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Höllenknecht

Höllenknecht

Titel: Höllenknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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eine ganz alte Geschichte. Ja, er war Mediziner, und ich weiß auch, dass er in dieser Sparte nicht sehr erfolgreich war. Jetzt ist er nun einmal Leichenbeschauer.»
    «Hm», brummte der Schultheiß. «Und was sagt Metzel?»
    «Er ist der Meinung, dass die Bissspuren von einem Menschen stammen könnten.
Könnten
. Wenn das so ist, sagt Metzel, müsste der Mensch noch ziemlich jung sein. Er hat, seiner Meinung nach, nämlich noch alle Zähne.» Krafft von Elckershausen fuhr sich bei diesem Satz mit der Zunge über die obere Zahnreihe, und Heinz tat es ihm unwillkürlich nach. Dabei fiel ihm ein, dass er erst letzte Woche einen Backenzahn verloren hatte. Nun, er war nicht mehr der Jüngste. In seinem Alter hatten die allermeisten schon mehrere Zahnlücken. Selbst dem Schreiber, gerade Mitte zwanzig, fehlte unten bereits ein Schneidezahn. «Jedenfalls können wir Menschen mit Lücken an den Vorderzähnen ausschließen. Einzig die Eckzahnabdrücke sind ein wenig undeutlich», fuhr er fort.
    «Sagt der Leichenbeschauer?»
    «Genau.»
    «Nun, Ihr wisst, ich gebe auf Metzels Wort keine Wette ab, sein Ruf als Mediziner war einfach zu miserabel, aber ich wüsste zu gern, was Ihr zu tun gedenkt, Richter. Immerhin beginnt in wenigen Tagen die Messe. Wir müssen einen Verdächtigen finden. Möglichst heute! Es geht darum, eine Panik in der Stadt zu verhindern. Also? Was habt Ihr Euch ausgedacht?»
    Heinz Blettner blies die Backen auf. «Ich dachte, ich schicke die Büttel noch einmal hinaus. Sie sollen alles nach weiteren Leichenteilen absuchen. Findet ein Messegast einen weitern Arm oder, Gott steh uns bei, den Kopf, dann gibt es womöglich wirklich eine Panik in Frankfurt.»
    «Habt Ihr Hinweise darauf, dass sich noch mehr Körperteile finden lassen?», fragte der Schultheiß.
    Der Richter schüttelte den Kopf. «Nein, haben wir nicht. Aber ich möchte sichergehen. Irgendwo muss der Rest ja stecken.»
    «Und sonst? Was gedenkt Ihr außerdem zu tun?»
    Richter Blettner holte umständlich sein Taschentuch aus dem Wams, schnäuzte sich geräuschvoll, trat näher an Krafft von Elckershausen heran und sagte leise zu ihm: «Die Leute denken, dass ein Junge der Übeltäter war. Es heißt in der ganzen Stadt, er sei vom Teufel besessen. Nun, ich werde anordnen, dass ein Exorzismus stattfindet.»
    Der Schultheiß nickte anerkennend. «Das ist gut, mein Lieber, das ist sehr gut. Sorgt nur dafür, dass die ganze Stadt auch davon weiß.»
    «Das werde ich, Bürgermeister. Da könnt Ihr ganz sicher sein.»
     
    «Das kommt überhaupt nicht in Frage.» Pater Nau hatte beide Hände erhoben und hielt sie abwehrend vor die Brust. «Ein Exorzismus? Zuerst müsste ich sicher sein, dass es den Teufel wirklich gibt, ehe ich mich zu so etwas hergebe. Dann würde ich möglicherweise glauben, dass es Menschen gibt, die von ihm besessen sind. Ansonsten glaube ich nämlich, dass ein Mensch auch ohne Teufel zu schlimmen Taten imstande ist. Du kannst darüber gern mit Bruder Göck debattieren.»
    Heinz stöhnte. «Manchmal denke ich, dass diese Familie nur eine einzige Aufgabe hat. Nämlich, mir das Leben schwerzumachen. Ich möchte von dir keinen Beweis für die Existenz oder Nichtexistenz des Teufels, sondern einen ganz gewöhnlichen Exorzismus, der dir obendrein von der Stadtkasse gut bezahlt wird.»
    Pater Nau verschränkte die Arme vor der Brust. «Nein!»
    «Gut», erwiderte Heinz Blettner, holte eine Korbflasche besten Spätburgunder hinter seinem Rücken hervor und betrachtete sie genießerisch. «Ein guter Tropfen, ein sehr guter Tropfen. Wahrscheinlich wie Samt auf der Zunge.»
    Pater Nau ließ die Arme sinken, wippte auf den Fußzehen vor und zurück und versuchte, einen Blick auf die Flasche zu erhaschen. «Von wem stammt das Siegel?», fragte er.
    «Vom Weingut Schön aus Assmannshausen», erwiderte der Richter so gleichgültig, wie er nur konnte.
    «Oh, vom Schön! Ein Spätburgunder vom Schön! Mein ganzes Glück!»
    «Nur schade, dass du dieses Glück nicht genießen kannst, denn diesen Wein und ein kleines Fass dazu bekommt der Priester, der den Exorzismus durchführt. Schade, ich hätte dir diesen edlen Tropfen von Herzen gegönnt.»
    Heinz Blettner wandte sich ab, hob die Hand zum Gruß, da tönte es hinter ihm: «Halt! Nicht so schnell. Jetzt warte doch.»
    «Hast du es dir anders überlegt? Sind dir deine theologischen Bedenken abhandengekommen?» Heinz konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.
    Pater Nau stülpte die Lippen vor. «Ich

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