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Höllenknecht

Höllenknecht

Titel: Höllenknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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betrachtete die Abbildung noch einmal genauer und sagte: «Wenn ich es recht bedenke, kann ich mich auch getäuscht haben.»
    Die Gäste murrten ein wenig, sie hatten sich schon auf ein wenig Tumult und Trubel gefreut. Als diese ausblieben, gingen sie wieder an ihre Tische. Auch Hella setzte sich zurück auf ihre Bank, doch für sie war die Angelegenheit noch lange nicht erledigt. Wenn sie sich etwas vorbeugte, konnte sie durch die offene Tür in die Küche sehen. Und wenn sie sich anstrengte, konnte sie hören, was darin gesprochen wurde.
    Schorsch stand vor seiner Frau, den Kopf und das Kinn hatte er nach vorn gereckt. Er sah aus, als wolle er wie ein Vogel mit seinem Schnabel auf seine Frau einhacken. Isolde hatte die Schultern und den Kopf ein wenig zurückgebogen, als fürchte sie einen Angriff. Der Gehilfe stand neben der Küchentür, unsichtbar für seine Herrschaft, aber doch so, dass er alles gut hören konnte.
    «Bist du von allen guten Geistern verlassen?», zeterte der Wirt. «Wie kannst du sagen, dass du den Gemeuchelten kennst?»
    «Eben weil ich ihn kenne. Deshalb. Was ist denn daran so schlimm?»
    «Ich will nicht, dass jemand denkt, wir würden Leute beherbergen, die plötzlich tot sind. Ich sagte schon, der Rote Ochse ist und bleibt ein anständiges Haus.»
    Hella hörte Isolde schnauben. Sie stand noch immer vor ihrem Mann, doch ihr Körper war nicht mehr zurückgebogen. «Du solltest zum Malefizamt gehen und anzeigen, was du weißt», sagte sie. «Der Mann hat hier gewohnt. Das ist ja wohl erlaubt. Und jeder kann es herausbekommen. Schließlich hat er oft genug in der Schankstube gesessen.»
    «Bist du verrückt?»
    «Warum? Schließlich ist es nicht verboten   …»
    «Sei leise, Weib. Niemand darf uns hören.»
    «…   Ein Zauberbuch   … Höllenzwang   …»
    «Still jetzt, verdammt!»
    Schorsch packte seine Frau erneut beim Arm und zog sie hinaus auf den Hof.
    Hella aber saß wie erstarrt. Sie wusste jetzt, wer der Tote war. Und sie ahnte noch einiges mehr. Höllenzwang hatte die Wirtin gesagt, Höllenzwang. Sie hatte es ganz genau gehört.
    Am liebsten wäre sie aufgestanden und zu ihrer Mutter gelaufen. Am liebsten hätte sie gerufen: «Es gibt es doch, das Zauberbuch.»
    Wie gerne wäre sie auch zu Heinz gegangen, hätte ihm berichtet, was sie erfahren hatte, hätte sich über sein Lob, sein Lächeln, den Stolz in seinem Blick gefreut. Doch nichts davon durfte sie.
    Heinz, ach der! Er hatte sich einen feuchten Kehricht um sie geschert. Warum also sollte sie ihm helfen?
    Und Gustelies? Wenn sie von dem Zauberbuch erführe, würde sie sich sofort im Roten Ochsen einquartieren. Dannwürde auch Heinz erfahren, wo sie war. Gleichgültig, ob er das wissen wollte. Nein, dachte Hella. Ich bleibe hier und schweige.

KAPITEL 9
    Die halbe Nacht hatte Hella wach gelegen. Der Höllenzwang spukte ihr ebenso im Kopf herum wie das fremde Taschentuch. Ja, sie war verletzt. Aber hier ging es um Mord. Einen besonders scheußlichen sogar. Allerdings war ihr verboten worden, sich mit den Criminalia Frankfurts zu beschäftigen. Aber vielleicht würde Heinz sich ihr wieder zuwenden, wenn sie die entscheidenden Hinweise zur Lösung des Falls beibrachte? Und weniger mit ihm zankte? Vielleicht. Es würde schwer werden, nett zu ihm zu sein. Wütend war sie, auf ihn. Und auf die Stadt, die das Weibsvolk, also sie und ihre Mutter, für ungeeignet hielt, einen Mord aufzuklären. Und ein wenig war sie auch wütend auf sich. Aber Heinz sollte nicht einfach so davonkommen. Der Treuebruch wog einfach zu schwer. Endlich, als der Morgen graute, hatte sie die Lösung gefunden.
    Bei einem Mord durfte sie, nein konnte sie nicht schweigen. Aber zum Malefizamt gehen, ihrem Mann in die Augen schauen, das konnte sie auch nicht. Sie würde zu ihrer Mutter ins Pfarrhaus gehen. Gustelies würde schon dafür sorgen, dass alles seinen Lauf nahm. Noch besser wäre es natürlich, dachte Hella, wenn der Wirt selbst zum Amt geht. Dann kann Heinz auch nicht behaupten, ich hätte mich wieder einmal in seine Ermittlungen eingemischt.
    Hella stand auf, wusch sich in einer Schüssel, spülte ihren Mund, bürstete sich das Haar und ging hinunter in die Schankstube, um dort das Frühstück einzunehmen.
    Wie an jedem Morgen gab es auch heute Buchweizengrütze mit Honig und Butter. Hella aß eine kleine Schüssel davon und trank einen Becher Milch dazu. Als der Wirt in der Gaststube erschien, grüßte sie freundlich. Schorsch brummte einen

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