Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
Vom Netzwerk:
Warum Robbie?«
    » Es gibt keinen Grund«, antwortete Nightingale. » Zur falschen Zeit am falschen Ort. Ein dummer Unfall. Und Unfälle gibt es nun mal.« Er lächelte schmallippig. » Es ist Freitag, der dreizehnte, nicht wahr? An einem Freitag, dem dreizehnten passiert eben ein Haufen Scheiße.«
    » Aber warum Robbie?«
    Das war keine Frage, die er beantworten konnte. Guten Menschen geschahen manchmal schlimme Dinge. So war die Welt eben. Er stand auf, ging zu seinem Regenmantel, nahm sein Handy heraus, setzte sich an seinen Schreibtisch und schaltete es ein. » Meine Nummer war die letzte, die er angerufen hat, aber mein Handy war aus, während ich bei meiner Mutter war«, sagte er. Er schaute auf das Display. Er hatte eine Nachricht auf seiner Mailbox. Er drückte die Taste, um sie abzuhören, und hielt den Hörer ans Ohr. » Jack, hier ist Robbie. Ich gehe gerade zur Arbeit, aber ich habe in Goslings Aktenordner etwas über deine Schwester gefunden.« Nightingale hörte Verkehrslärm im Hintergrund. » Ich ruf dich an, wenn meine Schicht um ist…« Noch mehr Verkehrslärm, und dann in der Ferne die Stimme einer jungen Frau: » He Robbie!« Und einen Moment später: » He, Robbie, hast du mal Feuer?« Darauf folgte ein scheußlicher Aufprall und dann Stille.
    Nightingale nahm das Handy vom Ohr und starrte es entsetzt an.
    » Was ist los?«, fragte Jenny.
    » Ich habe gerade gehört, wie Robbie überfahren wurde«, sagte er.
    » Unmöglich«, erwiderte Jenny.
    » Er hat angerufen, um mir zu sagen, dass er eine Information für mich hätte. Dann hat eine junge Frau seinen Namen gerufen, und dann…«
    Jenny streckte die Hand aus. » Darf ich?«
    » Ich glaube, das solltest du sein lassen«, meinte Nightingale.
    » Bitte, ich möchte gerne.«
    Nightingale gab ihr das Handy, und sie hörte die Nachricht an. » Wer ist diese Frau?«, fragte sie. » Hast du ihre Stimme erkannt?«
    Nightingale schüttelte den Kopf. » Ich glaube nicht.«
    » Sie hat Robbie gekannt, sie hat ihn beim Namen gerufen.«
    » Ich schätze, ja.«
    » Aber wenn sie ihn gekannt hat, warum hat sie ihn dann um Feuer gebeten? Sie muss doch gewusst haben, dass er nicht raucht.«
    Nightingale nahm ihr das Handy ab. » Vielleicht hat sie jemand anderen gerufen, und Robbie dachte nur, dass er selbst gemeint war.« Er trank einen Schluck Brandy. » Ich fahre jetzt zu Anna.«
    » Kann ich mitkommen?«
    Nightingale machte schon den Mund auf, um ihr zu sagen, dass sie das Büro hüten solle, aber sie hatte Robbie gut gekannt. Sie war bei ihm zu Hause gewesen und hatte Anna und die Kinder kennen gelernt. » Natürlich«, antwortete er. » Häng einfach eine Nachricht an die Tür, dass wir für ein paar Stunden geschlossen haben.« Er legte die Flasche wieder in die unterste Schublade zurück. » Wenn ich es recht bedenke, lass uns einfach für den Tag zumachen. Falls es etwas Wichtiges gibt, bin ich ja per Handy erreichbar.«

35
    Ein Dutzend unauffällige Limousinen parkten vor Hoyles Haus und außerdem ein einzelner Streifenwagen. Etwa hundert Meter weiter fand Nightingale einen Parkplatz. Es fing an zu regnen, aber Jenny hatte einen Regenschirm mitgebracht, und in dessen Schutz gingen sie die Straße hinunter. » Was sagt man einer Frau, deren Mann gerade gestorben ist?«, fragte Jenny.
    » Da kann man gar nichts sagen«, antwortete Nightingale. » Man muss eben zeigen, dass man für sie da ist.«
    » Wird sie zurechtkommen? Du weißt schon, finanziell?«
    » Bestimmt. Er hatte garantiert eine Kredit-Lebensversicherung, was heißt, dass das Haus bezahlt wird, und sie wird eine Pension bekommen. Und bei der Polizei wird es Leute geben, die ihr helfen.«
    » Die arme Anna. Die arme, arme Anna.«
    » Ist schon einmal jemand gestorben, der dir nahestand, Jenny?«
    » Klopf auf Holz, bisher habe ich Glück gehabt«, antwortete sie. » Mein Großvater ist vor ein paar Jahren gestorben, aber der war siebenundneunzig. In meiner Verwandtschaft lebt man so ziemlich ewig.«
    » Du Glückspilz«, murmelte Nightingale.
    Jenny hakte sich bei ihm ein. » Entschuldigung«, sagte sie. » Das war gedankenlos von mir.«
    » Du musst mich nicht wie ein rohes Ei behandeln«, erwiderte Nightingale. » Ich war mehr als zehn Jahre Polizist und habe genug Leichen gesehen. Über meine Eltern bin ich hinweg, und Gosling– na ja, der war nur ein Name. Meine Tante und mein Onkel… ich weiß nicht. Das habe ich noch gar nicht richtig begriffen. Liegt wohl daran, dass ich immer

Weitere Kostenlose Bücher