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Hoellenprinz

Hoellenprinz

Titel: Hoellenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zara Kavka
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ist schon Minuten lang damit beschäftigt, es sich bequem zu machen. Aber seine lang gewachsenen Glieder wollen einfach nicht mehr reinpassen.
    Â»Stell dir mal vor, du würdest in so einem Haus wohnen müssen.«
    Â»Das wär doch schön«, sage ich und bin traurig über den Klang seiner Stimme.
    Â»So meine ich das nicht, Pumuckl. Ich meine so richtig. Stell dir mal vor, dein Haus wäre eine Art Baumhaus, ohne Strom, fließend Wasser, Toilette, ohne richtige Küche. Und alle würden in einem Zimmer wohnen, die ganze Familie.«
    Â»Wie kommst du darauf?«
    Â»Wir haben eine Austauschschülerin aus Puerto Rico seit diesem Schuljahr bei uns. Die kommt aus dem richtigen Slum, mit Wellblechhütten.« Er schaut aus dem Loch in der Bretterwand. Die Blätter beginnen, von den Bäumen zu fallen, es wird Herbst.
    Â»Sie lebt bei den Hartmanns, er ist dieser Klinikchef. Das muss doch der totale Flash sein. Aus dem Slum direkt zu den Hartmanns.«
    Und es war der totale Flash gewesen. Davon hatte Luna Ela selbst oft erzählt, nachdem sie in die Volleyballmannschaft gekommen war.
    Â»Viel Glück und alles Gute in deiner Heimat. Du wirst mir fehlen«, sagte Ela und umarmte Luna. In dem Moment kullerten Luna Tränen über die Wangen. Moni und Cherry weinten gleich mit, diesbezüglich waren die beiden absolut zuverlässig.
    Luna wischte sich das Gesicht mit dem Handrücken trocken und schüttelte sich ein bisschen, eine Angewohnheit, die Ela öfter an ihr beobachtet hatte, sogar während der Spiele. Luna schien damit ihre Gedanken neu sortieren zu können, auch diesmal. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich auf einen Schlag. Ȇbermorgen fliege ich nach Hause. Ich bin dann zehn Monate in Deutschland gewesen. Es war viel schwer in dieser Zeit für mich. Aber ihr und vor allem du, Sebastian, ihr ward meine große Halterung … sagt man so?«
    Â»Großer Halt, sagt man«, antwortete Sebastian. »Und du warst für uns eine große Bereicherung. Du wirst uns sehr fehlen.«
    Die Stille wurde nur vom Nasehochziehen der Weinenden unterbrochen.
    Â»Es wird nicht einfach für mich, nach Hause kommen, in die Armut, in meine Siedlung, in der es viel Hunger gibt. Aber ich werde vieles ändern. Ganz sicher. Ich werde etwas studieren, mit dem ich Menschen in meiner Heimat helfen kann.«
    Da war er wieder, dieser unnachahmliche Lunablick, der immer von unten nach oben gerichtet war und mit seiner Magnetwirkung eine außergewöhnliche Kraft ausstrahlte. Wie hatte der Journalist in dem Zeitungsartikel über Luna es noch mal beschrieben?
    Â»Und dann sprach sie über ihre Heimat, ihre Familie, den Glauben und über die Aufgaben, die auf sie warteten. Blickt man ihr dabei in die Augen, glaubt man ihr nicht nur, sondern weiß, dass sie all das bewältigen wird.«
    Sebastian stand auf, nahm Luna in den Arm und verabschiedete sich: »Sorry Leute, feiert ihr weiter. Ich muss leider. Hab noch einen Termin. Sophie hat den Schlüssel.«
    Mit diesen Worten verließ er den Raum und Ela ärgerte sich. Sie hatte keine Gelegenheit gehabt, mit ihm zu reden. Kurz überlegte sie, ihm nachzulaufen, ließ es dann aber.
    Â»Gehen wir was trinken?«, hörte sie Sophie Luna fragen.
    Mist! Die nicht auch noch, dachte Ela und fragte, ohne weiter nachzudenken: »Kann ich mit?«
    Die beiden zögerten erst und nickten dann, zeitgleich, wie abgesprochen. Begeistert sahen sie nicht aus, doch das musste Ela egal sein. Sie brauchte sie jetzt, ob sie wollten oder nicht.
    Eine halbe Stunde später saßen die drei auf dem Marktplatz und tranken einen Eiskaffee. Das Gespräch plätscherte dahin, Luna berichtete von den Geschenken, die sie für ihre Familie gekauft hatte, und vom Kofferpacken. Sophie erzählte Einzelheiten von dem Streit daheim. Dass ihr Vater den engen Kontakt mit Sebastian nicht gut fand, warum auch immer, und dass sie drauf scheißen würde. Sebastian tat alles für sie, seit sie auf der Welt war. Einen besseren Onkel konnte man sich nicht vorstellen und ihre Eltern nervten nur rum.
    Â»Ihr fragt euch vielleicht, warum ich hier bin«, sagte Ela, als Sophie sich von ihrem Antieltern-Wutausbruch erholt hatte und eine kurze Gesprächspause eingetreten war.
    Luna zuckte mit den Schultern und Sophie sagte: »Na ja, ehrlich gesagt schon ein bisschen.«
    Ela schob ihren leeren Eisbecher in die Mitte

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