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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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klein, dass sie nur von Babys stammen konnten, andere in Erwachsenengröße, vom Alter vergilbt, die Zähne braun verfärbt und vom jahrelangen Kauen abgenutzt.
    » Das ist doch krank«, sagte Hoyle. » Er hat Schädel gesammelt.«
    Nightingale bückte sich, um sie anzusehen. Die meisten Schädel hatten hinten ein kleines, scharfkantiges Loch wie von einem Meißel oder Hammer. » Die sind keines natürlichen Todes gestorben«, stellte er fest.
    » Vielleicht ist das Loch erst post mortem gemacht worden«, sagte Hoyle.
    » Das hoffe ich«, meinte Nightingale.
    Sie gingen zum nächsten Schaukasten. Er lag voller Messer– Messer mit gebogenen Klingen, Messer mit geschnitzten Heften in der Form exotischer Tiere, Doppelklingenmesser, Messer aus Holz, Elfenbein und jeder Art von Metall. Manche schienen getrocknetes Blut an der Klinge zu haben, andere waren zernarbt und zerkratzt. Manche waren mit sonderbaren Schriftzeichen verziert. » Die meisten davon sind illegal, antik hin oder her«, sagte Nightingale.
    Hoyle ging zum nächsten Schaukasten, in dem Kristallkugeln lagen. Er richtete die Taschenlampe darauf, und das Licht brach sich darin wie ein Dutzend Regenbogen. Nightingale trat zur Wand und leuchtete ein paar Bücher an. Nur bei einigen wenigen stand ein Titel auf dem Buchrücken. Er zog aufs Geratewohl ein Buch heraus. In den Buchdeckel war ein Titel eingraviert: Opfer und Selbstverstümmelung. Er schlug das Buch auf. Es war 1816 in Edinburgh erschienen. Er blätterte es durch. Beim Anblick der Illustrationen drehte sich ihm der Magen um– es waren schwarzweiße Stiche von Menschen, die gefoltert und hingemetzelt wurden. Er stellte das Buch zurück und nahm das nächste heraus. Es war auf Spanisch verfasst und hatte einen Einband, der wie Eidechsenleder aussah. Er konnte nicht enträtseln, wovon das Buch handelte, aber die Illustrationen zeigten sonderbare mythische Kreaturen, geflügelte Drachen und doppelköpfige Schlangen. Er zog noch ein paar weitere Bände heraus. Alle waren steinalt, die Seiten abgegriffen und zerknittert und häufig an den Rändern mit handschriftlichen Notizen versehen. Die meisten Bücher handelten von Hexerei und schwarzer Magie.
    Plötzlich krachte etwas hinter ihm, und Nightingale zuckte zusammen. Er fuhr herum und ließ dabei das Buch in seiner Hand fallen. Hoyle blickte auf etliche Glasscherben hinunter. » Verdammt, Robbie, was soll das?« Hoyle antwortete nicht. Nightingale hob das Buch auf und stellte es ins Regal zurück. » Was ist passiert?«, fragte er.
    » Es war eine der Kristallkugeln«, sagte Hoyle. » Ich habe sie fallen lassen.«
    » Das sehe ich«, sagte Nightingale. Er nahm sich eine der kleineren Kugeln und wog sie in der Hand. » Aber das hier ist massives Kristall«, sagte er. » Es sollte nicht zerbrechen.«
    » Die hier war anders«, gab Hoyle zurück. » Sie war mit Rauch oder Nebel gefüllt, der sich darin zu bewegen schien.«
    » Alles in Ordnung mit dir?«
    » Ich habe etwas gesehen«, sagte Hoyle leise. » Im Nebel.«
    » Was denn? Was hast du gesehen?«
    Hoyle stieß mit der Schuhspitze gegen eine der gewölbten Scherben.
    » Robbie, was hast du gesehen?«
    » Es ist albern. Nichts.«
    » Robbie?«
    Hoyle schluckte. » Ich habe mich selbst gesehen.«
    » Dein Spiegelbild?«
    » Nein, sondern so, als befände ich mich in dem Glas. Im Nebel. Ich stand mitten auf einer Straße…«
    » Komm schon, Robbie, du verarschst mich.«
    Hoyle schüttelte den Kopf. » Ich stand mitten auf der Straße, und dann wurde ich von einem Taxi überfahren. Einem schwarzen Taxi.«
    » Robbie…«
    Hoyle sah ihn an. » Das meine ich ernst, Jack. Das Taxi ist über mich drübergefahren.«
    » Es ist dunkel hier unten, Robbie. Du hast die Kugel mit der Taschenlampe angeleuchtet– bestimmt hat dir das Licht einen Streich gespielt.«
    » Ich weiß, was ich gesehen habe«, sagte Hoyle.
    » Kristallkugeln sind doch Hokuspokus«, behauptete Nightingale. Er betrachtete die Kugel, die er in der Hand hielt. » Zeige mir die Zukunft, o magische Kugel«, stöhnte er. » Sage mir, was vor mir liegt.« Er fuhr mit der Taschenlampe über die Kugel, und das Licht zersplitterte zu einem Regenbogen. » Nichts«, sagte er. » Vielleicht sollte ich es mit einem anderen Sender versuchen.« Er grinste Hoyle an. » Meinst du, ich könnte hiermit Sky Sports empfangen?« Hoyle versuchte zu lächeln, aber Nightingale sah, dass sein Freund verstört war. Er legte die Kristallkugel in den Schaukasten

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