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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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übergewichtig, hatte hängende Wangen und einen dicken Bauch, der den Morgenmantel, den er trug, fast zu sprengen drohte. Der Mann schob den Morgenmantel zurecht, und Nightingale erhaschte einen Blick auf milchig weiße Haut, blau geädert wie reifer Stilton-Käse. Unter den Augen hatte er dunkle Ringe, als hätte er seit Tagen nicht mehr geschlafen. Er holte tief Luft, um sich zu sammeln, zwang sich dann zu einem Lächeln und begann zu reden. » Hallo, Jack«, sagte er, die Stimme ein tiefes, keuchendes Knurren. » Ich wünschte, du hättest mich unter glücklicheren Umständen kennen gelernt, aber…« Er zuckte die Schultern. » Wie du wahrscheinlich schon weißt, bin ich Ainsley Gosling, dein Vater.« Er rückte den Morgenmantel erneut zurecht. » Das heißt, dein leiblicher Vater.« Gosling seufzte. » Ein guter Vater war ich ja offensichtlich nicht. Und daran lässt sich jetzt auch nicht mehr viel ändern.« Er hob die Hände. » Mea culpa, Jack. Alles ist meine Schuld.«
    » Was ist seine Schuld?«, fragte Jenny. » Wovon redet er da?«
    Nightingale antwortete nicht, bedeutete ihr aber, still zu sein, während er angestrengt auf den Bildschirm starrte. Gosling war in den Siebzigern und schrecklich fett, aber er hatte Nightingales leicht gekrümmte Nase und dasselbe Stirnrunzeln.
    Gosling seufzte wieder und hustete dann. Nightingale erkannte einen Raucherhusten und lächelte. Seine Adoptiveltern hatten nie geraucht und konnten nicht verstehen, warum ihr Sohn diese Gewohnheit angenommen hatte. Vielleicht lag das in seinen Genen.
    » Nun also zur Sache«, fuhr Gosling fort. » Die Tatsache, dass du dies hier ansiehst, bedeutet, dass ich tot bin und dass du im Haus warst. Nichts von dem, was ich sage, kann das wiedergutmachen, wozu ich dich verdammt habe.«
    » Was meint er nur, Jack?«, fragte Jenny.
    » Psst«, zischte Nightingale.
    » Aber du musst mir glauben, Jack«, fuhr Gosling fort, » ich bereue, was ich getan habe, und wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte… Aber das kann nicht einmal ich. Was geschehen ist, ist geschehen.« Gosling holte tief Luft und hustete dann. Es wurde ein richtiger Hustenanfall daraus. Mit schwabbelndem Bauch und zitternden Schultern bemühte er sich, ihn unter Kontrolle zu bekommen. » Ich bin dein Vater, Jack. Nicht dass diese Tatsache im traditionellen Sinne irgendetwas bedeutet. Ich habe dir in den letzten dreiunddreißig Jahren nichts gegeben. Nicht einmal deinen Namen.«
    Gosling beugte sich vor. Als er sich wieder aufrichtete, hielt er eine Flasche Brandy in der Hand. Er trank einen Schluck und wischte sich dann die fleischigen Lippen mit dem Handrücken ab. » Ich habe dich weggeben, als du ein paar Stunden alt warst, Jack, und zwar an einen Mann, der dich dann zu den Nightingales gebracht hat. Er wusste, dass sie gute Menschen waren, die sich nach einem Baby sehnten und dich darum nehmen würden, ohne Fragen zu stellen.« Er trank noch einen Schluck und räusperte sich dann. » Also, wo soll ich anfangen?«, fragte er und blickte die Flasche in seiner Hand an, als sähe er sie zum ersten Mal. » Am Anfang oder am Ende? Soll ich dir sagen, was geschehen ist oder was geschehen wird?« Er trank noch einen Schluck Brandy und schloss dann die Augen. Er schauderte, schlug die Augen wieder auf und blickte direkt in die Linse. Dann holte er tief Luft und leckte sich die Lippen.
    » Jetzt mach schon«, murmelte Nightingale.
    » An deinem dreiunddreißigsten Geburtstag wird ein Dämon aus der Hölle kommen, Jack, und deine Seele einfordern.« Gosling schloss die Augen, holte tief Luft und seufzte. Als er sie wieder aufschlug, loderte ein Feuer in ihnen, und er begann, schneller zu sprechen. » Vor dreiunddreißig Jahren habe ich einen Vertrag mit einem Teufel geschlossen. Nicht mit dem Teufel. Mit einem Teufel. Einem seiner Unterteufel. Einer ganz üblen Gestalt.«
    » Das soll ja wohl ein Scherz sein, oder?«, meinte Jenny. » Jemand spielt dir einen Streich.«
    » Das Abkommen war durchaus simpel«, fuhr Gosling fort. » Ich bekam Macht, beinahe grenzenlose Macht– Macht über Frauen, Macht, Geld anzuhäufen, mehr Geld, als ein Mann im Verlauf von zwölf Leben ausgeben könnte. Das Einzige, was ich nicht bekommen konnte, war Unsterblichkeit. Die stand nicht zur Verhandlung.« Er lächelte gezwungen und ließ dabei unregelmäßige Zähne sehen. » Die konnte ich nicht einmal mit der Seele eines Neugeborenen erkaufen.«
    » Er ist verrückt«, sagte Jenny. » Schau doch nur,

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