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Hoellenpforte

Hoellenpforte

Titel: Hoellenpforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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halblaut etwas vor sich hin.
    Das »Ping« des Fahrstuhls hallte durch den Gang.
    Er hatte ihr Stockwerk erreicht.
    Scarlett sah immer noch hin, als die Türen aufgingen und gelber Lichtschein auf den Flur fiel. Der Mann mit dem Maschinengewehr hatte sich genau gegenüber postiert und die Schultern gegen die Wand gestemmt. Ohne Vorwarnung eröffnete er das Feuer und schickte einen Kugelhagel ins Innere des Aufzugs. In dem engen Korridor war der Lärm ohrenbetäubend. Er hämmerte Scarlett in die Ohren. Sie konnte jedoch nicht sehen, worauf der Mann schoss. Der gesamte Flur flammte weiß und rot auf, und was auch immer der Mann gerade pulverisiert hatte, stieß einen so schrillen Schrei aus, wie Scarlett noch keinen gehört hatte.
    Dann reckte sich etwas aus der offenen Fahrstuhltür. Es war unmöglich, es im Dämmerlicht des Flures und dem Aufblitzen des grellen Mündungsfeuers genau zu erkennen, denn Dunkelheit und Lichtblitze wechselten sich so schnell ab, dass es aussah, als würde alles in Zeitlupe passieren. Was sich auf den Flur hinausstreckte, sah aus wie Fangarme. Sie erreichten den Mann. Einer schlug ihm ins Gesicht. Ein anderer schlang sich um seinen Hals. Der dritte tötete ihn. Er bohrte sich durch seinen Magen und hob ihn an der Wand hoch, wobei ein breiter Schmierstreifen seines Blutes zurückblieb. Der Mann schrie, seine Beine zuckten unkontrolliert. Aber sein Finger krampfte sich um den Abzug und er feuerte noch immer. Seine letzten Kugeln fanden jedoch kein Ziel mehr und landeten im Fußboden und in der Decke.
    Etwas quoll aus dem Aufzug. Es schien teilweise menschlich zu sein, aber jetzt war auch noch überall Rauch, der die Sicht behinderte. Eine zweite Kreatur folgte. Die beiden waren zusammen hinaufgefahren. Eine gewaltige Schere wie von einem Riesenkrebs klappte auf und zu. Schwarze Augen auf Stielen. Ein Monster wie aus einem Albtraum. Es entdeckte Scarlett und die anderen und setzte sich mit erschreckender Geschwindigkeit in Bewegung.
    »Lauf!«
    Es war das erste Mal, dass Lohan die Stimme erhob. Er rannte los. Scarlett folgte ihm, obwohl sie sicher war, dass sie keine Chance hatten. Es gab keinen Notausgang, sie konnten nirgendwohin und die Monster aus dem Fahrstuhl hatten sie so gut wie erreicht. Red drehte sich um und schoss zweimal. Die Kugeln hatten keinerlei Wirkung. Dann holte Draco etwas aus der Tasche, hob es kurz an seinen Mund und warf es hinter sich. Eine Handgranate! Den Stift hatte er noch immer zwischen den Zähnen. Die Tür zu einer der Wohnungen öffnete sich plötzlich. Lohan hechtete hinein und riss Scarlett genau in dem Augenblick mit sich, als hinter ihnen auf dem Flur die Granate mit einem Riesenknall explodierte und sich ein orangefarbener Feuerball ausbreitete.
    Scarlett lehnte an der anderen Seite der Tür an der Wand. Sie schnappte keuchend nach Luft und Tränen liefen ihr übers Gesicht. Sie weinte nicht. Es lag an dem Mörtelstaub, der von der Decke fiel und ihr die Sicht nahm. Sie wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. Red warf die Tür zu. Sie hatte mindestens ein halbes Dutzend Schlösser, Ketten und Riegel, die er einen nach dem anderen verschloss. Lohan gab irgendeinen Befehl. Draco murmelte etwas zur Antwort.
    Die Wohnung, in der sie sich befanden, war der sehr ähnlich, aus der sie geflohen waren, allerdings war diese deutlich schäbiger und noch spärlicher möbliert. Eine Frau hatte ihnen die Tür aufgemacht. Sie kam Scarlett bekannt vor. Sie brauchte einen Moment, um sich zu erinnern, wo sie einander begegnet waren, aber dann fiel es ihr ein – es war die Wahrsagerin vom Tempel. Sie stand an der Tür und blinzelte nervös. Ihre drei Vögel sprangen aufgeschreckt durch den Lärm in ihren Käfigen herum.
    Lohan war nicht stehen geblieben. Er hielt auf die Küche zu. »Hier entlang, Scarlett!«, rief er.
    Scarlett folgte ihm in einen Raum, in dem sich nur ein Kühlschrank und ein Kocher und sonst fast nichts befand. In die Wand war ein großes Loch geschlagen worden. Die Ränder waren gezackt und von den Überresten alter Kabel und Rohre durchzogen, aber es war ein Weg nach draußen. Sie kletterten durch das Loch in die Wohnung nebenan und dann weiter in die nächste. In jeder war einer dieser Durchbrüche, die vom Flur aus nicht zu ahnen waren. Die letzten beiden Wohnungen standen leer und die Fußböden waren mit Schutt und Staub übersät. Sie kamen an ein Fenster mit einem Stahlgebilde an der Außenseite. Eine Feuertreppe. Lohan riss das Fenster

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