Höllenknecht
Lüge auf der Stelle durchschauen würde.
«Ich … ich war eifersüchtig», bekannte sie.
«Eifersüchtig? Du lieber Gott, auf wen denn?»
Wieder schluckte Hella. «Auf Felicitas von Brasch. Ich weiß doch, dass ihr einmal verlobt gewesen seid. Nun, und kürzlich habe ich euch ich vor dem Amt gesehen. Ihr wirktet sehr vertraut miteinander.»
«War das alles?»
«Nein. Ich … nun … äh … ich habe … äh … ein bisschen in deinen Akten geblättert. Nur so, beim Staubwischen.»
«Ah, ja, beim Staubwischen. Macht das nicht Minna?»
Hella wedelte mit der Hand. «Ach, die Magd. Sie macht mir das nicht immer gründlich genug.»
Heinz hielt den Mund, doch das Lächeln um seine Lippen war beredt.
«Na ja, und dabei habe ich ein Taschentuch gefunden. Es trug die Initialen FVB. Felicitas von Brasch.»
«Oder Flickschneiderei Volker Brandt.»
«Nein!» Hella sprang auf.
«Doch! Du weißt doch, dass Volker Brandt seit seiner Heirat mit der unehelichen Tochter eines Barons so vornehm geworden ist, dass er sich sogar ein eigenes Wappen gegeben hat», erwiderte Heinz, zog Hella mit einem Ruck auf seinen Schoß und küsste sie so lange, bis sie um Erbarmen flehte. Das war der Anfang der Versöhnung, die im ehelichen Schlafzimmer ihre Fortsetzung fand.
Heinz und Hella lagen glücklich und ermattet nebeneinander, als Hella sich aufsetzte. «Jetzt riecht man den Rauch schon bis hierher», sagte sie.
Heinz nickte. «Es scheint sich um einen Großbrand zu handeln. Vielleicht sollte ich besser doch nachschauen. Bei Großbränden muss auch ein Richter mit anpacken. Da zählt jede Hand.»
Er küsste Hella auf die Stirn. «Schlaf, Liebes. Warte nicht auf mich», und wollte aufstehen, doch Hella war schneller als er.
«Wenn du gehst, dann gehe ich auch», verkündete sie und war eher in ihren Kleidern als Heinz Blettner in seinen.
Gemeinsam betraten sie die Gasse. Von überall her kamen ihnen Menschen entgegen. Messfremde standen in kleinen Gruppen vor den Herbergen und unterhielten sich ängstlich in fremden Sprachen. Männer eilten mit Eimern an ihnen vorbei. Rauch hing wie ein Hut über der Stadt, brannte in den Augen, trieb den Husten in die Kehlen. Ein mit Ruß verschmierter Mann mit freiem Oberkörper kam ihnen entgegen. «Wie sieht es aus? Wo ist der Brand?», fragte der Richter.
«In der Kannengießergasse», japste der Mann und wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn. «Das Schlimmste, was ich je gesehen habe. Ich bin sicher, es gibt Tote.»
«Sind genügend Leute beim Löschen?»
«Mehr, als es Eimer gibt. Die, die am Brunnen stehen, kommen kaum mit dem Schöpfen nach. Deshalb bin ich auch schließlich gegangen. Ich habe genug getan. Jetzt muss ich zu meinem Weib, dass es sich nicht um mich sorgt.»
«Dank Euch, guter Mann», rief Heinz und eilte voran, Hella an der Hand hinter sich herziehend.
Mitten im Lauf stockte Hella und blieb wie angewurzelt stehen.
«Was ist?», fragte Heinz.
«Da», flüsterte Hella. «Da, sieh doch.»
«Was?»
«Der Gehilfe aus dem Roten Ochsen. Er rennt, als wäre der Teufel hinter ihm her.»
«Er wird zum Löschen gehen. Wie alle.»
Hella schüttelte den Kopf. «Nein. Hast du nicht gesehen, dass sein Gesicht ganz schwarz ist? Er war schon beim Löschen. Er kommt doch von dort, aus Richtung Kannengießergasse.»
«Lass uns weitergehen», drängte Heinz. «Das ist jetzt nicht wichtig.»
«Doch!», beharrte Hella. «Ich habe vergessen, dir etwas zu erzählen. In Frankfurt soll es einen Geheimbund geben, der sich Doktor Faustens Loge nennt.»
Heinz legte seine Hand um Hellas Gesicht. «Ist das wahr? Woher weißt du das?»
Hella schluckte und berichtete alles, was sie im Roten Ochsen gehört und gesehen hatte, erzählte auch, was die Druckerin Angelika zu berichten wusste. Als sie damit fertig war, war ihr leichter zumute.
«Ist noch was?», fragte Heinz.
Hella schüttelte den Kopf und lächelte. Doch Heinz schien seine Frau vergessen zu haben. Den Blick in weite Fernen gerichtet, murmelte er vor sich hin: «Langsam lichtet sich das Dunkel. Der Juwelier hat dem Kannengießer das Zauberbuch verkauft. Womöglich ist ebendieser Kannengießer Mitglied einer Geheimloge?»
Heinz hatte es nun sehr eilig. Ohne sich weiter um seine Frau zu kümmern, stürzte er zur Tür.
«Du passt auf dich auf, nicht wahr?», rief sie ihm nach.
Heinz lächelte. «Mach dir keine Sorgen.»
In der Kirche war es ganz still. Nur das Licht der
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