Hoellenpforte
ein Zeichen und rannte über das Dach auf eine Tür zu. Falls er vorhatte, um den Mann zu trauern, der gestorben war, dann würde das noch warten müssen. Er riss die Tür auf, und nachdem auch Scarlett und Draco sie passiert hatten, knallte er sie zu. Auf der anderen Seite war eine Treppe. Sie führte hinunter in einen Raum voller Rohre und summender Maschinen. Am Ende des Maschinenraums war ein Fahrstuhl für das Wartungspersonal. Lohan schlug auf den Rufknopf und sofort öffneten sich die Türen. Die drei drängten sich hinein und er drückte zwei Knöpfe: Erdgeschoss und Tiefgarage.
Scarlett stand keuchend in dem engen Raum. Ihr Herz raste wie noch nie. Es fühlte sich vollkommen unnatürlich an, plötzlich stillzustehen, obwohl überall Gefahr drohte, aber solange der Aufzug nach unten fuhr, gab es nichts, was sie tun konnte. Sie hoffte nur, dass unten nicht bereits ein Empfangskomitee auf sie wartete.
Lohan war die Ruhe selbst. Er lehnte an der Rückwand, mit dem Anhänger um den Hals. Wasser tropfte ihm von den Haaren und rann über sein Gesicht. »Du gehst mit Draco«, sagte er. »Ich habe Vorkehrungen getroffen. Es warten Männer auf dich. Bei ihnen wirst du in Sicherheit sein.«
»Was ist mit Ihnen?«, fragte Scarlett.
»Ich werde sie ablenken.« Er hob den Anhänger, warf einen kurzen Blick darauf und ließ ihn wieder fallen.
»Die werden Sie umbringen…«
»Wenn sie mich kriegen, werden sie mich umbringen. Aber um mein Leben geht es hier nicht. Du bist alles, was zählt. Du musst entkommen.«
»Das ist alles meine Schuld.« Scarlett fühlte sich schrecklich. Sie hatte die Alten zu der Wohnung geführt. Sie waren nur hinter ihr her. »Es tut mir leid…«
»Du bist eine der Fünf!« Lohan starrte sie an, als könnte er nicht fassen, was sie gerade gesagt hatte. »Es hat dir nicht leid zu tun. Sei kein kleines Mädchen. Du hast die Macht, sie zu zerstören. Nutze sie.«
Die Fahrstuhltüren glitten auf. Sie hatten das Erdgeschoss erreicht. Lohan trat ein paar Schritte vor und warf einen Blick nach draußen. Scarlett konnte die Sirenen von Polizeiwagen hören, aber es war niemand da. Anscheinend hatten die Polizisten noch nicht gemerkt, dass sie nicht mehr in dem Wohnblock waren. Aber der Jadeanhänger würde sie schnell genug herführen. Lohan gab Draco letzte Anweisungen auf Chinesisch, dann war er weg. Die Fahrstuhltüren glitten wieder zu.
»Du bleibst bei mir«, murmelte Draco.
Red war getötet worden. Der Mann mit dem Maschinengewehr war tot. Wahrscheinlich würde Lohan der Nächste sein. Aber das schien Draco nicht zu kümmern.
Der Aufzug stoppte in der Tiefgarage. Dort wartete bereits ein glänzendes schwarzes Auto auf sie. Im ersten Moment konnte Scarlett kaum fassen, was die Männer für sie vorbereitet hatten. Sie erkannte jedoch auch, dass die Idee genial war. Sie musste wieder an das denken, was Lohan gesagt hatte. Die gesamte Stadt war gegen sie. Jeder Polizist, jede Überwachungskamera und jeder städtische Angestellte suchten nach ihr. Wie also sollte sie an ihnen allen vorbeikommen?
Das Auto war ein Leichenwagen. Auf der Ladefläche stand ein offener Sarg, ausgeschlagen mit cremefarbenem Satin und mit einem Kissen an einem Ende. Zwei Männer warteten auf sie. Sie trugen schwarze Anzüge wie Bestattungsunternehmer, aber sie erkannte sie trotzdem. Es waren die beiden, die Mrs Cheng getötet hatten. Einer von ihnen machte eine Handbewegung. Scarlett wusste, was sie zu tun hatte.
Diesmal sträubte sie sich nicht. Ohne das geringste Zögern stieg sie hinten in den Leichenwagen und legte sich in den Sarg. Noch vor wenigen Stunden, als die Männer versucht hatten, sie in einen Kofferraum zu sperren, hatte sie das Gefühl gehabt, lebendig begraben zu werden. Und jetzt passierte es wirklich.
Sie legte den Kopf aufs Kissen. Die beiden Männer kamen. Dann umfing sie erneut die Dunkelheit, als sie den Deckel zuschraubten.
AM HAFEN
Niemand beachtete den Leichenwagen, der aus der Tiefgarage kam und nach Süden in Richtung Victoria-Hafen abbog. Alle konzentrierten sich nur auf das Gebäude, in dem man Lohan und seine Männer aufgespürt hatte. Der Leichenwagen verließ das Gebäude auf der anderen Seite, bog an der nächsten Ampel links ab und fuhr die Goldene Meile hinunter.
Er rollte kaum schneller als Schritttempo. Hätte ihn jemand beobachtet, hätte er ihn bei dieser Geschwindigkeit niemals für ein Fluchtfahrzeug gehalten. Trotzdem lagen die Menschenmenge und die Polizeiwagen schon
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