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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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mich hypnotisieren?«
    » Nicht unbedingt. Ich würde Ihnen helfen, in eine entspannte Gemütsverfassung zu gelangen, in der die Erinnerung Ihnen weniger Angst macht.«
    » Ehrlich, Barbara, wenn ich jemanden brauche, mit dem ich reden kann, finde ich jemanden.«
    » Wen denn zum Beispiel, Jack?«, fragte Jenny.
    » Keine Sorge, das kriege ich schon auf die Reihe. Wirklich.«
    Jenny sah auf die Uhr. » Wir müssen los.« Sie und Barbara standen auf. » Wenn du übers Wochenende etwas von mir brauchst, ruf mich an.«
    » Das mache ich, versprochen«, sagte Nightingale.
    » Und denk über das nach, was Barbara gesagt hat. Vielleicht kann sie dir helfen, dich zu erinnern. Und wenn du dich erinnerst, werden die Dinge vielleicht ein bisschen klarer.«
    » Ich denke darüber nach.«
    » Ich meine es ernst, Jack. Ich mache mir Sorgen um dich.«
    Nightingale umarmte sie. Er zwinkerte Barbara über Jennys Schulter hinweg zu. » Ich bringe ihren Mutterinstinkt zum Vorschein«, sagte er.
    » Als Studentin hat sie immer streunende Hunde gerettet«, sagte Barbara. » Wie ich sehe, hat sich da nichts verändert.«

49
    Nightingale ging langsam über den Friedhof– es herrschte Vollmond, und der Himmel war wolkenlos, so dass er genug sehen konnte. Ein sanfter Wind blies durch die Nadelbäume, die den Friedhof säumten. Er rauchte eine Marlboro und hielt die Einkaufstüte eines Spirituosenladens in der Hand. Die Erde war in Robbie Hoyles Grab zurückgeschaufelt und festgeklopft worden, aber es war immer noch eine leichte Erhöhung zu sehen. Der Boden setzte sich im Laufe der Zeit, wie Nightingale wusste. Er hatte einmal einer Suchmannschaft angehört, die im New-Forest-Nationalpark nach der Leiche einer Frau gesucht hatte, die sieben Jahre zuvor von ihrem Mann erwürgt worden war. Der Mann war in einer örtlichen Polizeiwache aufgetaucht und hatte behauptet, seine Frau sei zurückgekommen, um ihn zu verfolgen, und werde erst Ruhe geben, wenn er gestanden und für ein angemessenes christliches Begräbnis gesorgt habe. Die Detectives, die ihn verhört hatten, glaubten nicht an Gespenster, und Nightingale ebenso wenig, aber sie glaubten an Trauer und Schuldgefühle, und weil der Mann nicht mehr genau wusste, wo er seine Frau verscharrt hatte, waren mehr als fünfzig Beamte in Overalls und Gummistiefeln in den Wald geschickt worden.
    Nightingale war bei der Gruppe gewesen, die den Leichnam gefunden hatte, und zwei Hinweise hatten sie zu den sterblichen Überresten geführt. Wo der Boden sich gesetzt hatte, war eine deutliche Vertiefung entstanden, und das Gras über der Leiche war grüner und saftiger gewesen als der restliche Bewuchs. Zwei Stunden bevor sie die Ermordete gefunden hatten, war eine andere Gruppe auf den Leichnam eines Kindes gestoßen, der seit über einem Jahrzehnt in der Erde gelegen hatte. Es war kaum mehr als ein Skelett in einem blutdurchtränkten Lumpen übrig, und das Kind wurde niemals identifiziert. Auch hier hatten die Vertiefung im Boden und das saftige Gras die Leiche verraten.
    Auf Hoyles Grab stand noch kein Grabstein, aber es war schon mit Randsteinen eingefasst, weißer Marmor mit dunkelbraunen Adern. Nightingale warf seine Kippe weg, breitete seinen Regenmantel auf dem Gras aus und setzte sich darauf. » Wie geht es, Robbie?«, fragte er. Es war eine dumme Frage. Es ging Robbie gar nicht irgendwie. Er lag zwei Meter tief unter der Erde in einer Holzkiste, die Adern mit Formaldehyd vollgepumpt, den besten Anzug am Leib und die Krawatte so sorgfältig gebunden, wie sie es zeit seines Lebens nie gewesen war.
    Er machte die Einkaufstüte auf und holte eine Flasche Rotwein heraus. » Ich weiß, dass du ein Weintrinker bist, darum habe ich den hier gekauft«, sagte er. Lächelnd hielt er die Flasche hoch. » Mit einem Korkenzieher wollte ich mich nicht herumplagen, deshalb habe ich eine Flasche mit Schraubverschluss genommen. Das Mädel, das mir den Wein verkauft hat, sagte, es sei ein guter Roter aus Chile. Tja, sie war Rumänin, ich glaube also nicht, dass sie viel von Wein verstanden hat.« Er kippte etwas Wein aufs Grab. » Prost, Robbie«, sagte er, nahm einen tiefen Zug und wischte sich anschließend den Mund mit dem Ärmel ab. » Qualitätswein, markantes Bouquet, Schwarze Johannisbeere und Himbeere im Abgang.« Er kicherte. » Du hast mich ertappt– das steht auf dem Etikett. Genau richtig für rotes Fleisch und Pasta. Was zum Teufel weiß ich davon? Ich bin ein Biertrinker, stimmt’s? Oder ein

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