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Hoellenprinz

Hoellenprinz

Titel: Hoellenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zara Kavka
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irgendwie helfen?«, fragte Mirko, als sie fertig war, und Ela musste sich beherrschen, nicht in Tränen auszubrechen. Sie hatte ihm gerade erzählt, dass sie ihn nur benutzt hatte, um einen anderen zu vergessen, und er bot ihr seine Hilfe an. So ein toller Mensch, dachte sie und sagte: »Ich brauche Zeit. Danke. Ich melde mich.«
    Obwohl es Ela etwas beruhigt hatte, mit Mirko zu reden, lag der Gedanke, es tatsächlich getan zu haben, wie ein Bleiklumpen in ihrem Magen. Sie hatte wirklich gesagt, dass sie Daniel lieber tot sehen würde, daran erinnerte sie sich genau. Sie war zu diesem Zeitpunkt zwar schon ziemlich angetrunken gewesen, aber noch weit entfernt von ihrem Filmriss. Aber das hatte sie doch nicht so gemeint … oder doch? Ela wusste es nicht. Sie wusste einfach nicht, ob der Alkohol diesen durch Eifersucht entstandenen Satz missverstanden hatte. Niemals, NIEMALS wollte sie, dass Daniel tot wäre! Wie denn auch, wo sie doch keine Ahnung hatte, wie sie ohne ihn weiterleben sollte.

17
    A m nächsten Tag war Ela viel zu früh beim Präsidium. Sie drückte sich auf dem Parkplatz herum, um nicht den anderen zu begegnen. Gestern Abend hatte die Kommissarin noch bei ihr angerufen und sie zusammen mit den Abiturienten für heute früh ins Präsidium gebeten. Sie hätten neue Ermittlungsergebnisse, hatte sie gesagt, wie Sophie es vorausgesehen hatte.
    Ela hatte Mirkos Warnung ernst genommen und war nicht auf Facebook gegangen. Aber sie konnte sich auch so denken, was da los war, und würde deshalb im Moment fast alles dafür tun, unsichtbar zu sein. Sie hatte das Gefühl, dass jeder, dem sie begegnete, sie anstarrte. Zudem schien ihr, als hätte sich der Bleiklumpen in ihrem Magen verflüssigt und in ihrem ganzen Körper verteilt. Es fühlte sich alles so unendlich schwer an, das Denken, das Aufstehen, das Laufen … alles.
    In kleinen Abständen bogen die Abiturienten in den Hof und gingen ins Polizeipräsidium, manche alleine, manche zu zweit oder in Grüppchen. Die Kirchturmuhr läutete. Neun Mal. Irgendwann kam niemand mehr. Langsam ging Ela über den Hof auf den Haupteingang zu und glaubte, die Blicke zu spüren, aus den Fenstern, vom Parkplatz, von überall her. Plötzlich ärgerte sie sich, nicht vorher reingegangen zu sein und sich in irgendeine Ecke gesetzt zu haben. Jetzt würden alle auf sie aufmerksam werden, wenn sie den Raum betrat. Verdammt! An der Pforte nannte sie ihren Namen und wurde in Zimmer 101 geschickt. Sie nahm die Treppe in den ersten Stock. Die Luft roch abgestanden, als hätte man das Gebäude schon lange nicht mehr gelüftet, und der Linoleumboden wellte sich an manchen Stellen. Mit klopfendem Herzen blieb sie vor der Tür 101 stehen. Auf einem Schild stand »Vortragssaal«. Sie zögerte. Doch dann hörte sie Schritte auf der Treppe, und da sie nicht gesehen werden wollte, öffnete sie schnell die Tür und schlüpfte hinein.
    Â»Ah, da bist du ja, Ela, prima. Setz dich, wir haben noch auf dich gewartet.« Kommissarin Volkmann lächelte ihr zu und machte eine Notiz auf dem Zettel, der vor ihr auf dem Tisch lag. Alle Anwesenden hatten ihre Köpfe nach hinten gedreht und sahen sie an. Auffälliger hätte Ela ihren Auftritt nicht gestalten können! Der Raum bestand aus etwa zehn langen Holzbänken mit uralten Klappstühlen. Die Abiturienten saßen in kleinen Grüppchen überall verteilt. Vorne, neben Frau Volkmann, stand Sebastian. Er zwinkerte ihr zu. Ela fokussierte in der vorletzten Reihe einen freien Platz am Rand und steuerte auf ihn zu, immer um einen möglichst gelassenen Gesichtsausdruck bemüht. Es wurde getuschelt, wahrscheinlich über sie, aber Ela verstand nichts, was wahrscheinlich auch besser war. In der Mitte des Raums entdeckte sie Caro, die neben Lukas saß, und ganz vorne Mirko.
    Als sie endlich saß, fing Frau Volkmann an zu sprechen, was die Aufmerksamkeit aller wieder nach vorne lenkte. Ela musste erst ein paar Mal tief durchatmen, bis sie den Worten der Kommissarin folgen konnte. Sie sah, wie Sebastian einen Stock in der Größe eines Golfschlägers hochhielt. Der war auf der einen Seite wie ein Speer angespitzt und voller Ruß.
    Â»Sehen Sie sich diesen Stock bitte genau an«, sagte die Kommissarin. »Die Untersuchungen der Gerichtsmedizin haben ergeben, dass Daniel damit mehrmals geschlagen wurde. Wir gehen davon aus, dass er

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