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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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sofort eine Verbindung, als erwachten die Gene zu ihrem Recht und als erkenne man sich unbewusst.«
    Nightingale schüttelte den Kopf. » Das ist nicht passiert«, sagte er.
    » Haben Sie ihr erzählt, wie Sie sich fühlen?«, fragte Barbara.
    » Ich war nicht wegen eines Gefühlsaustauschs gekommen«, erklärte Nightingale. » Ich war da, weil ich wissen wollte, warum sie mich weggegeben hatte.«
    » Sie wollten einen Strich unter die Sache ziehen?«
    » Barbara, bitte, hören Sie auf mich zu analysieren. Ich wollte keinen Strich unter irgendwas ziehen, ich wollte Tatsachen. Nackte, harte Tatsachen.«
    » Und haben Sie die bekommen?«
    » Nicht so ganz.«
    » Und wie fühlen Sie sich jetzt, da sie tot ist?«
    » Das ist wieder so eine typische Psychiaterfrage.«
    Barbara lachte und trank ihren Kaffee.
    » Und das hier ist ein Verhörtrick«, sagte Nightingale. » Eine Stille entstehen lassen und hoffen, dass der Verhörte sie ausfüllen wird.«
    » Sie werden hier nicht verhört, Jack, und Sie sind auch kein Patient. Sie sind einfach nur der Freund einer Freundin. Wir können auch übers Wetter reden, wenn Ihnen das lieber ist. Oder über Sport. Sie sind ein Fan von Manchester United, richtig?«
    Nightingale lächelte. Sie war gut, das musste er ihr lassen. Sie hatte kaum einen Blick auf die Fotos auf seinem Sideboard geworfen, aber offensichtlich hatte sie das Bild von ihm, seinem Vater und seinem Onkel mit Fan-Schals vor dem Old-Trafford-Stadion entdeckt. » Ja, das stimmt.«
    » Ich habe immer Liverpool die Treue gehalten. Dort bin ich geboren.«
    » Sie haben den Akzent verloren«, sagte Nightingale. » Ich hatte den Eindruck, Sie kämen aus dem Umland von London.«
    » Tja, das sind die Folgen einer teuren Privatschulerziehung«, erklärte Barbara. » Darf ich Sie nach Ihrem Gedächtnisverlust fragen?«
    » Nach meinem was?«
    » Jenny sagte, Sie hätten Probleme, sich an Dinge aus Ihrer Vergangenheit zu erinnern.«
    Nightingale schoss Jenny einen warnenden Blick zu. » Und was hat sie Ihnen sonst noch erzählt?«
    » Sonst nichts«, sagte Jenny und leckte sich nervös die Lippen. » Mehr habe ich nicht gesagt, Jack. Ich dachte, Barbara würde dazu vielleicht etwas einfallen.«
    » Mit der Erinnerung ist das so eine Sache«, sagte Barbara. » Sie sind Polizist gewesen, das kann Ihnen also nicht fremd sein. Man kann ein Dutzend Augenzeugen desselben Vorfalls haben, und alle haben ein anderes Bild der Ereignisse und geben sogar vollkommen unterschiedliche Beschreibungen von Menschen und Dingen.«
    Nightingale nickte. » Zeugen sind die am wenigsten zuverlässigen Beweismittel«, sagte er.
    » Richtig«, stimmte Barbara ihm zu. » Und im Laufe der Jahre verblassen die Erinnerungen.«
    » Ich werde nicht senil«, sagte Nightingale. » Vielleicht verrückt, aber nicht senil.«
    » Sie kommen mir ganz und gar nicht verrückt vor«, sagte Barbara. » Mitgenommen, das schon, aber das ist wohl kaum überraschend.«
    » In Anbetracht dessen, was ich durchgemacht habe?«
    » Jenny hat mir nicht alles erzählt, das ist mir klar, aber das, was sie erzählt hat, lässt keinen Zweifel, dass Sie unter einer PTBS leiden könnten.«
    » Unter einer posttraumatischen Belastungsstörung? Das glaube ich kaum.«
    » Das würde den Gedächtnisverlust erklären, Jack. Manchmal blockieren Menschen unter Stress die Erinnerungen, die ihre Angst vergrößern würden. Das Unterbewusstsein beschützt das Bewusstsein.«
    » Es geht mir gut«, sagte Nightingale. » Ehrlich gesagt ist es für mich wahrscheinlich das Beste, mich nicht zu erinnern.«
    Barbara beugte sich vor. » Das ist eine sehr bedeutsame Bemerkung, Jack.«
    » Es war ein Scherz.«
    » Scherze sind oft ein Fenster zur Seele. Mit ihnen spielen wir häufig unsere wahren Ängste herunter.«
    Nightingale warf die Hände hoch und lachte. » Gegen Sie kann ich nicht gewinnen, oder? Sie sind fest entschlossen, mich zu analysieren, was auch immer ich sage.«
    » Jenny macht sich Sorgen um Sie, und manchmal kann eine dritte Partei eine Sicht der Dinge anbieten, die den Menschen, die mitten in einer Situation stecken, entgeht. Ich glaube, dass Sie Erinnerungen ausblenden, Jack. Unbewusst oder bewusst.«
    » Und?«
    » Und wenn Sie wollten, könnte ich Ihnen vielleicht helfen, sich wieder zu erinnern. Uns stehen mehrere Entspannungstechniken zur Verfügung, die Ihr Unterbewusstsein öffnen und es Ihnen gestatten würden, an die verdrängten Erinnerungen heranzukommen.«
    » Sie wollen

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