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Höllenknecht

Höllenknecht

Titel: Höllenknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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«In der Herberge zum Roten Ochsen.»
    «Wie? Im Roten Ochsen? Etwa dort, wo das Opfer gewohnt hat?»
    Hella nickte.
    «Bist du von Sinnen? Ich frage jetzt nicht, was du dort gewollt hast, aber du gehst mir nicht mehr in dieses Haus. Ist das klar?»
    Hella nickte und widersprach zugleich. Etwas, das nur sie konnte. «Mein Gepäck ist noch dort.»
    «Dann gehen wir zusammen dorthin. Und anschließend erzählst du mir, was du dort gemacht hast!» Er hatte sehr streng gesprochen, aber schon zog er seine Frau wieder an sich. «Mein Gott, wenn dir etwas zugestoßen wäre! Ich wäre meines Lebens nicht mehr froh geworden!» Er hielt sie eine lange Zeit, wiegte sie hin und her, drückte sie an sich, und Hella schmiegte sich an seine Brust, schloss die Augen, roch seinen Geruch und dachte: Endlich bin ich wieder zu Hause.
    Hand in Hand betraten sie das Pfarrhaus. Aus der Küche strömten schon die herrlichsten Düfte.
    «Setzt euch, setzt euch», bestimmte Gustelies. «Die ersten Pfannkuchen sind sofort fertig. Ich nehme dazu griffigesMehl, vier Eier, zwei gute Löffel Semmelbrösel, einen halben Becher Weißwein und einen halben Becher Wasser, Salz und Butter. Wenn ich keine Butter da habe, dann nehme ich Schweineschmalz. Für die Füllung brauche ich vier mittelgroße saure Äpfel und noch einmal einen guten Löffel weiche Butter. Dazu sechs Löffel Semmelbrösel, Zimt und nach Geschmack ein wenig Honig. Die Eier schlage ich, rühre Mehl und Semmelbrösel hinein, gebe Wein, Wasser und etwas Salz hinzu, rühre alles gut durch und lasse es normalerweise eine Stunde ruhen. Heute hat dafür die Zeit gefehlt. Na ja, das muss auch mal so gehen. In einer Pfanne erhitze ich die Butter, bis sie Blasen wirft. Dann schütte ich einen Schöpflöffel Teig hinein, schwenkte ihn sofort über den ganzen Pfannenboden und backe ihn auf beiden Seiten goldbraun. Die Äpfel sind schon geschält und blättrig geschnitten. Diese schwenke ich kurz vor dem Servieren mit den kurz in heißer Butter angebratenen Semmelbröseln und gebe ein wenig Zimt hinzu. Zum Schluss verteile ich die Füllung mit einem Löffel auf den fertigen Pfannkuchen, schlage diese zur Hälfte ein und brate sie nochmals kurz in der Pfanne mit frischer Butter. Hast du alles verstanden, Hella?»
    Hella saß auf der Bank, hielt Händchen mit Heinz und sah ihrem Mann verliebt in die Augen. Josef hockte daneben, wiegte sich hin und her und war wohl der Einzige, der Gustelies zugehört hatte.
    «Ja», flüsterte Hella. «Ich habe alles verstanden.»
    Gustelies drehte sich um, sah die beiden, seufzte und kümmerte sich wieder um ihre Pfanne. Nach einer Weile stellte sie einen Deckeltopf aus Ton auf den Tisch. «Hier. Nehmt sie mit heim. Man kann die Pfannkuchen auch kalt essen.»
    Die beiden hielten sich mit Blicken fest, als fürchteten sie, einander wieder verlorenzugehen. Und diese Sorge war nicht unberechtigt. Hella nahm ihrer Mutter den Korb mit dem Essen ab.
    «Ich hoffe, ich sehe dich morgen mal hier», sagte Gustelies zum Abschied und schob die beiden zur Tür hinaus.
    Kaum war diese hinter ihnen ins Schloss gefallen, seufzte sie. «Jetzt bin ich allein mit drei Verrückten. Mit Bruder Göck, Pater Nau und meinem Josef.»
     
    «Habe ich dir gefehlt?», fragte Hella, als sie kurz darauf eng an Heinz geschmiegt über den Liebfrauenberg ging.
    «Natürlich hast du mir gefehlt, mein Herz. Und wie.»
    «Warum hast du mich dann nicht gesucht, mich nicht von meiner Mutter geholt?»
    «Ich sagte es doch schon. Mir war es lieber, dich im Pfarrhaus zu wissen als allein in der Fahrgasse, solange das kannibalische Ungeheuer noch nicht gefasst ist. Mag Josef auch in den Rumpf gebissen haben, die Bissspuren am Arm und am Bein stammen von jemand anderem.»
    Gerade wollten die beiden in die Hasengasse einbiegen, um Hellas Gepäck aus dem Gasthof zu holen, als der Wirt an ihnen vorbeieilte. Er war so in Hast, dass er weder den Gruß erwiderte noch stehen blieb.
    «Was ist denn mit dem? Der rennt ja, als sei der Teufel hinter ihm her», sagte Heinz Blettner.
    «Das ist durchaus möglich», erwiderte seine Frau kryptisch.
    Als sie eine Viertelstunde später wieder auf die Gasse traten, läuteten alle Feuerglocken Alarm. Hella und Heinz blieben stehen. «Ein Brand?», fragte Hella. Heinz zuckte mit den Achseln. «Wäre kein Wunder bei dieser Hitze. Daentzündet sich leicht etwas. Vielleicht hat einer der Messfremden seine Ware nachlässig gelagert, und am Hafen ist ein Feuer entstanden. Schlimm

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