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Hoellenprinz

Hoellenprinz

Titel: Hoellenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zara Kavka
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fotografiert.«
    Â»Aha.« Sie fing an, nicht vorhandene Fussel von ihrem Ärmel zu zupfen. Lukas schaute ihr dabei zu. Plötzlich kamen ihm lauter Fragen in den Sinn. Über ihre Gefühle zu Daniel und die Hintergründe zu dem Kuss. Aber ihm fehlte das Talent für ein derartiges Gespräch. Nervös wippte er mit seinem Bein. Außerdem fühlte es sich so an, als würde Ela ihn gleich bitten zu gehen. Er musste handeln.
    Â»Könnte ich vielleicht etwas zu trinken bekommen?«, fragte er, in der Hoffnung, dass sie dafür das Zimmer verlassen musste. An ihrem Zögern sah er seine Vermutung bestätigt: Sie wollte, dass er ging. Jetzt hieß es auf der Hut bleiben, sonst wäre die ganze Aktion umsonst gewesen. Darum setzte er schnell nach: »Ich habe wirklich schrecklichen Durst.«
    Â»Okay«, sagte Ela und stand auf. »Was magst du denn? Saft, Wasser, Schorle?«
    Â»Eine Schorle wäre super«, antwortete er, einfach nur, weil eine Schorle die meiste Zeit beanspruchte.
    Ela verließ das Zimmer und er machte sich sofort an die Arbeit, schob den Stuhl ans Fenster und stellte sich drauf. Es war ein Drehstuhl und er musste höllisch aufpassen, nicht runterzufallen. Zudem hoffte er, dass ihn niemand von draußen sah und Ela später darauf ansprechen würde. Schnell kramte er die Kamera und den Klebestreifen aus seinen Taschen und befestigte das Ding so, dass es den größten Teil des Raums erfassen würde. Auf jeden Fall das Bett und hoffentlich auch noch den Spiegel, falls sie sich davor ausziehen sollte. Die Erfahrung zeigte, dass die Mädchen das gerne taten.
    Die ganze Aktion dauerte keine 30 Sekunden. Er konnte entspannt den Drehstuhl wieder zurückschieben und sich draufsetzen. Keine Sekunde zu früh.
    Â»Hier, Apfelsaftschorle.« Ela hatte sich selbst auch ein Glas mitgebracht. Erst jetzt merkte er, dass er tatsächlich schrecklichen Durst hatte, und trank das Glas in einem Zug leer.
    Â»Danke«, sagte er und wischte sich mit dem Handrücken die Lippen trocken. »Ich muss dann wieder los.« Er stand auf. »Wenn du jemanden brauchst zum Reden oder so, kannst du mich anrufen.«
    Ela sagte nichts. Er glaubte, die vielen Fragen in ihrem Kopf zu hören, die alle in eine einzige Schwingung mündeten: Misstrauen! Und da sie dazu ja auch Anlass hatte, machte er, dass er so schnell wie möglich davonkam.

22
    Ein Geräusch holt mich aus tiefem, komaartigem Schlaf.
    Ich blinzle. Es ist dunkel. Ich kann noch nicht mal meine Hand vor den Augen sehen, so finster ist es.
    Klack – Klack – Klack.
    Was ist das? Ein Specht? Ich setze mich auf. Mir tut alles weh, trotzdem stehe ich auf und taste mich durch die Finsternis in Richtung des Geräuschs. Ich bin in einem Wald, von allen Seiten piksen Äste in mein Gesicht, in meine Arme, in die Seiten, am Bein verletze ich mich an einem Dornenstrauch. Es tut weh, ich spüre Blut die Knöchel hinunterlaufen. Das Geräusch wird lauter und schneller.
    Klack – Klack – Klack – Klack – Klack – Klack.
    Ich komme an eine Lichtung. Hier ist es plötzlich hell, taghell und in der Mitte liegt etwas. Ich gehe näher hin und erkenne Daniel. Er ist tot. Ich wundere mich, er war doch am Wochenende erst gestorben. Ein Specht pickt gegen seinen Kopf.
    Klack – Klack – Klack – Klack – Klack – Klack.
    Er verursacht das Geräusch. Als ich dichter dran bin, erkenne ich, dass es doch nicht Daniel ist, sondern eine Holzfigur, die Daniel ähnelt. Mir schaudert. Der Specht hat schon viele Löcher in den Kopf gepickt. Ich will ihn verscheuchen, aber der beachtet mich nicht, pickt einfach weiter.
    Klack – Klack – Klack – Klack – Klack – Klack.
    Ich berühre den hölzernen Daniel und rüttele ihn. In dem Moment zerfällt er unter meinen Händen. Beine, Arme, Kopf, alles löst sich mit einem Knackgeräusch vom Körper. Ich habe ihn kaputt gemacht, schreit es in mir …
    Â»Michaela! Michaela, komm zu dir!«
    Â»Ela, wach auf. Wir sind’s.«
    Ela öffnete ihre Augen und sah in das Gesicht ihres Vaters. Mit einem Ruck setzte sie sich auf und warf ihre Arme um seinen Hals. Papa ist da. Hinter ihm stand ihre Mutter und lächelte sie an. Ela reichte ihr ihre Hand über die Schulter ihres Vaters hinweg. Sie sind da. Alles wird gut. Eine Weile saßen sie so da und Ela wünschte sich nichts

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