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Hoellenpforte

Hoellenpforte

Titel: Hoellenpforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Scarlett.
    »Durch Kreaturen, die den Alten gehören.« Lohan füllte seine Schale ein zweites Mal und trank sie leer. Der Alkohol zeigte keinerlei Wirkung. »Die ganze Stadt ist gegen dich, Scarlett. Wenn du jetzt nach draußen gingst, würdest du in Sekunden gesehen und erkannt werden. Deswegen konnten wir dich nicht normal im Auto sitzend herbringen. Aus diesem Grund war es auch so kompliziert, Kontakt zu dir aufzunehmen. Einer meiner Leute hat am Flughafen den Reiseführer in deinen Koffer gesteckt. Dann haben wir den Wachmann eines Bürogebäudes bestochen und dir über den Bildschirm eine Nachricht zukommen lassen. Die Wahrsagerin gehört zu unserer Organisation. Sie hat dich auf den Peak geschickt. Vier verschiedene Umwege, und wir mussten jedes Mal sicher sein, dass nur du unsere Absichten kanntest.«
    »Und was soll ich jetzt machen?« Scarlett schaffte es nicht, die Hilflosigkeit aus ihrer Stimme zu verbannen. Ihre Lage war aussichtslos. Sie saß in einem Zimmer eines schmutzigen Wohnblocks fest und draußen suchte eine ganze Stadt nach ihr. Sie musste wieder daran denken, wie der Tag begonnen hatte. Sogar die Fliegen waren auf deren Seite.
    »Du darfst nicht schwach sein!« Lohan machte sich nicht die Mühe, seine Verachtung zu verbergen. Er spuckte die Worte förmlich aus und sein von der Narbe zerteilter Mund verzog sich abschätzig. »Es wird nicht leicht sein«, sagte er. »Die Alten haben diese Stadt sorgfältig ausgewählt. Du bist hier auf einer Insel, von der nur vier Wege herunterführen. Der erste ist natürlich der Flughafen, auf dem du gelandet bist. Der kommt nicht infrage. Alle Flüge werden überwacht, und selbst wenn wir dich tarnen und dir einen falschen Pass geben, ist die Gefahr zu groß.
    Die zweite Möglichkeit ist eine Reise mit dem Tragflügelboot auf die Insel Macau, die nur eine Stunde entfernt liegt. Von dort aus könntest du nach Singapur oder Taiwan fliegen. Aber auch das ist zu gefährlich. Ich glaube nicht, dass du es schaffen würdest, unentdeckt an Bord zu kommen. Am Anleger ist eine Passkontrolle und du darfst nicht vergessen, dass jeder einzelne Beamte der Stadt nach dir Ausschau hält.«
    »Kann ich nicht nach China gehen?«, wollte Scarlett wissen.
    »Bei Shenzhen kann man über die Grenze. Viele Touristen nutzen das zum Einkaufen, weil die Preise dort so niedrig sind. Aber da wimmelt es von Polizei. Die Grenze wird gut bewacht. Und sobald die Alten wissen, dass du verschwunden bist, werden sie sich jeden ganz genau ansehen, der die Grenze überschreitet.«
    »Und was ist die vierte Möglichkeit?«
    Aber das sollte sie nicht mehr erfahren. Sie hatte nicht einmal gesehen, dass es in dem Raum ein Telefon gab, aber jetzt klingelte es. Die drei Männer erstarrten und Scarlett war sofort klar, dass es keine gute Nachricht sein konnte. Lohan ging nicht selbst ans Telefon. Er gab dem Japaner, Red, ein Zeichen, der riss den Hörer hoch und hörte einen Moment lang schweigend zu. Dann legte er ihn wieder auf und murmelte ein paar Worte auf Chinesisch. Scarlett verstand zwar nicht, was er sagte, aber das musste sie auch nicht. Der Anruf war eine Warnung. Die Alten waren da.
    Lohan musterte sie von oben bis unten, als sähe er sie zum ersten Mal. Sogar jetzt wirkte er noch vollkommen gelassen, und falls er Angst hatte, ließ er es sich nicht anmerken.
    »Haben sie uns gefunden?«, stieß Scarlett hervor.
    Lohan nickte langsam. »Sie sind draußen. Das Gebäude ist umstellt.«
    »Aber wie…?«
    »Es scheint, als hätten sie uns ausgetrickst.« Lohan sah sie immer noch unverwandt an. Ein paar Sekunden lang sagte er nichts. Dann schnipste er mit den Fingern. »Das ist es. Du musst etwas bei dir haben«, sagte er. »Die Frau, Mrs Cheng, oder jemand bei Nightrise hat dir etwas gegeben, das du bei dir tragen sollst.«
    »Nein…«, begann Scarlett. Aber dann fiel es ihr wieder ein. Ihre Hände fuhren hoch zu ihrem Hals. »Der Vorsitzende hat mir das hier gegeben.«
    Sie trug immer noch den Anhänger aus Jade. Mit zitternden Fingern streifte sie das Lederband über den Kopf. Der kleine grüne Stein mit dem eingearbeiteten Insekt baumelte am Band. Sie gab ihn Lohan. »Er kann nicht verwanzt sein«, sagte sie flehentlich. »Das kann nicht sein…«
    Lohan betrachtete das Schmuckstück mit kalter Wut. Dann drehte er sich um und hielt ihr den Anhänger vor die Nase.
    Scarlett schnappte nach Luft. Das Tier in dem Anhänger – die Echse oder Heuschrecke oder was immer es sonst sein sollte –

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