und als Heinz beide Hände der schönen Felicitas in seine nahm, sogar noch ihre rechte küsste, schossen Hella die Tränen in die Augen.
     
    Heinz hatte gerade den Käse in die Küche getragen, als Arvaelo eintraf.
    «Nun, mein Freund», fragte der Sarazene. «Hast du alles besorgt?»
    «Wie du gesagt hast. Käse. In Viertelpfundstücke geschnitten.»
    «Gut, dann lass uns hineingehen. Ich bin sehr gespannt, wie unser kleines morgenländisches Experiment funktioniert.»
    Doch zuvor führte Heinz Blettner den Mann in die Küche und ließ von der Magd verdünnten Wein bringen. Die Magd zog ein missbilligendes Gesicht und machte Heinz hinter Arvaelos Rücken mehrfach Zeichen. Schließlich winkte sie ihn in den Flur. «Aber Herr, soll ich denn den Wein nicht in der Wohnstube auftragen? Das wäre der Herrin sicher nicht recht so, in der Küche.»
    «Mach dir keine Sorgen, Minna, der Herr ist nicht zu Besuch ins Haus gekommen. Wir werden gleich gemeinsam im Garten arbeiten. Es wäre Unfug, für die Dauer eines kleinen Trunkes hinauf in die Wohnstube zu gehen.»
    Den ersten Becher, zurück in der Küche, trank Blettner in einem Zug, dann holte er ein Tuch aus seiner Tasche und wischte sich damit über Gesicht und Nacken. «Du scheinst die Hitze ja gewöhnt zu sein, aber unsereiner hat Mühe, nicht zu zerlaufen.»
    Arvaelo lachte. «Du musst lange, aber dünne Kleidung tragen, dann kann dich die Sonne nicht verbrennen. Und heißen Minztee trinken. Nichts kühlt so gut wie heißer Tee.»
    Heinz kniff misstrauisch die Augen zusammen. «Heißer Tee? Nein, nein, ich bleibe lieber bei Wasser und Wein.»
    Der Sarazene lachte wieder. Heinz begann, ihm von seinem Gespräch mit dem Schultheiß zu berichten. «Wissen wollte er noch, wo du studiert hast. Deine ganze Laufbahnhat er mich abgefragt, aber ich habe keine Antworten gewusst.»
    «Ich stamme aus Persien, aus der Stadt Samarra. Sie liegt am Fluss Tigris. Mein Vater ist ein bekannter Medicus, und auch ich habe Medizin studiert. Zuerst in Samarra, um das Wissen meiner Vorväter zu erfahren, danach in Salerno, wo die Kenntnisse des Morgenlandes auf die des Abendlandes treffen. Nun will ich weiter nach Basel und hoffe darauf, den großen Paracelsus kennenzulernen. Du siehst, ich bin ein Medicus, der wie ein Geselle durch die Lande wandert.»
    Heinz nickte interessiert. «Du bist also schon Arzt?»
    «O ja, das bin ich. Ich trage nicht nur den Titel eines Medicus, sondern bin obendrein noch Doktor physicus und mathematicus.»
    Heinz schwieg beeindruckt. Dann fragte er: «Wo hast du die Kunst gelernt, die Toten zu lesen?»
    Arvaelo lächelte, aber es war ein wehmütiges Lächeln. «Der Tod», sagte er sehr leise, «ist für uns Menschen nicht vorstellbar. Die meisten sehen ihn als eine Fortführung des Lebens unter anderen Vorzeichen. Vielleicht sogar als Umkehrung des Lebens, aber das ist er nicht. Der Tod ist das größte Geheimnis des Lebens. Ich wollte wissen, wie der Tod ist. Was er ist. Wer er ist. Einfach alles wollte ich wissen. Ich konnte mich einfach nicht damit abfinden, vom Tod ausgeschlossen zu sein, solange ich lebe. Jeden Tod in meiner Umgebung empfand ich als Zurückweisung. Ich begann, mich für Leichen zu interessieren. Wie sehen die aus, die erst vor wenigen Minuten gestorben sind? Wie die Leichen, die mehrere Tage alt sind? Und so weiter und so fort. Sogar die Frage, wie das Leben der Toten aussieht, interessierte mich.»
    Arvaelo lachte und schüttelte den Kopf über sich selbst. «Das Leben der Toten, ist das nicht aberwitzig?»
    Heinz nickte. «Sprich weiter», bat er.
    «Ich stellte fest, dass die Toten mehr sind als nur die körperliche Hülle. Man erfährt sehr viel über die Toten, wenn man sie richtig anschaut. Ich tat das, befragte außerdem Leichenbeschauer, Einbalsamierer, Henker, Friedhofsgärtner und alle anderen, die mit dem Tod zu tun haben. Und allmählich offenbarten mir die Toten ihre Geheimnisse. Ich lernte, in ihnen zu lesen.»
    Heinz schwieg eine Weile und sah Arvaelo nachdenklich an. Dann fragte er: «Kannst du mir etwas davon beibringen?»
    «Warum willst du das können? Du bist Richter, du musst so etwas nicht

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