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Hoellenprinz

Hoellenprinz

Titel: Hoellenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zara Kavka
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wegen dieser Attacke ins Stolpern geriet, hinfiel und mit dem Kopf auf einen Stein aufgeschlagen ist. An der dadurch verursachten Wunde ist er dann verblutet.«
    Sebastian warf mit einem Beamer ein Foto mit einem blutverschmierten Stein an die Wand.
    Â»Gibt es jemanden unter Ihnen, der zu diesen Erkenntnissen etwas zu sagen hat?«
    Unruhe kam auf. Manche flüsterten, jemand schluchzte leise, andere bewegten sich einfach nur aus Verlegenheit oder Angst. Wie Ela, die sich ihre feuchten Hände an der Jeans trocken rieb.
    Â»Wir hatten fast alle so einen Stock. Jemand hatte Marshmallows mitgebracht und die haben wir über dem Feuer gegrillt.« Das war der rothaarige Trompeter.
    Â»Das haben wir gesehen. Die Stöcke lagen auf dem Platz verteilt und sie ähneln einander natürlich.« Die Kommissarin gab Sebastian ein Zeichen und der reichte Luna, die ganz vorne rechts in der ersten Reihe saß, den Stock.
    Â»Und doch sind alle Stöcke verschieden«, fuhr sie mit ihrem Vortag fort. »Diesen hier scheinen viele von Ihnen an dem Abend in der Hand gehabt zu haben, sodass wir anhand der DNA-Spuren den Täter leider nicht dingfest machen können. Deshalb möchte ich Sie bitten, dass jeder, der einen Stock hatte, diesen in die Hand nimmt und sich ganz genau anschaut. Vielleicht kommt er einem von Ihnen ja bekannt vor?«
    Während der Stock von Hand zu Hand ging, fragte Jonas: »Wenn Sie sagen, dass Daniel verblutet ist, weil er mit dem Kopf auf den Stein gefallen war, heißt das dann, dass er nicht sofort tot war?«
    Â»Obwohl er eine schwere Verletzung am Gehirn davon getragen hat, gehen wir davon aus, dass zwischen der Kopfverletzung und dem Eintritt des Todes etwa 30 Minuten lagen.«
    Wieder Unruhe. Caro und ein anderes Mädchen fingen an zu weinen und Ela verdeckte reflexartig ihr Gesicht mit ihren Händen, als könnte sie damit die Tatsache von sich fernhalten, dass Daniel direkt neben ihr langsam vor sich hin gestorben war. Ihr wurde schlagartig übel. Selbst wenn sie es nicht gewesen war, die mit dem Stock auf ihn eingeschlagen hatte, hätte sie seinen Tod verhindern können. So oder so war sie schuld. Ohne ihre scheißverdammte Eifersucht würde Daniel noch leben.
    Â»Ich will nicht, dass du stirbst«, antworte ich Daniel im Baumhaus, während wir gemeinsam auf den Schnee warten.
    Â»Dann schneit es aber auch nicht.«
    Â»Das ist mir egal. Schlitten fahren ohne dich macht eh keinen Spaß.«
    Â»Ach Pumuckl, du kannst doch auch mal was ohne mich machen.«
    Â»Warum?«
    Er zuckte mit den Schultern. »So halt.«
    Er wird mich niemals so lieben wie ich ihn, denke ich, nein – weiß ich!
    Der Stock war bei ihr angekommen. Sie nahm ihn in die Hand, schloss die Augen und wusste sofort, dass es ihrer war. Das Astauge direkt in der kleinen Biegung, die wie ein perfekter Griff das eine Ende des Stocks abrundete, hatte sie die ganze Zeit unterhalb des Mittelfingers gestört. Genau an der Stelle saß auch die kleine Wunde mit dem Splitter. Aber sie sagte nichts.
    Die Kommissarin hielt einen auffällig großen Ohrring hoch. »Weiß jemand, wem dieser Ohrring gehört? Alle Blicke gingen in Elas Richtung. Ja, es war ihr Ohrring, ihr schönster. Caro hatte sie ihr zum letzten Geburtstag geschenkt. Eine Welle der Panik brach über ihr zusammen. Ihr Blut gerann in ihren Adern, vertrocknete, zerbröselte, löste sich auf. Ela wurde schwarz vor Augen, doch sie wurde nicht ohnmächtig, sondern nahm alles wie durch einen Schleier wahr, als wäre sie Zuschauerin ihres eigenen Handelns. Sie beobachtete sich selbst dabei, wie sie aufstand und leise sagte: »Das ist mein Ohrring. Und das ist mein Stock, aber erinnern kann ich mich nicht.«
    Es herrschte Totenstille, sogar die vereinzelten Schluchzer verstummten. Ela fixierte die Kommissarin, um nicht in Versuchung zu kommen, auf Caro zu blicken. Diese ganze Situation erschien ihr plötzlich so absolut fern aller Realität, so absurd, so abnormal, dass sie ein Lächeln unterdrücken musste, nicht ein amüsiertes, sondern ein verzweifeltes Lächeln, das man lächelte, wenn auf einen Schlag die ganze Welt kopfstand und nichts, gar nichts mehr so war, wie vorher. Ein staunendes Lächeln, unschuldig. Ausgerechnet sie war also eine Mörderin! Sie, die bei Einladungen vergessen und auf Partys übersehen wurde, sie, die in der Unterstufe »Lady Boring«

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