Hoellennacht

vor der Nase zu und setzte sich. » Ich glaube nicht, dass Sie mir alles gesagt haben, Mr. Turtledove.«
    » Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß«, antwortete Turtledove und legte die Überreste des Kekses auf die Untertasse.
    » Sagen Sie mir einfach, wer Ainsley Gosling war.«
    » Das habe ich Ihnen gestern schon gesagt. Er war Ihr leiblicher Vater.«
    » Wie hat er seinen Lebensunterhalt verdient? Wie ist er an sein vieles Geld gekommen? Wie konnte er sich dieses Haus leisten? Haben Sie es gesehen? Es ist ein Herrenhaus, Mr. Turtledove, ein riesiges Herrenhaus.«
    » Ich habe Mr. Gosling nie getroffen und auch das Haus nie besucht«, antwortete der Anwalt. » Das habe ich Ihnen bereits gesagt.«
    Nightingale holte seine Zigaretten heraus. Turtledove öffnete protestierend den Mund, klappte ihn aber wieder zu, als Nightingale ihn wütend anstarrte. Er zündete sich eine Zigarette an, stieß den Rauch aus und versuchte, sich zu beruhigen.
    » Ich verstehe, wie schwierig es für Sie sein muss, Ihren Vater zu verlieren«, begann Turtledove, aber Nightingale winkte ab.
    » Sparen Sie sich Ihr Mitgefühl«, sagte Nightingale. » Ich bin dazu ausgebildet worden, mich in andere Menschen einzufühlen, und ich erkenne die Masche aus einer Meile Entfernung. Also, Sie haben gesagt, Sie haben Gosling nie getroffen. Wie kann das sein, wenn Sie sein Testament vollstrecken?«
    » Ich habe das Testament nicht erstellt. Es wurde mir von einem Boten überbracht«, sagte der Anwalt. » Nach seinem Tod.«
    » Sie waren bei der Unterschrift also nicht zugegen?«
    » Mr. Nightingale, wie oft muss ich mich denn noch wiederholen? Ich war nie in dem Haus und habe Mr. Gosling nie getroffen. Ich wurde einfach nur gebeten, das Testament zu vollstrecken.«
    » Sie haben also keine Ahnung, ob das Testament echt ist oder nicht?«
    » Ich gehe davon aus, dass die Kanzlei, die das Testament erstellt hat, alle notwendigen Überprüfungen angestellt hat«, sagte Turtledove. » Soweit ich weiß, war Gosling viele Jahre lang dort Klient.«
    Nightingale schnippte Asche auf den Boden. » Wer war er? Womit hat Gosling seinen Lebensunterhalt verdient?«
    » Ich habe wirklich keine Ahnung«, antwortete der Anwalt. » Da ich aus der Gegend komme, hatte ich natürlich von ihm gehört, aber er ist wohl gerne für sich geblieben. Er hat sehr zurückgezogen gelebt.«
    » Er ist vor drei Wochen gestorben«, sagte Nightingale. » Warum haben Sie so lange gebraucht, mich zu kontaktieren?«
    » Ich habe die Unterlagen erst Montag zugeschickt bekommen. Mittwoch habe ich in Ihrem Büro angerufen.«
    » Wussten Sie, dass er Selbstmord begangen hat?«
    Turtledove blieb der Mund offen stehen.
    » Aus Ihrem Gesichtsausdruck schließe ich, dass Sie es nicht wussten«, sagte Nightingale.
    » Guter Gott, was ist denn passiert?«
    » Er hat sich den Kopf mit einer Schrotflinte weggepustet«, sagte Nightingale. » Er hat Ihnen nicht vielleicht eine Nachricht für mich hinterlassen, irgendetwas, was Sie mir geben sollten?«
    » Nichts dergleichen«, antwortete der Anwalt. » Sie sagen, er hat sich selbst getötet? Das ist ja schrecklich. Das ist wirklich furchtbar.«
    » Und Sie waren nie in Gosling Manor?«
    » Nie.«
    » Dann haben Sie also auch keinen Umschlag auf dem Kaminsims zurückgelassen?«
    Der Anwalt runzelte die Stirn. » Entschuldigung, ich verstehe nicht.«
    Nightingale winkte mit der Zigarette ab. » Es spielt keine Rolle«, sagte er. » Ich nehme an, dass Sie für Ihre Arbeit bezahlt werden. Sie tun das ja nicht aus reiner Herzensgüte.«
    » Natürlich werde ich bezahlt«, antwortete Turtledove.
    » Von wem genau«, fragte Nightingale. » Ich möchte den Namen wissen.«
    Turtledove ging ein Kästchen mit Geschäftskarten durch. Er nahm eine heraus, betrachtete sie kurz und reichte sie Nightingale. » Dies hier ist der Herr, der sich um die Finanzen Ihres Vaters gekümmert hat. Er ist der Direktor einer Bank in Brighton.«
    » Aber Sie sind ihm nicht begegnet?«
    » Nein, er hat mir einen Vorschuss geschickt und mir versprochen, den Rest meines Honorars zu zahlen, wenn das Testament vollstreckt ist.«
    » Warum werden Sie von einer Bank in Brighton bezahlt und nicht von der Kanzlei, die Ihnen die Unterlagen geschickt hat?«
    Turtledove blickte gequält drein. » Leider kann ich Ihnen diese Frage nicht beantworten, Mr. Nightingale. Wie ich Ihnen ja schon mehrfach gesagt habe, entspricht in dieser Angelegenheit nichts dem normalen Verlauf, und offen