Hoellenprinz
bereits 15 Minuten zu spät war.
»Hallo«, sagte Ela in die Runde und ging auf Luna zu.
»Hallo«, kam es verhalten von den anderen zurück.
»Wo ist Sophie?«, fragte sie Luna.
»Sie hat gerade eine SMS geschickt, dass sie später kommt. Stress zu Hause oder so.«
»Und Sebastian?«
»Den betrifft das irgendwie auch, keine Ahnung.«
Danach war Stille. Ela stand mitten im Raum. Die Jüngeren, also Sarah, Mischa, Tine und Moni, saÃen auf dem abgeranzten Sofa. Und Mira, Vera und Cherry auf dem Boden unter dem schmalen Souterrainfenster. Ela glaubte, die Worte zu spüren, die vor ihrem Kommen hier ausgesprochen wurden. Jedes hatte eine eigene Umlaufbahn und kreiste unentwegt um sie herum: Daniel. Tod. Kuss. Ela. Besoffen.
Sie fühlte sich unwohl und beschloss, drauÃen zu warten. »Ich geh noch mal an die frische Luft«, sagte sie in die Stille hinein und verlieà den Raum. Oben setzte sie sich auf den Rasen unter den Baum, der etwas abseits vom Eingang stand. Am liebsten würde sie wieder heimgehen. Aber sie wusste, dass sie dort lieber hier sein würde. Also blieb sie sitzen.
»Warum sagt Papa so einen Schei� Das ist doch bullshit!« Das war Sophie. Ela beugte sich vor und sah, wie Sophie und Sebastian aus Sebastians Wagen stiegen.
»Reg dich doch nicht so auf. So war er schon immer. Ich kenne ihn seit meiner Geburt.«
Sebastian hatte den Wagen abgeschlossen und jetzt kamen sie auf den Eingang zu. Ela sahen sie nicht, weil sie intensiv in ihr Gespräch verwickelt waren.
»Trotzdem finde ich das scheiÃe. Er weià genau, wie wichtig du mir bist. Wieso sagt er so was?«
»Er ist eifersüchtig.«
»Auf was?«
»Auf unsere Beziehung.«
»So ein Unsinn!«
»Bin ganz deiner Meinung. Ich habe meinen groÃen Bruder noch nie verstanden.«
»Wie kann der ausgerechnet heute so eine Szene machen? Mir schwirrt echt der Kopf.«
»Jetzt beruhige dich. Alles halb so schlimm. Hauptsache, wir halten zusammen.« Sebastian drückte seine Nichte an sich, dann gingen sie rein.
Ela konnte sich keinen Reim aus ihren Worten machen, aber es ging sie schlieÃlich auch nichts an. Sie lief ihnen hinterher, sodass sie gemeinsam den Fuà der Treppe erreichten.
»Oh, hallo Ela«, sagte Sebastian. »Das ist ja schön, dass du auch kommst.«
Ela sah ihm seine Ãberraschung an, klar, er war Polizist und wusste Bescheid.
»Hallo Mädels, entschuldigt bitte unsere Verspätung«, sagte Sebastian, als sie den Raum betreten hatten. »Wir hatten eine familiäre Auseinandersetzung. Nicht der Rede wert. Ich freue mich, dass wir heute sogar â¦Â« Er blickte in die Runde. »Ja, dass wir fast komplett sind.« Alle waren gekommen, nur Caro nicht. Wie Ela vermutet hatte.
Sie stimmten ab, ob sie die Spielanalyse wegen des Todesfalls verschieben sollten, entschieden sich aber dagegen. Also baute Sebastian alle Geräte auf und die Mannschaft quetschte sich auf das lange Sofa, ein dunkelgrünes Cordungeheuer aus den 70er-Jahren, das entsprechend aussah und roch. Sebastian zeigte ihnen die Spielszenen, die er sich für den heutigen Tag rausgesucht hatte. Sie sprachen darüber, anfänglich noch etwas zaghaft, doch im Laufe des Nachmittags diskutierten und stritten sie immer unbefangener, sodass sich sogar bei Ela phasenweise ein Gefühl von Normalität einstellte.
»Luna, kommst du noch mal oder müssen wir uns heute von dir verabschieden?«, fragte Sebastian, als er nach der letzten Sequenz den Fernseher ausgeschaltet hatte.
»Nein, ich komme nicht mehr. Ich fliege in drei Tagen nach Hause«, antwortete Luna. Alle blickten auf die puerto-ricanische Austauschschülerin, die jetzt SüÃigkeiten aus ihrer Tasche hervorkramte.
»Ihr ward mir in diesem Jahr das Wichtigste«, sagte sie und legte die Sachen auf die Tischtennisplatte. Sofort kam Bewegung in die Mannschaft. Einige stürzten sich hungrig auf die SüÃigkeiten, andere fingen an, sich von Luna zu verabschieden, umarmten sie und versprachen, ihr zu schreiben und sogar sie zu besuchen.
Ela betrachtete die Szene etwas abseits. Sie war traurig. Luna würde ihr fehlen. Am Anfang ihres Auslandsjahres war sie noch total eifersüchtig auf sie gewesen, weil Daniel so viel von ihr gesprochen hatte â¦
»Aua!«, schreit Daniel, als er sich den Musikantenknochen am Tisch unseres Baumhauses stöÃt. Er
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