Hoellenpforte
Idee, sie zu trennen.«
Es schien nichts mehr zu sagen zu geben. Pedro sammelte die Gläser ein und trug sie ins Haus. Matt und Richard blieben allein zurück.
»Das lief ja prima«, stellte Matt sarkastisch fest.
Richard trank seine Limonade aus und stellte das Glas ab. »Sei nicht zu hart zu dir selbst«, sagte er. »Wir leiden alle unter Joannas Tod. Jamie wird mit Scott reden. Er weiß, dass du dein Bestes gibst. Sie werden sich schon einigen.«
»Das hoffe ich.«
»In einer Woche werdet ihr in Vilcabamba sein. Ihr alle. Du hast jetzt das Tagebuch. Und trotz des Angriffs letzte Nacht seid ihr alle noch am Leben. Keiner von euch ist ernsthaft verletzt worden. Ich bin sicher, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast, Matt. Es wird sich alles zum Guten wenden.«
Matt war davon nicht überzeugt. Er drehte sich um und sah das Haus an, das verkohlte Holz, die Überreste des Daches. Und plötzlich erkannte er, dass etwas nicht stimmte.
Wenn Ramon sie so leicht hatte finden können, warum hatten die Alten dann so lange gebraucht? Und wenn sie das Tagebuch unbedingt hatten zurückhaben wollen, warum hatten sie dann nur die Zombies geschickt? Matt hatte die Kreaturen gesehen, die den Alten Untertan waren. Sie waren aus dem Boden der Wüste gekrochen - bewaffnete Soldaten, Riesentiere und ganze Horden von Gestaltwechslern. Aber die waren in der letzten Nacht nicht gekommen. Warum?
Traf er die richtige Entscheidung, wenn er sie trennte? Oder spekulierten die Alten genau darauf? Reagierte er auf Entscheidungen, die längst getroffen waren?
Später am Nachmittag fuhren zwei Autos vor. Eines würde Pedro und Scott nach Arequipa, in die berühmte »weiße Stadt« im Süden von Peru bringen. Sie würden dort übernachten müssen, bevor sie nach Cuzco fliegen konnten. Wegen der dünnen Luft über den hohen Gipfeln der Anden konnten Flugzeuge nur morgens starten und landen. Zwei der Inka würden sie begleiten und sie durch den Wolkenwald nach Vilcabamba führen.
Jamie, Richard und Matt hatten die kürzere Fahrt zum Flughafen von Nazca, wo bereits ein Privatflugzeug wartete, das sie nach Miami bringen würde. Dort würden sie bleiben, bis Matts neuer Pass kam, und dann nach England weiterfliegen. Wenn alles gut lief, würden sie nur ein paar Tage voneinander getrennt sein.
Matt warf einen letzten Blick auf das Haus der Professorin. Kinder aus dem Ort würden es wahrscheinlich in den nächsten paar Tagen vollständig ausplündern. Matt hatte eine lange Zeit hier verbracht und bereits angefangen, es als ein Heim anzusehen, aber jetzt war nichts mehr davon übrig. Es war ausgebrannt und leer.
Richard verstaute seine Tasche im Kofferraum.
»Vilcabamba«, sagte Matt.
»Vilcabamba«, bestätigte Pedro.
Die beiden gaben sich die Hand. Scott und Jamie sagten nichts, aber Matt war sicher, dass sie auf ihre Weise miteinander sprachen.
Dann stiegen die vier Jungen in die beiden Wagen und fuhren in verschiedene Richtungen davon.
DER GARTEN DES GLÜCKS
In London versuchte Scarlett Adams, ihr altes Leben wiederaufzunehmen.
Die Ärzte hatten festgestellt, dass ihr nichts fehlte. Die Polizei hatte noch mehr Fragen gestellt, es aber irgendwann aufgegeben. Vielleicht litt sie wirklich unter Gedächtnisverlust. Vielleicht war das Ganze nur ein dummer Streich gewesen – in jedem Fall hatten sie Besseres zu tun. Auch die Presse ließ sie jetzt endlich in Ruhe. In Amerika war ein neuer Präsident namens Charles Baker gewählt worden und den Berichten zufolge war es bei der Auszählung der Stimmen zu Unregelmäßigkeiten gekommen. Das Ganze weitete sich zu einem Riesenskandal aus, sodass in den Zeitungen kein Platz mehr war für ein Mädchen, das nicht einmal einen Tag lang verschwunden gewesen war.
Nur achtundvierzig Stunden nachdem er die ganze Strecke nach England geflogen war, machte sich Paul Adams auf den Rückweg nach Hongkong.
Scarlett verstand, warum er nicht bei ihr bleiben konnte. Er hatte seinen neuen Job in der Rechtsabteilung eines riesigen Konzerns, der unter anderem Computerzubehör und Software produzierte, erst vor Kurzem angetreten. Es hatte keinen guten Eindruck gemacht, dass er ohne Vorwarnung nach London verschwunden war. Er musste zurück.
Zurück zu Nightrise .
An seinem letzten Abend führte Paul Adams Scarlett zum Essen aus. Sie gingen in das kleine italienische Restaurant in Dulwich, das er so gern mochte. Er bestellte eine halbe Flasche Wein für sich und eine Limonade für sie und dann saßen
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