Hoellenpforte
Couch. Richard schaltete die Scheinwerfer im Garten aus und alles jenseits des Zimmers verschwand wieder in der Dunkelheit. Dann kehrte er zur Couch zurück und setzte sich auf eine der Lehnen. Er hatte die Alarmanlage nicht wieder angestellt, aber ihr Besucher würde auch nicht lange bleiben. Scott und Jamie hockten auf der Kante des Couchtisches. Die Professorin saß mit dem Gewehr zwischen den Knien auf einem Stuhl.
»Was wollen Sie?«, fragte sie streng.
»Ich erzähle Ihnen alles, was Sie wissen wollen«, sagte Ramon. »Aber kann ich bitte zuerst etwas trinken? Ich war den ganzen Tag unterwegs und musste auf die Dunkelheit warten, bevor ich herkommen konnte. Glauben Sie mir – hätte man mich gesehen, wäre ich jetzt tot.«
»Ich hole etwas«, sagte Pedro. Er stand auf, ging in die Küche und kehrte einen Moment später mit einem Glas Wasser zurück. Der Mann ergriff es mit beiden Händen und trank gierig.
»Woher wissen Sie von mir?«, fragte Matt.
»Ich weiß eine ganze Menge über dich, Matthew. Darf ich dich so nennen? Ich weiß, wie du nach Peru gekommen bist, und ich glaube, ich weiß auch, was du seitdem gemacht hast. Ich war außerdem in der Nacht anwesend, als du auf die Hazienda in Ica kamst, auch wenn du mich vermutlich nicht gesehen hast. Ich war dort, weil ich für Diego Salamanda gearbeitet habe.«
Ramon musste gewusst haben, welche Wirkung dieser Name auf die Anwesenden haben würde. Salamanda war Geschäftsführer und Besitzer eines Nachrichtenimperiums gewesen. Der als Kind absichtlich entstellte Mann, dessen Kopf grotesk lang gezogen war, hatte seine Macht und seinen Reichtum dazu benutzt, die Alten zurückkehren zu lassen. Matt und Pedro waren in seine Hazienda eingedrungen, um nach Richard zu suchen, und später hatten Salamanda und Matt sich in der Wüste Nazca gegenübergestanden. Matt hatte ihn getötet, indem er die Kugeln, die Salamanda auf ihn abgefeuert hatte, in der Luft umdrehte.
»Bitte… Ich bin nicht dein Feind«, fuhr Ramon hastig fort. »Ich schwöre dir, dass ich an seinen Plänen nicht beteiligt war.« Er verstummte. Schweißtropfen standen auf seiner Stirn. »Ich bin nicht einmal Geschäftsmann. Ich unterrichte an der Universität Lima. Mr Salamanda hatte mich für die Arbeit an einem besonderen Projekt angestellt. Ich sollte erklären, dass die Alte Geschichte mein Spezialgebiet ist.« Er deutete eine Verbeugung vor Professorin Chambers an. »Ich habe viele Ihrer Vorträge gehört, Professor. Ich war zum Beispiel im April bei Ihrer Präsentation im Museo Nacional de Antropologia. Das war ein großartiger Vortrag.«
Die Professorin dachte kurz nach. »Es stimmt, ich war da«, sagte sie. »Aber das könnte jeder wissen.«
»Senor Salamanda sagte mir, dass er im Besitz eines Tagebuchs wäre, das ich für ihn entschlüsseln sollte«, fuhr Ramon fort. »Das Tagebuch ist im sechzehnten Jahrhundert von einem Mann namens Joseph de Cordoba geschrieben worden, der mit den spanischen Konquistadoren nach Peru kam. Salamanda erzählte mir, dass er das Tagebuch von einem Buchhändler in London, einem gewissen William Morton, gekauft hat.«
»Er hat es nicht gekauft«, sagte Matt. »Er hat es gestohlen. Er hat William Morton ermordet, um es zu bekommen.« Das wusste Matt, weil er dabei gewesen war. Morton hatte zwei Millionen Pfund verlangt, aber alles, was er bekommen hatte, war ein Messer in den Rücken.
»Davon weiß ich nichts!«, rief Ramon aus. »Ich bin unschuldig. Meine Aufgabe war nur, am Text zu arbeiten und seine Geheimnisse zu lüften. Ich habe viele Stunden in Salamandas Büro und auch in seinem Haus in Ica daran gearbeitet. Er wollte das Tagebuch stets in seiner Nähe haben. Er hat mich von Anfang an wissen lassen, dass es sein wertvollster Besitz war. Und als ich es las und es zu studieren begann, erkannte ich auch den Grund dafür. Es erzählt diese außergewöhnliche Geschichte von den Alten, von einer Schlacht, die vor vielen Tausend Jahren ausgetragen wurde, und einem Tor, das von den Sternen geöffnet werden kann.«
Er ließ den Kopf hängen.
»Ich weiß, dass ich für das verantwortlich bin, was im Juni passiert ist. Ich habe die Arbeit gemacht, für die ich bezahlt wurde, und Salamanda beim Öffnen des Tores geholfen. Ich habe zugelassen, dass etwas Grauenhaftes passiert ist, und das lastet seitdem auf meinem Gewissen.« Er beugte sich auf der Couch vor und seine Blicke flehten sie an, ihm zu glauben. »Ich bin kein schlechter Mensch. Ich bin Katholik.
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