Hoellenpforte
Ich gehe in die Kirche. Ich glaube an Himmel und Hölle. Und ich habe überlegt, was ich tun kann, um wiedergutzumachen, was ich getan habe. Was kann ich tun? Und dann wurde mir klar, dass ich dich finden muss. Deshalb bin ich jetzt hier.«
»Woher wussten Sie, wo wir waren?«, fragte Jamie.
»Mr Salamanda hat oft den Namen Joanna Chambers erwähnt. Ich habe vermutet, dass ihr bei ihr sein würdet, und habe euch etwas mitgebracht. Sie erschießen mich doch nicht, wenn ich in meine Tasche greife?«
Er warf der Professorin einen kurzen Blick zu, holte ein altes, ledergebundenes Buch heraus und legte es auf den Tisch. Niemand sagte etwas, aber alle wussten genau, was es war. Es war nicht zu fassen, dass es tatsächlich vor ihnen lag. Der Einband war dunkelbraun mit einer abgegriffenen Goldprägung, zugebunden mit einer Schnur. Die Seitenränder waren uneben. Matt erkannte es sofort. Es enthielt alles, was sie über die Alten wissen mussten. Vielleicht stand darin sogar, wie man sie besiegte.
»Es ist das Tagebuch des verrückten Mönchs«, sagte Ramon.
Und das war es. Das kleine Buch, das jetzt vor ihnen auf dem Tisch lag, war angeblich das einzige Exemplar der Welt. Es war kaum vorstellbar, wie viele Geheimnisse es enthielt oder wie wertvoll es war.
»Woher haben Sie es?«, fragte Richard misstrauisch.
»Ich habe es gestohlen!« Ramon holte ein Taschentuch heraus und wischte sich damit die Stirn ab. »Ich dachte, es wäre unmöglich, aber tatsächlich war es ganz einfach. Sie müssen wissen, dass ich immer noch meine Schlüsselkarte für die Büros von Salamanda News International in Lima habe. Und dann kam mir diese verrückte Idee: Vielleicht war die Schlüsselkarte noch nicht gesperrt. Senor Salamanda war tot und mich hatten sie bestimmt vergessen. Vor zwei Tagen bin ich ins Büro zurückgekehrt. Es hat mich niemand gesehen, aber inzwischen werden sie wissen, dass das Buch verschwunden ist. Ich habe es von seinem Schreibtisch genommen und bin einfach damit hinausgegangen. Es kann sein, dass die Kameras mich identifiziert haben und sie jetzt schon nach mir suchen.«
Richard war immer noch misstrauisch. »Was wollen Sie von uns?«, fragte er. »Erwarten Sie, dass wir Sie bezahlen?«
Ramon schüttelte den Kopf. »Verstehen Sie denn nicht?«, rief er händeringend. »Ich bin achtundzwanzig Jahre alt. Ich will nächstes Jahr heiraten. Als ich diesen Auftrag von Mr Salamanda bekam, wusste ich von nichts. Für mich war es nur ein Job.«
Er schob das Tagebuch weg.
»Hier! Sie können es haben. Es gehört Ihnen. Ich habe es nur hergebracht, weil ich dachte, dass es Ihnen vielleicht von Nutzen sein könnte in diesem großen…« Er suchte nach dem richtigen englischen Wort. »… lucha. Kampf. Ich will nichts von Ihnen. Es tut mir leid, dass ich gekommen bin.«
Einen Moment herrschte Stille. Matt war klar, dass sie gerade einen Hauptgewinn gezogen hatten. Vielleicht erklärte das Tagebuch die Traumwelt. Oder es verriet ihnen die Geschichte der fünfundzwanzig Türen in den verschiedenen Ländern. Wer sie gebaut hatte und wann. Vielleicht half es ihnen auch herauszufinden, was sie tun sollten, wenn sie alle fünf sich in London trafen. Ramon hatte recht. Salamanda war bereit gewesen, für dieses Tagebuch zu töten, und ihnen war es jetzt quasi in den Schoß gefallen.
Jamie beugte sich vor und nahm es in die Hand. Er löste die Schnur und das Tagebuch klappte auf. Alle betrachteten die aufgeschlagene Seite. Sie war mit einer Handschrift bedeckt, die auch dann kaum lesbar gewesen wäre, wenn der Text nicht auf Spanisch geschrieben worden wäre. An den Rändern waren kleine Zeichnungen. Plötzlich machte Jamie große Augen und deutete auf ein einzelnes Wort.
»Sapling«, sagte er. »Das war mein Name, als ich in der Zeit zurückgereist bin. Sapling wurde getötet und ich habe seinen Platz eingenommen.«
Das Tagebuch war echt, daran hatte Matt keinen Zweifel. Doch was war mit dem Mann, der es ihnen gebracht hatte? Er sah aufrichtig aus, aber Richard hatte mit einem Hinterhalt gerechnet – und das hier konnte durchaus einer sein. Plötzlich hatte Matt eine Idee. Es war leicht herauszufinden. »Jamie«, sagte er, »frag ihn, ob er die Wahrheit sagt.«
Jamie verstand sofort. Aber bevor er etwas tun konnte, stand Scott auf. »Ich mache es«, sagte er.
Scott baute sich vor ihrem Besucher auf. Er sah Ramon direkt in die Augen. »Sagen Sie die Wahrheit?«, fragte er.
»Beim Grab meiner Mutter«, beteuerte Ramon,
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