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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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hat.« Er ging zur Treppe. » Komm, machen wir, dass wir hier wegkommen. Mit den Taschenlampen können wir nicht richtig sehen– ich lass den Strom wieder anschalten, und dann kommen wir zurück.«
    Auf dem Weg zur Treppe kamen sie an einem Eichenholzschreibtisch vorbei. Im Gegensatz zu den anderen Tischen im Keller war er nicht mit Büchern oder Zeitungen überhäuft: Dort war nur ein einziges, ledergebundenes Buch aufgeschlagen, und daneben lag ein Mont-Blanc-Füller. Die Seiten waren mit handschriftlichem Gekrakel bedeckt; aber Nightingale konnte es im Licht der Taschenlampe nicht entziffern. Er hob das Buch auf und nahm es mit.

13
    Robbie Hoyle wohnte in einer hübschen Doppelhaushälfte in Raynes Park, die er ein paar Jahre vor dem Absturz der Immobilienpreise gekauft hatte und die jetzt weniger wert war als die Hypothek, die er dafür aufgenommen hatte. Der schwarze VW -Golf seiner Frau stand schon in der Zufahrt, und so parkte er auf der Straße.
    » Vielleicht sollten wir das Haus verkaufen und chez Nightingale einziehen«, sagte Hoyle, als sie über die Einfahrt zur Haustür gingen.
    » Ich glaube kaum, dass du dir die Miete leisten könntest, Kumpel.«
    » Wie wär’s mit einem Freundschaftspreis?«, fragte Hoyle. Er schloss die Tür auf. » Wir brauchen bald ein größeres Haus. Das hier haben wir gekauft, bevor wir wussten, dass wir Zwillinge bekommen würden.«
    » Zwillingstöchter, die können sich ein Zimmer teilen«, sagte Nightingale.
    » Da spricht das Einzelkind«, sagte Hoyle und stieß die Haustür auf. » Glaub mir, Kinder brauchen einen eigenen Platz für sich.«
    Anna Hoyle kam aus der Küche, eine Flasche Rotwein in der Hand. » Macht nicht zu viel Lärm, Jungs. Die Zwillinge sind gerade erst eingeschlafen, und Sarah hat morgen eine Prüfung.«
    » Ich liebe dich auch«, sagte Hoyle. Er gab ihr ein Küsschen auf die Wange.
    » Das meine ich ernst.« Anna lächelte Nightingale an und hielt die Weinflasche hoch. » Hi, Jack. Ist Rotwein okay?« Nightingale und Hoyle hatten Anna zehn Jahre zuvor zur gleichen Zeit kennen gelernt. Sie war Polizeianwärterin in der Wache in Südlondon gewesen, wo sie Dienst taten, und beide hatten sie darum gebeten, mit ihnen auszugehen. Sie hatte sich zuerst mit Nightingale verabredet, aber an dem Abend, an dem sie sich eigentlich hatten treffen wollen, war er zu einer Bank in Clapham abgerufen worden, wo ein Mann sich nach einem Raubüberfall verbarrikadiert hatte. Am Abend darauf war sie mit Hoyle einen trinken gegangen, und es war so gut gelaufen, dass sie ein halbes Jahr später geheiratet hatten. Nach drei Kindern war sie noch immer ein toller Anblick mit ihrem schulterlangen, blonden Haar, der schlanken Figur und den grünen Augen, die immer leicht belustigt wirkten.
    » Rotwein ist prima. Tut mir leid, dass ich deinen Mann aufgehalten habe«, sagte Nightingale, während er seinen Regenmantel auszog. Er warf ihn über die Rücklehne eines Sessels und gab ihr einen brüderlichen Kuss auf die Wange. Schon vor langer Zeit hatte er sich damit abgefunden, dass sie nie mehr für ihn sein würde als eine Freundin, auch wenn er sich jedes Mal, wenn sie ein Zimmer verließ, dabei erwischte, dass er auf ihre Beine starrte.
    » Ich hole die Gläser«, sagte Hoyle. » Setz du dich hin. Ich weiß, dass ihr Privatschnüffler den ganzen Tag damit zubringt, durch die Straßen zu stapfen.«
    » Wunderbar.« Nightingale ließ sich aufs Sofa fallen und streckte die Beine aus.
    » Wie läuft das Geschäft?«, fragte Anna, die sich ihm gegenüber setzte.
    » So la la«, antwortete er und versuchte, nicht auf ihren Ausschnitt zu starren. » In einer Rezession schnellt die Scheidungsrate immer nach oben. Mehr Streit ums Geld, nehme ich an.«
    » Und Jenny?«
    » Der geht es gut.«
    » Bist du schon mal mit ihr aus gewesen?«
    Nightingale stöhnte. » Anna, sie ist meine Angestellte. Sie ist eine Mitarbeiterin. Wenn du heutzutage irgendwas mit deinen Mitarbeiterinnen anfängst, stehst du bald vor dem Arbeitsgericht.«
    » Sie fährt total auf dich ab, Jack. Das ist unübersehbar. Warum arbeitet sie denn sonst wohl für dich?«
    Nightingale grinste. » Wir sind eine dynamische Gesellschaft mit Wachstumspotenzial«, sagte er.
    Hoyle kehrte mit drei Gläsern aus der Küche zurück. Er stellte sie auf den Couchtisch und warf sich in einen Sessel, während Anna den Wein einschenkte. » Und, hat Jack dir gesagt, dass er jetzt ein vermögender Mann ist?«
    » Wirklich?«, fragte Anna.

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