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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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Motorradkurier und dann ein paar Autos in dichter Folge. » Jack, hier ist Robbie. Ich gehe gerade zur Arbeit, aber ich habe in Goslings Aktenordner etwas über deine Schwester gefunden.« Im Verkehr tat sich eine Lücke auf, und Hoyle trat vom Bürgersteig herunter. » Ich ruf dich an, wenn meine Schicht um ist…«
    Ein Mädchen in Gothic-Kleidung stand im Eingang eines Blumenladens. Ihr Bordercollie saß mit gespitzten Ohren neben ihr. Sie fuhr sich mit der Hand durch die jadeschwarzen Haarstacheln, als Hoyle vom Bürgersteig trat.
    » He, Robbie!«, rief sie. Ihre Stimme schnitt durch den Verkehrslärm, und Hoyle blieb unvermittelt stehen. » He, Robbie, hast du mal Feuer?«, rief sie.
    Hoyle drehte sich um, stirnrunzelnd, das Handy immer noch ans Ohr gepresst. Das Mädchen winkte und blies ihm einen Luftkuss zu. Er trat einen Schritt auf sie zu, und das schwarze Taxi überfuhr ihn mit fünfundfünfzig Kilometer pro Stunde, brach ihm Beine, Hüfte und Wirbelsäule, zerfetzte seine Milz und zertrümmerte ihm die Rippen, die seine Lunge durchbohrten. Der Fahrer sagte später der Polizei, etwas hinten in seinem leeren Taxi habe ihn abgelenkt. Etwas sei herumgeflattert wie ein gefangener Vogel, aber als er sich umgedreht habe, sei da nichts gewesen. Er hatte vor dem Aufprall nicht mehr bremsen können.
    Hoyle, der auf der Straße lag, verblutete rasch, und er war tot, bevor die Sanitäter eintrafen. Der Inhalt des Aktenordners war über die Straße verstreut. Der Wind ergriff die Blätter und wehte sie in alle Richtungen davon. Die Rechnung des Frauenarztes geriet in einen Aufwind, wirbelte in die Luft hinauf und schlug gegen einen Laternenpfahl. Der Wind packte sie wieder und wehte sie auf die Straße zurück. Unter einem geparkten Auto fiel sie in eine Pfütze mit öligem Wasser.
    Das Mädchen und der Hund sahen zu, wie Hoyle mit dem Tod rang, und verschwanden dann zwischen den Menschen, die aus den benachbarten Läden strömten und entweder entsetzt gafften oder aber nach ihren Handys griffen, um den sterbenden Hoyle zu fotografieren und zu filmen.

33
    Der Pfleger zog die Decke über Rebecca Keeley zurecht und nahm ihr das Thermometer aus dem Mund. » Vielleicht sollten Sie besser gar nicht mehr hier sein«, sagte er zu Nightingale. Er steckte das Thermometer in die Brusttasche seines Kittels. » Ich glaube, es ist besser, wenn Sie jetzt gehen.«
    » Ich habe überhaupt nichts getan«, verteidigte sich Nightingale. Die Frau hatte nur ein einziges Mal geschrien, aber ihr klagendes Heulen hatte danach noch länger als eine Minute angedauert, und erst als ihr die Luft ausgegangen war, hatte sie aufgehört. Ihre Hände hatten sich zu Fäusten geballt, und sie hatte das Kruzifix gepackt und vor sich gehalten, als wollte sie einen Vampir abwehren.
    Der Pfleger war in Erwartung des Schlimmsten ins Zimmer gestürzt, aber die Frau war trotz ihres Geschreis im Sessel sitzen geblieben. Als sie verstummt war, hatte er ihr aufs Bett geholfen und die Decke über sie gebreitet. Nightingale versuchte zu helfen, aber der Pfleger schob ihn zur Seite. Während der Pfleger Rebecca Keeley beruhigt hatte, hatte Nightingales Handy geklingelt, aber er hatte in seine Tasche gegriffen und es ausgeschaltet.
    Der Pfleger nahm das Stethoskop vom Hals und hörte ihre Brust ab, dann maß er ihren Puls. » Ich glaube wirklich, dass Sie gehen sollten«, sagte er zu Nightingale.
    » Wir haben einfach nur geredet, und da hat sie angefangen zu schreien«, sagte Nightingale. » Ich habe ihr nichts getan.«
    » Miss Keeley redet nicht«, entgegnete der Pfleger. » Ich bin jetzt anderthalb Jahre hier, und sie hat noch kein Wort zu mir gesagt.« Er stand auf und betrachtete Nightingale mit in die Hüften gestemmten Händen. » Es ist das Beste, wenn Sie jetzt gehen.«
    » Sie hat so was noch nie zuvor getan? So geschrien?«
    Der Pfleger schüttelte den Kopf. » Sie macht normalerweise nie Scherereien. Was haben Sie ihr gesagt?«
    » Nichts«, log Nightingale. » Ich habe ihr einfach nur gesagt, wer ich bin, und ihr die Blumen gezeigt. Sind Sie sich sicher, dass sie keine Schmerzen hat oder so?«
    » Ja, es geht ihr gut.«
    » Schauen Sie, ich würde wirklich noch gerne eine Weile bei ihr sitzen bleiben«, sagte Nightingale.
    » Sie muss sich ausruhen«, entgegnete der Pfleger. » Das Beste ist, wenn sie jetzt schläft.«
    » Wenn es um Geld geht…«, sagte Nightingale und zückte seine Brieftasche.
    Der Pfleger hob abwehrend die Hand. » Darum geht es

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