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Hoellenpforte

Hoellenpforte

Titel: Hoellenpforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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sie. Ihre Stimme war kaum noch zu hören. »Ich bin so froh, dich kennengelernt zu haben. Froh, dass wir diese gemeinsame Zeit hatten. Ich habe dieses Haus immer geliebt, war hier immer glücklich…«
    Sie zeigte mit einem Finger zur Tür, um ihm zu sagen, dass er sie allein lassen sollte. Matt verließ das Zimmer. Richard wartete hinter der Tür auf ihn.
    Der Krankenwagen kam zehn Minuten später. Aber es war zu spät. Joanna Chambers war bereits tot.

KRIEGSRAT
    Beim Aufwachen hatte Matt den Geruch und Geschmack von verbranntem Holz in Nase und Mund. Er hatte ungefähr sechs Stunden geschlafen, aber das hätte er sich auch schenken können. Er war noch genauso müde wie beim Schlafengehen kurz nach zwei Uhr.
    Er teilte sich ein Zimmer mit Pedro. Sein eigenes war dem Feuer zum Opfer gefallen und mit ihm auch all seine Sachen – und was das bedeutete, begriff er erst, als er an diesem Morgen die Augen aufschlug. Er hatte keinen Pass mehr. Er würde heute nirgendwohin fliegen, jedenfalls nicht mit einem Linienflug. Vielleicht war genau das der Grund für den nächtlichen Angriff gewesen. Die Alten wollten ihn nicht in London haben. Sie wollten verhindern, dass er in Scarletts Nähe kam. Auch wenn Polizisten und Privatdetektive auf sie aufpassten, war sie doch vollkommen isoliert. Eine in England. Vier in Peru. Und damit waren sie nicht die fünf, die sie eigentlich sein sollten.
    Pedro saß im Schneidersitz auf dem Bett. Er trug nur Shorts und einen Verband am Kopf. Matt vermutete, dass er schon eine ganze Weile wach war. Pedro war immer als Erster auf den Beinen, was sicher daran lag, dass er in seinem früheren Leben in den Straßen von Lima gebettelt hatte und vor dem Morgengrauen aufgestanden war, um die Pendler auf ihrem Weg zur Arbeit zu erwischen. Die beiden Jungen hatten sich ein Doppelbett geteilt.
    »Was machen wir jetzt?«, wollte Pedro wissen.
     
    »Ich weiß es nicht.« Matt stand auf und zog ein T-Shirt an. »Wir müssen uns zusammensetzen und darüber reden.«
    »Gehen wir trotzdem nach England?«
    »Ja.«
    Pedro hatte bisher nicht viel über diese Reise gesprochen.
    Matt vermutete, dass ihn der Gedanke daran einfach überwältigte. Er hatte Peru noch nie verlassen. Er war bisher erst einmal geflogen, und das war in einem Hubschrauber gewesen, der abgestürzt war. Die Vorstellung, fünfzehn Stunden in der Luft zu verbringen und dann in einer vollkommen anderen Welt zu landen, machte ihn einfach nervös.
    »Es macht mich traurig, dass die Professorin tot ist«, sagte Pedro. »Sie war sehr nett.«
    »Ich weiß.« Matt fragte sich, ob er sie hätte retten können. War ihr Tod seine Schuld? Es kam ihm jetzt so vor, als wäre sie von dem Moment an dem Tod geweiht gewesen, als sie in ihr Leben getreten waren, auch wenn sie es ganz sicher nicht so gesehen hätte. Aber dennoch… Es waren schon zwei Tage vergangen, seit sie das Fax mit dem Artikel über Scar bekommen hatten. Jetzt wünschte er sich, dass sie sofort abgereist wären.
    Nun waren nur noch fünf von ihnen übrig: Matt, Pedro, Scott, Jamie und Richard. Sie versammelten sich draußen und setzten sich an den Holztisch im Schatten eines Seidenwollbaums.
    Im Haus wären sie vielleicht sicherer gewesen, aber sie brachten es kaum über sich, die Ruine auch nur anzusehen. Irgendwie erschien es unwahrscheinlich, dass die Alten noch einmal angreifen würden – nicht am hellen Tag. Und außerdem waren die Inka noch irgendwo in der Nähe. Richard hatte ein Tablett mit eiskalter Limonade und einem Teller voll Empanadas mitgebracht, den kleinen Käsecrackern, die sie alle mochten. Aber niemand hatte Hunger. Sie waren erschöpft und unglücklich. Keiner wusste, wie es weitergehen sollte.
    Eines war jedoch sicher. Sie konnten nicht viel länger bleiben. Wasser und Strom funktionierten zwar noch und sie konnten vielleicht auch das Dach reparieren, aber sie hatten keine Alarmanlage mehr. Die Inka konnten sie nicht bis in alle Ewigkeit beschützen. Und vor allem wollte keiner von ihnen noch länger bleiben. In dem Moment, in dem Joanna Chambers aus dem Haus gebracht worden war, schien mit ihr jedes Leben verschwunden zu sein.
    »Also…« Es war Richard, der als Erster etwas sagte, und Matt war ihm dankbar, dass er das Schweigen brach und das Kommando übernahm. Er trug ein sauberes Polohemd und Jeans, aber er sah so erschöpft aus, als hätte er überhaupt nicht geschlafen.
    »Dies ist ein Kriegsrat«, sagte er. »Es sieht nämlich so aus, als wäre der Krieg

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