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Hoellenpforte

Hoellenpforte

Titel: Hoellenpforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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geschrieben und einzelne Zeilen unterstrichen. Diego Salamanda? Das Tagebuch hatte ihm gehört und er konnte Wochen damit zugebracht haben, es zu entziffern. Es sah aus, als hätte er einen Teil seiner Erkenntnisse in dem Buch notiert.
    Matt versuchte, den Sinn einiger Worte zu erkennen, aber der Mönch hatte in Altspanisch geschrieben und seine Handschrift war ohnehin nahezu unleserlich. »Ich kann diese Sprache nicht lesen«, sagte er. »Pedro kann sie zwar sprechen, aber leider kann er nicht lesen…«
    »Vielleicht kann es die Professorin«, meinte Jamie.
    Joanna Chambers. Matt musste wieder daran denken, was für ein Gesicht Richard gemacht hatte, als die Männer sie hineingetragen hatten. Der Arzt war nun schon sehr lange bei ihr.
    Dann wurde die Tür des Arbeitszimmers geöffnet. Pedro kam heraus. Er sah elend aus, schüttelte kurz den Kopf und setzte sich hin. Der Arzt folgte ihm. Er murmelte Richard etwas zu und verließ das Haus, darauf bedacht, jeden Augenkontakt mit den Anwesenden zu vermeiden. Da wusste Matt, dass es keine guten Nachrichten gab.
    »Matt…« Richard rief ihn zur Tür. »Sie will dich sehen«, sagte er. Seine Stimme klang belegt. »Sie möchte sich verabschieden.«
    »Ist sie…?« Matt begriff erst jetzt, was Richard gesagt hatte. »Sie darf nicht sterben!«, stieß er hervor. »Was ist mit Pedro? Kann er ihr nicht helfen?«
    »Es ist zu spät für Pedro. Er kann nichts mehr tun.« Richard seufzte. »Wir haben einen Krankenwagen gerufen und er ist auf dem Weg hierher. Aber sie wird es nicht schaffen. Es tut mir leid, Matt. Ich weiß nicht, wie es passiert ist, aber sie ist niedergestochen worden. Sie hat innere Blutungen und…« Er verstummte und holte tief Luft. »Sie hat keine Schmerzen, dafür hat der Doktor gesorgt. Aber es gibt nichts, was wir noch für sie tun können. Soll ich mit dir hineingehen?«
    »Nein.« Matt betrat das Arbeitszimmer.
    Joanna Chambers lag auf der Liege, die sie tagsüber gern benutzte, um nachzudenken. Ihr Schreibtisch war wie immer mit Papieren bedeckt und neben einer Kiste mit ihren Lieblingszigarren stand eine Flasche Brandy. Das altmodische Radio, das sonst immer lief, stand stumm neben ihrem Computer. Zu wissen, dass sie seine Musik nie wieder hören würde, machte Matt erst richtig traurig.
    Die Professorin trug immer noch ihren Morgenmantel, aber jemand hatte eine Decke über sie gelegt. Es brannte nur ein Licht, das einen matten Schein verbreitete.
    Sie sah aus, als würde sie schlafen, aber als er die Tür zuzog, schaute sie auf. »Matt…?«
    Er ging zu ihr. »Der Krankenwagen ist unterwegs«, murmelte er. »Der Arzt sagt – «
    »Erspar mir diesen Unsinn«, unterbrach sie ihn und klang einen Moment lang so forsch und bestimmt wie immer. »Die können nichts mehr für mich tun und außerdem gehe ich in kein Dorfkrankenhaus. Das hätte mir noch gefehlt.« Sie versuchte, ihre Position zu ändern, aber ihr fehlte die Kraft. »Komm und setz dich zu mir«, sagte sie.
    Matt tat, worum sie ihn gebeten hatte. Seine Augen brannten, seine Kehle war wie zugeschnürt. Warum musste es so enden? Warum konnte sie nicht wieder gesund werden? Er musste daran denken, wie er sie das erste Mal gesehen hatte. Da hatte sie ihr eigenes Flugzeug gesteuert. Sie hatte das Geheimnis der Nazca-Linien entschlüsselt und sie war bei ihm gewesen, als sie mitten in der Nacht in der Wüste von den Kondoren angegriffen wurden. Ohne ihre Hilfe hätte er das zweite Tor nie gefunden. Und seitdem hatte sie sich um ihn und die anderen gekümmert und sich nie darüber beschwert, dass sie ihr Haus mit Beschlag belegt und sie von der Arbeit abgehalten hatten.
    Matt hatte seine Kraft dazu benutzt, sich selbst zu schützen. Warum hatte er das nicht auch für sie tun können?
    »Jetzt hör mir zu«, sagte sie. Sie tastete nach seiner Hand und drückte sie. »Du darfst meinetwegen nicht traurig sein. Du trägst eine große Verantwortung, Matt. Ich glaube, du ahnst noch gar nicht, was dir bevorsteht. Und wie alt bist du? Fünfzehn! Das ist nicht fair…«
    Sie schloss einen Augenblick die Augen und rang nach Atem.
    »Die Alten werden besiegt werden«, sagte sie. »Gut und Böse gibt es seit Anbeginn der Zeiten, aber irgendwie haben wir uns immer durchgesetzt. Du wirst sehen. Es wird vermutlich nicht einfach. Was heute passiert ist – im Grunde albern. Wir hätten wissen müssen, dass sie kommen.«
    Sie ließ seine Hand los. Ihre Kraft schwand schnell.
    »Das wollte ich dir sagen«, keuchte

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