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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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Text immer im Spiegel anschauen zu müssen. Aber ich kann dir sagen, dass dieser Mitchell irgendein Satanist war. Du hast doch bestimmt schon von Aleister Crowley gehört, oder?«
    » Am Rande.«
    » Er war ein bekannter Satanist. Mitchell hat unter ihm gelernt. Crowley ist 1947 gestorben, im Jahr, nachdem Mitchell begonnen hatte, dieses Tagebuch zu schreiben. Aber während Crowley sich in seiner Schändlichkeit sonnte, zog Mitchell es vor, sein Licht unter den Scheffel zu stellen. Das hier sollte niemals veröffentlicht werden.«
    » Das alles steht in dem Tagebuch?«
    » Crowley wird erwähnt, ja, aber in dem Tagebuch geht es nicht um ihn. Das Buch handelt von Mitchells Versuchen, Teufel zu beschwören. Es ist eine Art Anleitung, in der detailliert beschrieben wird, wie genau er vorgegangen ist. Die Tücken und Gefahren, was funktioniert hat und was nicht.«
    » Das wird ja immer besser.«
    » Nur weil jemand es aufgeschrieben hat, heißt das noch lange nicht, dass es auch stimmt. Ich habe ein Tagebuch geführt, bis ich fünfzehn war, und es ist voller pubertärem Schwachsinn.«
    » Also, das würde ich gerne mal lesen«, sagte Nightingale. » Gosling hat dieses Buch hier benutzt. Es lag aufgeschlagen auf seinem Schreibtisch– vielleicht war es das Letzte, was er gelesen hat. Ich muss wissen, worüber er nachgedacht hat, bevor er sich selbst getötet hat.« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. » Steht da irgendwas über das Verkaufen von Seelen drin?«
    » Jack, du weißt genau, dass das Unsinn ist.«
    » Ich muss wissen, was er geglaubt hat«, sagte Nightingale. » Es spielt keine Rolle, ob es Unsinn ist oder nicht, wichtig ist allein, ob er daran geglaubt hat. Steht in dem Buch etwas über den Verkauf der Seelen von Kindern?«
    » Es ist ein handschriftlich verfasstes Tagebuch, Jack. Mitchell kann so verrückt gewesen sein wie…« Sie ließ den Satz unvollendet und griff nach ihrem Glas.
    » So verrückt wie mein biologischer Vater?«
    Jenny wich seinem Blick aus. » Ich sage ja gar nicht, dass er verrückt war. Aber er hat sich selbst getötet– daran lässt sich nicht rütteln.«
    » Was steht nun übers Seelenverkaufen drin, Jenny?«
    Jenny seufzte. » Man muss einen Teufel beschwören«, sagte sie. » Nicht den Teufel, sondern einen seiner Vasallen. In dem Buch beschreibt Mitchell die verschiedenen Arten von Teufeln und was sie tun. Wenn man also eine Seele verkaufen will, muss man einen Unterteufel herbeirufen.«
    » Woher weiß man, welchen Teufel man beschwören muss?«
    » Du nimmst das doch nicht ernst, oder?«
    » Erzähl mir einfach nur, was in dem Buch steht.«
    Jenny nickte langsam. » Okay. Mitchell zufolge unterstehen dem Teufel sechsundsechzig Fürsten, und jeder von ihnen kommandiert 6666 Legionen. Jede Legion besteht aus 6666 Teufeln.«
    Nightingale mühte sich stirnrunzelnd mit der Rechenaufgabe ab. » Es gibt drei Milliarden Teufel in der Hölle?«
    » Da ist viel Platz«, meinte Jenny. » Schau mal, Jack, Mitchell hatte Wahnideen– das Buch ist Beweis genug. Keiner, der bei Verstand ist, glaubt an eine Hölle voller Teufel.«
    Nightingale leerte sein Bier und bestellte mit einem Wink eine weitere Flasche. » Die Sache ist doch die, Jenny. So wie ich es sehe, gibt es zwei Möglichkeiten. Die eine ist, dass er meine Seele an einen Teufel verkauft hat und dass an meinem dreiunddreißigsten Geburtstag mein Leben, wie ich es gekannt habe, vorbei sein wird.«
    » Was Unsinn ist.«
    Die Kellnerin kam mit seinem nächsten Corona. Nightingale nahm die Flasche und prostete Jenny damit zu. » Was Unsinn ist«, stimmte er zu. » Die zweite Möglichkeit ist, dass er vollkommen durchgeknallt war. Irgendwas hat mit ihm nicht gestimmt, paranoide Schizophrenie, frühe Alzheimer, eine bipolare Störung, was weiß ich.« Er tippte sich an die Stirn. » Nicht alle Tassen im Schrank.«
    » Du machst dir noch immer Sorgen, das könnte erblich sein?«
    » Und du denkst, ich soll mir keine machen?«
    » Ich denke, es ist offensichtlich, dass er ein Problem hatte«, antwortete Jenny. » Aber das bedeutet nicht, dass du eines bekommen wirst.«
    » Er war geistesgestört, Jenny. Und so was kann erblich sein. Mein Vater war wahnsinnig, und das heißt, dass mit mir das Gleiche passieren könnte.« Er zeigte auf das Buch, das vor ihr lag. » Wer auch immer das geschrieben hat, muss verrückt sein, und wer auch immer daran glaubt, muss sogar noch verrückter sein. Mein Vater hat sich den Kopf mit einer Schrotflinte

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