Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hoellenpforte

Hoellenpforte

Titel: Hoellenpforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
Vom Netzwerk:
bewegte sich. Sie sah es blinzeln und seine Lage verändern. Es hatte die Beine untergeschlagen. Einer seiner Flügel flatterte. Scarlett schrie angewidert auf. Das Ding war lebendig. Und sie hatte es die ganze Zeit um den Hals getragen…
    Lohan lachte kurz und humorlos auf, schloss die Faust um den Anhänger und wickelte sich das Lederband ums Handgelenk.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Scarlett.
    Bevor jemand etwas darauf antworten konnte, gab es unten auf der Straße eine Explosion. Sie hörte sich harmlos und weit entfernt an, doch auf den Knall folgten sofort Schreie und das Geräusch von fallendem Glas. Dann waren Polizeisirenen zu hören – nicht nur ein Polizeiwagen, sondern sehr viele, die von allen Seiten kamen.
    Lohan zog eine automatische Pistole aus der hinteren Hosentasche. Sie war flach und schwarz und er schien sich damit auszukennen, denn er schob ein volles Magazin in den Griff, entsicherte die Waffe und kontrollierte kurz die Mechanik. »Du musst tun, was immer wir dir sagen«, verlangte er. »Keine Fragen. Kein Zögern. Ist das klar?«
    Scarlett nickte.
    Irgendwo im Gebäude war die erste Salve Maschinengewehrfeuer zu hören. Lohan stieß die Tür auf, gab seinen Leuten ein Zeichen und sie verließen die Wohnung.

FLUCHT ÜBER DIE DÄCHER
    Lohan war als Erster auf dem Gang, dann folgten Draco, Scarlett und schließlich Red, der Japaner. Die Männer waren alle bewaffnet. Der Mann vor dem Fahrstuhl hielt das Maschinengewehr jetzt schussbereit. Er schien nicht die geringste Angst zu haben. Er wirkte sogar total entspannt, als wäre dies ein ganz normaler Teil seines Jobs.
    Scarlett hätte sich selbst ohrfeigen können. Es war alles ihre Schuld. Der Anhänger, den der Vorsitzende ihr gegeben hatte, hatte den Verfolgern genau verraten, wo sie war. Warum hatte sie ihn bloß getragen? Sie hätte ihn neben dem Bett liegen lassen sollen. Aber dafür war es nun zu spät. Die Polizei war schon auf dem Weg nach oben.
    Ihr Instinkt riet ihr, so schnell wie möglich zu verschwinden, aber sie bewegten sich sehr langsam, einen Schritt nach dem anderen. Lohan lauschte mit schief gelegtem Kopf und erhobener Waffe auf jedes Geräusch. Scarlett sah, wie er dem Mann am Aufzug mit zwei Fingern das Zeichen gab, dort zu bleiben, und sie wusste, dass das vermutlich sein Todesurteil war. Diese Leute schienen eine Art Ehrenkodex zu haben. Sie taten genau das, was man von ihnen verlangte, egal, was es sie kostete.
    Für einen kurzen Moment war alles ruhig. Die Sirenen der Polizeiwagen waren abgeschaltet worden und auch das Schießen hatte aufgehört. Der Flur war leer. Aber dann bemerkte Scarlett ein blinkendes Licht und ihr Adrenalinspiegel schoss in die Höhe. Neben den Fahrstuhltüren waren zwei Pfeile, einer nach oben und einer nach unten. Einer von ihnen blinkte. Der Fahrstuhl war auf dem Weg nach oben.
    Lohan winkte mit seiner Pistole. »Hier entlang…«
    Sie gingen den Flur hinunter. Scarlett hatte das ungute Gefühl, dass er sie in die falsche Richtung führte. Natürlich wäre es Wahnsinn gewesen, den Fahrstuhl zu benutzen, aber müsste es nicht irgendwo in der Nähe ein Treppenhaus geben? Lohan ging mit ihnen immer tiefer in das Gebäude hinein, fort von jedem möglichen Weg nach draußen.
    Aber niemand erhob Einspruch. Scarlett hatte immer noch keine Ahnung, wer Lohan war oder wieso die anderen ihm gehorchten. Er hatte gesagt, dass er einer Organisation angehörte, die sie seit dem Tag ihrer Geburt beobachtete, aber was das für eine Organisation war oder wer sie leitete, hatte er nicht verraten. Es schien, als wären er und seine Freunde so etwas wie Widerstandskämpfer, die in einer Stadt, die von innen heraus übernommen worden war, gegen die Alten antraten. Doch sie waren nicht von der Polizei und auch keine Soldaten. Was blieb da noch übrig?
    Jetzt war es zu spät, um Fragen zu stellen. Lohan bewegte sich inzwischen schneller, aber immer noch lautlos und sehr vorsichtig, als rechnete er damit, dass eine der vielen Türen plötzlich aufging und sich jemand auf ihn stürzte. Wie hoch oben waren sie? Wie viel Zeit blieb ihnen noch, bis der Aufzug ankam? Das Ende des Ganges war noch etwa dreißig Meter entfernt und es waren noch rund zehn Türen auf jeder Seite. Eine Reihe nackter Glühbirnen, die an Kabeln von der Decke hingen, wies ihnen den Weg. Scarlett hörte ein lautes metallisches Klicken und riskierte einen Blick zurück. Der Mann mit dem Maschinengewehr hatte seine Waffe entsichert. Lohan murmelte

Weitere Kostenlose Bücher